So lange wie möglich in Bewegung bleiben

  31.01.2023 Persönlich, Zeiningen

Bruno Tschopp ist seit 70 Jahren Mitglied beim Veloclub Zeiningen

Am Freitagabend führte der VMC Zeiningen (Velo Moto Club) seine 111. Generalversammlung durch. Unter «Ehrungen» wurde unter anderem Bruno Tschopp erwähnt: für 70 Jahre Vereinstreue.

Janine Tschopp

 Akribisch hat er alles in seinem Notizheft notiert. In welchem Jahr er wie viele Kilometer absolviert hatte. Zu welchem Zeitpunkt er sich welches Fahrrad zu welchem Preis gekauft hatte. Welche Reparaturen nötig waren und welchen Betrag er für seine Veloausrüstung investiert hatte. Ebenfalls notiert sind alle Radtouren, die er in welchem Jahr unternommen hatte und noch vieles mehr.

Velofahren war ein Hobby für Bruno Tschopp und auch ein wichtiger Ausgleich zu seiner Arbeit. Während seiner Berufszeit war er auf der halben Welt auf Montage unterwegs und hatte auch im Büro in Basel lange Präsenzzeiten. «Ich bin oftmals erst um viertel vor sechs im Büro losgefahren und schaffte es um halb sieben ins Training in Zeiningen. Damals gab es nie Stau», schildert der 89-Jährige.

Am Anfang war das Motorrad
Bruno Tschopp hat sich schon in jungen Jahren gerne bewegt. So trat er als 15-Jähriger dem Turnverein bei. «Jugi gab es damals noch nicht.» Fünf Jahre später war er auch Mitglied beim VMC Zeiningen. «Ich ging zum Veloclub, weil ich im Militär Motorrad-Fahrer war und ein Armee-Motorrad besass.» Anfangs habe er sich am Vereinsleben kaum beteiligt. «Erst als ich im Mai 1977 mein erstes Rennvelo gekauft hatte.» Ein Jahr später las er in der Zeitung, dass der SRB (Schweizerischer Radfahrer- und Motorfahrerbund) ein Alpenbrevet mit vier Pässen durchführt. «Das ist ja verrückt», dachte er sich. Schon fragten ihn seine Kollegen, ob er mitmachen würde. So nahmen vier Zeininger Sportskanonen an diesem ersten schweizerischen Alpenbrevet teil. «Wir absolvierten den Oberalp-, Lukmanier- und Nufenenpass. Den Furkapass schafften wir nicht mehr.» Auch ein Jahr später stellten sie sich der Herausforderung und absolvierten an einem Tag den Oberalp-, Lukmanier- und Gotthardpass. «Wir haben es alle vier geschafft und sind in Andermatt angekommen.» In seinen Unterlagen hat Bruno Tschopp auch das Diplom «für die erfolgreiche Teilnahme am 2. SRB Alpen-Brevet über die Strecke von 158 Kilometer und 3230 Meter Höhendifferenz.»

Viele Reisen und mehrtägige Ausflüge
Ab 1977 war Bruno Tschopp trotz seines grossen beruflichen Engagements ein aktives Vereinsmitglied beim Veloclub. Von den dreitägigen Touren, welche der VMC seit 1981 organisiert, verpasste er in seiner aktiven Zeit nur eine. Auch bei den durch den Verein organisierten Veloferien war er praktisch immer dabei. Dabei wurden Destinationen wie Mallorca, Südspanien, Sardinien, Toskana und sogar Südafrika bereist. An die 18-tägige Vereinsreise nach Südafrika im Jahr 2003 erinnert er sich besonders gerne. «Wir starteten in Port Elizabeth und fuhren entlang der Garden Route, mit einigen Abstechern ins Landesinnere, bis nach Kapstadt.» Dort nahmen vier Mitglieder des Zeininger Veloclubs, zusammen mit rund 35 000 anderen Teilnehmern, am weltweit wohl grössten Radrennen teil. Für Bruno Tschopp war dies ein sehr eindrückliches Erlebnis. «Start und Ziel waren auf der Autobahn in Kapstadt. Alle zehn Minuten starteten 700 Teilnehmer.» Auf einer Südafrikanischen Zeitung vom 17. März 2003, in welcher das grosse Rennen thematisiert war, hat er folgendes notiert: «28339 Teilnehmer am Ziel. Rang 12293. Kategorie 66-70 Jahre sind 144 angekommen, davon Rang 30.»

Bruno Tschopp erinnert sich gerne an seine aktive Zeit beim Veloclub. «Es waren tolle Touren, und ich hatte immer viel Spass am Velofahren. Auch der Zusammenhalt unter den Kollegen war immer sehr schön.» Die letzten Veloferien und auch die letzte dreitägige Reise mit dem Veloclub unternahm er 2017. In den letzten Jahren war er nicht mehr auf dem Rad, sondern mit seinen Walkingstöcken unterwegs.

Seit einigen Jahren hat er Mühe mit dem Gleichgewicht und kann nur noch mit Hilfe von Walkingstöcken oder eines Rollators gehen. «Dass sich mein Gleichgewicht stark verschlechtert hatte, merkte ich auch anlässlich meiner letzten Teilnahme am Engadiner Skimarathon. Da hatte ich fünf Stürze.» Bruno Tschopp hat die Startnummer seiner ersten (1975) sowie seiner letzten (2002) «Engadiner»- Teilnahme aufbewahrt.

Noch immer in Bewegung
Um die Kraft im Körper, insbesondere in den Beinen, nicht ganz zu verlieren, trainiert das langjährige Mitglied des Veloclubs noch immer jeden Tag. Auf seiner Laube hat er dafür ein Mini-Fitnesscenter mit Hometrainer und Trampolin mit Haltegriff eingerichtet. «Auf dem Hometrainer absolviere ich täglich zwei Kilometer ohne Halt. Zudem mache ich auch jeden Tag meine Turnübungen.»

Bruno Tschopp gibt alles, um noch möglichst lange in Bewegung bleiben zu können.


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