«Die Musik zu einem wahren Erlebnis machen»
25.05.2023 Olsberg, Musik, RheinfeldenSolsberg Festival vom 29. Juni bis 7. Juli
Das Solsberg Festival findet dieses Jahr bereits zum 18. Mal statt. Sol Gabetta erklärt im Interview, wie alles angefangen hat.
Was war vor 18 Jahren der Ursprung für die Idee, ein Festival in Olsberg und ...
Solsberg Festival vom 29. Juni bis 7. Juli
Das Solsberg Festival findet dieses Jahr bereits zum 18. Mal statt. Sol Gabetta erklärt im Interview, wie alles angefangen hat.
Was war vor 18 Jahren der Ursprung für die Idee, ein Festival in Olsberg und Rheinfelden zu gründen?
SOL GABETTA (SG): Durch mein Studium und meinen Beruf war ich viel unterwegs, doch ich spürte stets den Wunsch, ein Zuhause zu finden – nicht nur ein Zuhause zum Leben, sondern auch einen Ort, zu dem ich Leute, die ich musikalisch sehr schätze, einladen und mit ihnen musizieren kann. Als junge Interpretin vor 18 Jahren irritierte mich ausserdem, dass ich bei meinen Konzerten in der Entscheidung, was und mit wem ich spielen wollte, teilweise eingeschränkt war. Ich sehnte mich danach, einen Ort zu schaffen, an dem sich Musikerinnen und Musiker frei austauschen können und wo die Programme sorgfältig geplant werden.
Mein ursprüngliches Ziel war, an vier aufeinanderfolgenden Wochenenden verschiedene musikalische Stile und Epochen vorzustellen. Aus organisatorischen Gründen haben wir vor einigen Jahren beschlossen, diesen Plan zu ändern und das Festival gebündelt an ca. zehn Tagen durchführen. Trotzdem ist die Grundidee, verschiedene Stile zu präsentieren, erhalten geblieben. Ich suche nach unterschiedlichen Interpretationen und Spielarten, indem ich darüber nachdenke, welche Musikerinnen und Musiker harmonieren könnten und wer aufgrund seiner langjährigen Fokussierung auf einen bestimmten Stil anderen in der Gruppe etwas beibringen könnte. Das Solsberg Festival ist für mich eine Art Laboratorium, das mich musikalisch nach wie vor wachsen lässt und mich sehr fasziniert.
Mit den meisten Künstlerinnen und Künstlern, die zum Solsberg Festival eingeladen werden, verbindet Sie eine Freundschaft. Wie wird entschieden, welche Musikerinnen und Musiker jeweils eingeladen werden?
SG: Tatsächlich kenne ich die meisten Musikerinnen und Musiker, die ich einlade, persönlich. Nach so vielen Jahren in der Musikszene trifft man immer wieder aufeinander. Wenn ich mit den Personen eine Freundschaft verbinde, ist das natürlich ideal, aber am wichtigsten ist mir, dass wir auf musikalischer Ebene etwas zu teilen haben, um die Musik zu einem wahren Erlebnis für uns und das Publikum zu machen. Das Besondere am Solsberg Festival ist die Intensität, mit der wir proben und uns auf die Konzerte vorbereiten. Wir spielen Kammermusik in einem intimen Rahmen und in besonderen Spielstätten, was für uns Interpreten und das Publikum eine einzigartige Erfahrung bietet.
Was steht zuerst, das Programm oder die Künstler?
SG: Meistens stehen die Interpreten zuerst. Ein Festival ist manchmal wie ein Kochrezept: man muss zuerst die passenden Zutaten finden und sich dann überlegen, welche Gerichte man daraus kreieren kann (lacht). Manchmal habe ich auch den Wunsch, einem bestimmen Komponisten einen Schwerpunkt im Festival zu widmen oder ein bestimmtes Stück einzustudieren, welches ich bisher noch nie gespielt habe. Natürlich bin ich auch offen für Vorschläge der eingeladenen Gäste. Es ist mir sehr wichtig, dass sich alle wohl fühlen und mit der Werkauswahl glücklich sind. Ein erfolgreiches Festival bedeutet nicht, dass eine Person entscheidet und die anderen mitmachen, sondern dass zwischen den Interpreten und der Musik eine Symbiose entsteht, die ein einzigartiges musikalisches Erlebnis hervorbringt.
Durch das Format Solsberg Young Artists kommen immer wieder junge Talente nach Olsberg. Wie werden Sie auf die jungen Künstlerinnen und Künstler aufmerksam?
SG: In meiner Freizeit schaue ich mir gerne verschiedene Plattformen und Wettbewerbsvideos an. Es fasziniert mich unglaublich, welches Niveau ich dabei sehe und welche Talente ich dabei entdecke. Meiner Meinung nach gehören diese jungen Talente auf die grosse Bühne und deshalb möchte ihnen eine Plattform bieten. Zudem möchte ich dem Publikum die Lust am Entdecken näherbringen.
Ich habe manchmal das Gefühl, dass sich die Gesellschaft – ich eingeschlossen – in einer Bequemlichkeit einrichtet und dazu tendiert, das zu mögen, was man bereits kennt. Indem ich junge und neue Musikerinnen und Musiker nach Olsberg einlade, möchte ich diese Entdeckungslust wecken. Ich bin sicher, dass das Publikum von den eingeladenen Talenten musikalisch begeistert sein wird.
Das Interview wurde von den Organisatoren des Solsberg Festivals durchgeführt.