«Aemmerhof» weiter in Fricktaler Besitz

  25.04.2023 Mettauertal, Mettau

Dass ein ganzer Bauernhof auf einmal unter den Hammer kommt, beziehungsweise versteigert wird, ist nicht alltäglich. Zirka 100 Personen wohnten dem Versteigerungsakt in Mettau bei. Den Zuschlag erhielt ein junges Paar aus Oeschgen.

Bernadette Zaniolo

«Das habe ich noch nie erlebt, dass ein ganzer Bauernhof versteigert wird», sagte Peter Wüst gegenüber der NFZ. Und das will etwas heissen, denn er hat in seiner Karriere zirka 200 Versteigerungen durchgeführt. Am vergangenen Freitag war es jene des Aemmerhofs in Wil, einem Ortsteil der Gemeinde Mettauertal. «Wir haben Full-House», hielt Wüst fest.

Tatsächlich mussten der Betreibungsbeamte und seine Mitarbeiterin kurz vor 15 Uhr noch rund das Doppelte der schon bereitgestellten Stühle in den Versammlungsraum im Untergeschoss der Turnhalle Mettau schaffen. Zirka 100 Personen – vorwiegend aus dem Mettauertal und der näheren und weiteren Region – aber auch einige, die von weit her angereist waren, nahmen teil.

Neun Grundstücke
Peter Wüst erläuterte zuerst die Steigerungsbedingungen, unter anderem wies er auf das Zerstückelungsverbot hin sowie, dass Maschinen und andere bewegliche Sachen nicht Teil der Versteigerung sind. Zugleich

betonte er: «Es gibt keine Hektik», sprich die Versteigerung werde in aller Ruhe durchgeführt. Dabei ging es um neun Grundstücke mit insgesamt 16 Hektaren Land, einem Zweifamilienhaus, einem Stall sowie einer Scheune. Der Schatzungspreis beträgt fast 2,014 Millionen Franken. Bis zu diesem Preis konnte jeder Mann beziehungsweise jede Frau mitbieten, egal ob er oder sie eine landwirtschaftliche Ausbildung hat oder nicht. Anwesend war auch Felix Peter, Leiter Boden- und Pachtrecht Landwirtschaft Aargau. Dies ist gemäss Peter Wüst nur bei einer Zwangs-Vollstreckung möglich. Die Verwertung erfolgte auf Verlangen der Pfandgläubigerin im dritten Rang (die NFZ berichtete). Dies ist die ALK Aargauische Landwirtschaftliche Kreditkasse in Aarau. Bei dieser sind der 61-jährige Landwirt und seine gleichaltrige Frau mit knapp über 100 000 Franken in der Schuld.

Von der ALK lag zu Versteigerungsbeginn ein schriftliches Angebot von 1,2 Millionen Franken (das Mindestgebot musste mindestens 1 072 478.25 Franken betragen) vor. Den Reigen der Angebote – sie mussten mindestens im 5000-Franken-Schritt erfolgen – eröffnete ein junges Ehepaar aus Oeschgen mit 1,205 Millionen Franken. Nach zweimaligem Aufruf bot ein Interessent aus dem Waadtland 1,25 Millionen Franken. Dieser ging in der Folge noch bis zum Angebot von 1,325 Millionen Franken mit und bot später noch 1,5 Millionen Franken. Danach boten nur noch das Paar aus Oeschgen sowie ein Paar aus Villigen, welches mit dem Angebot von 1,35 Millionen

erstmals in den Bieter-Wettbewerb einstieg. Ihr letztes Angebot stellte sich bei 1,625 Millionen Franken ein, sprich bei den darauf gebotenen 1,650 Millionen Franken des jungen Paares aus Oeschgen gingen die Bieter aus Villigen nicht mehr mit.

Nachdem die Söhne der Aemmerhof-Besitzer nicht vom Vorkaufsrecht Gebrauch machten, zeigten sich die neuen Besitzer erfreut. Sie leisteten die Anzahlung von 100 000 Franken in bar. Die Frau verfügt über eine Ausbildung im Landwirtschaftsbereich. Wie bereits mit dem «Hof 23», einem Gemeinschaftsprojekt, welches sie mit ihren und den Geschwistern ihres Mannes im Mettauertal umsetzt, soll auch der «Aemmerhof» auf Bio umgestellt werden und vom Säen bis zum Verkauf alles aus einer Hand erfolgen.

Erleichterung
Erleichterung zeigte sich nach dem rund 40-minütigen Versteigerungsakt draussen vor der Turnhalle. Beim von Pascal Oeschger und Roland Steinacher organisierten Grill- und Getränkestand äusserten mehrere Personen ihre Zuversicht, dass sie nun nachts nicht mehr von schreienden Kühen aus dem Schlaf gerissen würden, beziehungsweise es wohl auch bald für die Tiere eine gute Lösung geben wird. Denn um das Tierwohl war es auf dem «Aemmerhof» die letzten zwei, drei Jahre nicht immer zum Besten bestellt, wie der Veterinärdienst bestätigte (die NFZ berichtete). 


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