«Das Gesundheitswesen steht enorm unter Druck»

  25.05.2023 Rheinfelden

Grosse Nachfrage nach Rehabilitationsplätzen

Die Reha Rheinfelden verzeichnete im vergangenen Jahr 71 609 Pflegetage, das ist ein Plus von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nur dank einer Covid-Entschädigung des Kantons resultiert ein Jahresgewinn. Ein grosses Problem ist der Fachkräftemangel.

Valentin Zumsteg

«Es war ein sehr anspruchsvolles Jahr. Das Gesundheitswesen steht enorm unter Druck», sagte Matthias Mühlheim, administrativer Direktor der Reha Rheinfelden, am Dienstag anlässlich einer Medienorientierung. Zusammen mit Leo Bonati, Chefarzt und medizinischer Direktor, präsentierte er den Geschäftsbericht 2022. Die Corona-Pandemie hinterliess immer noch ihre Spuren. Sporadisch auftretende Häufungen von Krankheitsfällen bei Patientinnen und Patienten machten Isolations- und Quarantänemassnahmen notwendig, teilweise war auch das Personal betroffen. Dadurch konnten von den 204 zur Verfügung stehenden Betten durchschnittlich nur 191 betrieben werden. Daneben verschärfte der Ukraine-Krieg die bereits angespannte Lage bei Logistik und Lieferketten. Mühlheim sprach von massiven Kostensteigerungen, während die Tarife stagnierten. Die Gesundheitsbetriebe hätten in zunehmendem Masse Schwierigkeiten, genügend Mittel zu erwirtschaften, um künftige Investitionen finanzieren zu können: «Wir müssen aufpassen, dass wir das Gesundheitswesen nicht gegen die Wand fahren.»

Mehr Temporärpersonal
Ein sehr grosses Problem ist der Fachkräftemangel, vor allem in den Pflegeberufen. Weil offene Stellen nicht besetzt werden können, muss die Reha Rheinfelden immer öfter auf externes Temporärpersonal zurückgreifen. «Derartige Lösungen sind nicht optimal und auch kostenintensiv, letztlich aber unvermeidlich», heisst es im Finanzbericht. Entsprechend sind die Personalkosten im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2021 um 3,46 Millionen Franken oder 7,4 Prozent gestiegen. Der durchschnittliche Personalbestand lag 2022 bei 705 Mitarbeitenden, die sich 541,5 Vollzeitstellen teilen.

Die Nachfrage nach Rehabilitationsplätzen ist hoch. Regelmässig gibt es bei der Reha Rheinfelden mehr Patientenanmeldungen als freie Betten. Die Zahl der Pflegetage stieg im vergangenen Jahr auf 71 609, das ist ein Plus von 2,5 Prozent gegenüber 2021. Insgesamt wurden 2413 Patienten stationär behandelt. «Es ist wichtig, dass wir die Patienten früh von den Aktuspitälern übernehmen können», sagte Bonati.

Entschädigung des Kantons
Finanziell gestaltete sich das vergangene Jahr schwierig: Nur dank einer ausserordentlichen Covid-Entschädigung des Kantons von 599 000 Franken kann die Reha Rheinfelden einen Jahresgewinn von 485 000 Franken ausweisen. Im Vorjahr waren es 762 000 Franken, wobei auch damals eine Entschädigung des Kantons für schwarze Zahlen sorgte.

Eine grosse Neuerung im vergangenen Jahr war die gesamtschweizerische Einführung des ST-Reha-Tarifs. «In den ersten Monaten lief noch nicht alles wie gewünscht, dennoch darf ein positives Fazit nach einem Jahr gezogen werden», heisst es im Finanzbericht. Die durchschnittlichen Erträge pro Pflegetag seien zumindest nicht tiefer als in den Vorjahren. Dies bringe eine gewisse Sicherheit bei der Ertragsplanung mit sich.


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