Nach Corona erfahren die Reisebüros wieder mehr Buchungen. Anbieter aus der Region erzählen von den Wünschen ihrer Kunden.

Yasmin Malard

Die Menschen hat das Reisefieber offensichtlich wieder gepackt. Seit Corona spiele immer noch ein gewisser Nachholbedarf mit, sagt jedenfalls Matthias Reimann vom Unternehmen Knecht Reisen, das in Frick und Rheinfelden jeweils eine Filiale betreibt. Bis jetzt seien 70 bis 90 Prozent des Vor-Corona-Niveaus erreicht. Die Branche sei zuversichtlich, 2024 einen Stand zu erreichen, der dem vor der Pandemie gleichkommt.

Und hierhin geht es
Reimann nennt Griechenland den europäischen «Spitzenreiter» dieses Jahres. Die Kunden treibe es aber auch weiter weg. Eine besonders hohe Nachfrage gebe es für die USA, Kanada, Australien, Costa Rica, Island und Teile Skandinaviens. Während geführte Rundreisen laut Knecht Reisen eine Art «Renaissance» erleben würden, seien die Schweizer gerne auch unabhängig unterwegs. Deswegen laufen (oder fahren) Mietwagen-Reisen und Wohnmobil-Ferien gerade sehr gut.

Franz Häseli aus Gipf-Oberfrick bietet spezifische Südamerika-Reisen an. Seine Kunden verspüren meistens den Wunsch, Patagonien, also Chile oder Argentinien, zu besuchen. Persönlich empfiehlt er jedoch das verborgene Juwel Kolumbien. «Die Leute reisen wieder, sie gehen wieder fort», sagt Jolanda Kaufmann vom Möhliner Car-Reiseunternehmen Kaufmann’s Schwarb Reisen AG. «Sehr beliebt ist das Angebot Normandie und Bretagne.» Diese Reise vom 25. bis 30. August war bereits im vergangenen November ausgebucht. Auch hoch im Kurs das Angebot «Thüringer Wald – Dresden – Spreewald.»

Man spüre bei den Kunden den Wunsch, den «Ausland-Entzug» aus der Coronazeit zu kompensieren, beobachten auch Bianca Hausherr und Nora Straumann vom Carunternehmen Sägesser mit Standort Wintersingen. Reisen nach Elba (Italien) sowie nach Rosas (Spanien) seien sehr schnell ausgebucht gewesen. Auch der Norden sei durchaus gefragt mit Destinationen wie Irland, Südengland oder dem Nordfriesland.

Immer spontaner
Während bei Franz Häseli noch immer viele Kundinnen und Kunden ihre Reise lange im Voraus planen, bemerkt Nora Straumann zunehmend einen anderen Trend: Manchmal würden Kundinnen und Kunden nur zwei Wochen im Voraus eine grosse Reise buchen. «Es gibt die Spontanbucher», sagt Jolanda Kaufmann und erzählt: «Sie holen den Katalog und sagen am anderen Tag für eine Reise zu.» Auch Christian Winter vom Carunternehmen Siegrist Reisen in Eiken vermerkt, dass die Kurzfristigkeit überwiegt. Die Preise in dieser Saison, vor allem von Fluggesellschaften, seien allerdings in die Höhe geschossen – Spontan-Bucher könnten daher negativ überrascht werden. Und wenn es dann eben doch auch Ferien im eigenen Land sein dürfen? Die bedeutendsten Reiseziele seien aktuell das Berner Oberland, das Appenzell, das Tessin und die Region um den Bodensee, sagt Nora Straumann. Das bestätigt auch Christian Winter. Und so hat es doch wieder von allem ein bisschen. Die Reisewünsche – so viele, wie Sandkörner am Meer.

Logisch? Auf den zweiten Blick

Da der südamerikanische Sommer dem der Nordhalbkugel entgegengesetzt ist, sind die Monate Juni, Juli, August für Franz Häseli tendenziell ruhig. Auch beim Carunternehmen Sägesser spricht man davon, dass während der Sommermonate die Nachfrage erstaunlicherweise bescheiden ist. Dies mag einerseits daran liegen, dass das Zielpublikum bei Car-Reisen grösstenteils aus Rentnern besteht (laut Sägesser liegt das Durchschnittsalter zwischen 60 und 70 Jahren), welches den Touristenandrang während des Sommers vermeiden möchte und deswegen den Herbst bevorzugt. Andererseits lebe der Auftragsverkehr (bei dem Gruppen eine private Tour in Auftrag geben) von Vereinen und Institutionen, die während des Sommers überwiegend inaktiv sind. Jolanda Kaufmann sagt, dass gerade Zweitagesreisen über den 1. August bei Senioren beliebt seien – bald wieder also ist Abfahrt. (ym)