Als Hagel übers Feld zog
05.06.2025 FricktalDer Sturm, der am Sonntag durchs untere Fricktal fegte, hinterliess in der Landwirtschaft seine Spuren. Die Schäden sind – wie die Hagelkörner – von unterschiedlicher Dimension.
Ronny Wittenwiler
Dass sich der Hagelsturm das untere Fricktal punktuell ...
Der Sturm, der am Sonntag durchs untere Fricktal fegte, hinterliess in der Landwirtschaft seine Spuren. Die Schäden sind – wie die Hagelkörner – von unterschiedlicher Dimension.
Ronny Wittenwiler
Dass sich der Hagelsturm das untere Fricktal punktuell ausgesucht hat, lässt sich am Beispiel von Gerhard Wunderlin ausmachen. «Hier ist alles in Ordnung, die Reben sind verschont geblieben», sagt der Winzer, als ihn die NFZ telefonisch erreicht. Wunderlin steht gerade im Rebberg in Magden. «Es ist alles schön anzuschauen, psychologisch tut das gut», sagt er. Anders in Zeiningen, wo Wunderlin wohnt und er den Hauptharst seines Rebbaus betreibt. «Dort hat der Hagel die Spitzen vieler Triebe beschädigt. Das tut weh.» Stand jetzt geht er davon aus, dass zwanzig bis dreissig Prozent der Trauben in Mitleidenschaft gezogen wurden. Wie stark der wirtschaftliche Schaden am Ende effektiv sein wird, sei derzeit kaum abzuschätzen und wenn man überhaupt von so etwas wie Glück im Unglück sprechen will, dann deshalb: Das kurze, aber intensive Ereignis vom Sonntag kam zu einer Zeit, in der die Pflanzen sich in einem relativ frühen Stadium befinden. «Das hat den Vorteil, dass sie sich erholen können.» Schäden aber, beziehungsweise Einbussen, wird es geben bei den Weinbauern aus Zeiningen.
Andere Weinbaugemeinden im Aargau blieben gemäss Branchenverband von Hagelschäden verschont.
«Würde sagen, der Kotflügel ist kaputt»
Auch im Fischingertal zog der Hagelsturm vorüber, etwa in Schupfart, wo Andy Steinacher seine Obstanlagen betreibt. Auf rund 2,5 Hektaren produziert er Aprikosen, Kirschen, Äpfel, Pfirsiche und Zwetschgen. «Der Hagel hat zwar einige Folien beschädigt, doch mit den Früchten ist alles in Ordnung.» Steinachers Obstbau-Anlage ist überdacht und somit vor einem Ereignis wie diesem entsprechend geschützt. Eine Investition, die ihn rund 350 000 Franken gekostet hat. Eine Investition aber auch, die seine Früchte für die entsprechende Vermarktung unversehrt bleiben liess. Was aber ohne Schutz passiert wäre, zeigte sich daneben: Steinacher besitzt zusätzlich auf rund einer Hektare ungeschützte Anlagen mit Äpfeln und Zwetschgen – diese nahmen grossen Schaden. Hinzu kommen viele Hochstamm-Kirsch- und Apfelbäume. «Das ist vielmehr Hobby und ein Beitrag zu Ökologie und Landschaftsschutz», sagt Steinacher zwar, aber: «Hier kam es zu einem Totalschaden durch den Hagel. Als Tafelobst lassen sich diese Früchte nicht mehr vermarkten. Sie beginnen bereits zu faulen.» Mit Blick auf den Sonntag sagt es Steinacher so: «Es ist wie ein Auto. Ich würde sagen, der Kotflügel vorne rechts ist kaputt. Aber das Auto läuft noch.»
In Mumpf hagelte es Schäden
Wohl am heftigsten zog der Hagelsturm durch Mumpf, wo er den angebauten Mais regelrecht niederwalzte. Betroffen ist etwa Landwirt Stefan Weiersmüller: «Beim Mais reden wir fast von einem Totalausfall oder mindestens von achtzig Prozent Verlust.» Zwar wäre es möglich, nochmals mit einer Aussaat zu beginnen, bei den aktuellen Wetterbedingungen komme das aber vorerst nicht infrage. Auch das Getreide nahm grossen Schaden. «Wie gross dort der Ausfall ist, wird sich erst beim Dreschen zeigen» – dann also, wenn das Getreide geschnitten und die Körner maschinell getrennt werden. «So heftig hatten wir es in Mumpf noch nie erlebt», sagt Weiersmüller. Er spricht von Hagelkörnern mit einem Durchmesser von bis zu fünf Zentimetern, die nach ihrem Niedergang selbst am anderen Morgen für eine weitere böse Überraschung bei Weiersmüller sorgten: Die Körner schlugen regelrecht ins Scheunendach ein und durchlöcherten dieses, «wie von Schrot durchschossen». Hier gab es nebst den Verlusten auf dem Feld den grösstmöglichen Schaden. «Dort lagern rund 120 Tonnen Heu in Ballen und in loser Form auf der Heubelüftung, die nun mit Regen und kleinen Eternitstückchen durchmischt sind.»