Verzögerung durch Tempo 30

  29.09.2022 Brennpunkt, Frick, Oberhof

Gegen Tempo 30 auf der Bahnhof- und Dammstrasse in Frick wehrt sich die Gemeinde Oberhof. Durch diese reduzierte Geschwindigkeit würden zum Teil die Zuganschlüsse nicht mehr gewährleistet werden können, sagt Oberhofs Gemeindeammann Roger Fricker.

Susanne Hörth

Vor etwas mehr als einem Monat informierte die Gemeinde Frick über ihre Pläne, ab nächstem Jahr auf der Bahnhof- und der Dammstrasse Tempo 30 einzuführen. Mit dieser Massnahme soll die Sicherheit rund um den Bahnhof, insbesondere für Fussgängerinnen, Fussgänger und Velofahrende, erhöht werden. Wie Gemeindeschreiber Michael Widmer auf Anfrage erklärt, sind innert der Beschwerdefrist zwei Einwendungen eingegangen. Bei jener einer Einzelperson handle es sich um keine generelle Opposition als vielmehr um Umsetzungsfragen. Nicht so bei der Einsprache des Gemeinderates von Oberhof. Auf die Frage nach dem Warum verweist Michael Widmer direkt an Roger Fricker, Gemeindeammann von Oberhof. Dieser betont: «Es geht uns um die Fahrplansicherheit.» Die könne mit der geplanten Temporeduktion bei gewissen Kursen nicht mehr gewährleistet werden. Fricker nennt als Beispiel den Flugzug von Zürich nach Basel, der jeweils pünktlich kurz vor voller Stunde den Bahnhof in Frick verlässt.

Bei freier Strasse kann der Fahrplan sicher eingehalten werden, so Roger Fricker. Als Postautochauffeur auf der Linie Benkerjoch weiss er jedoch aus Erfahrung, dass die Fahrten oft auch mit Verzögerungen verbunden sind: Baustellen, Staus oder ganz einfach ein Fahrrad, welches beispielsweise zum Bahnhof Frick hinauffährt. Es zu überholen, ohne dabei Tempo 30 zu überschreiten, sei schwierig. Nicht das einzelne Hindernis als vielmehr die Summe von mehreren vorkommenden Verzögerungen würden dazu führen, dass Fahrgäste ihre direkten Anschlüsse verpassen könnten. «Ich mache dem Fricker Gemeinderat keinen Vorwurf», sagt Roger Fricker. Sein Ärger gilt vielmehr dem Verkehrsgutachten mit den zeitlichen Berechnungen. Für die Bahnhofstrasse wird bei Tempo 30 ein Zeitverlust von neun Sekunden und für die Dammstrasse einer von 17 Sekunden angegeben. Hier verweist Fricker wiederum auf das Beispiel des nicht zu überholenden Velos. Das sorge für einen Zeitverlust, der mit mehr als den angegebenen Sekunden zu Buche schlage. Jetzt wartet Roger Fricker auf die Einspracheverhandlung mit dem Fricker Gemeinderat.

Zweiter Anlauf
In verschiedenen Quartieren und Gemeindestrassen von Frick gilt bereits Tempo 30. Umgesetzt wird die Geschwindigkeitsreduktion nicht durch Gemeindeversammlungsbeschlüsse. Schon vor längerer Zeit hatte der Fricker Gemeinderat beschlossen, sie jeweils auf Wunsch der Bevölkerung aus den entsprechenden Quartieren zu realisieren. Bekräftigt werden diese Vorhaben stets auch durch vorgängig gemachte Umfragen.

So geschehen auch im Jahr 2017 bei den Anwohnern der Bahnhofstrasse. «Die Umsetzung erfolgt erst jetzt, weil nach den damaligen gesetzlichen Vorgaben alle Rechtsvortritte hätten aufgehoben werden müssen, worauf die Postautobetriebe um die Anschlusszeiten fürchteten und dagegen waren. Das hat inzwischen geändert», erklärt Verwaltungsleiter Michael Widmer. Inzwischen ist es erlaubt, Tempo 30 zu signalisieren und gleichzeitig bei einmündenden Strassen die «kein Vortritt-Regelung» zu belassen. Das erneute in Auftrag gegebene Verkehrsgutachten mit den oben genannten Zeitverlusten fand auch die Zustimmung der Postautobetriebe. Roger Fricker bezieht sich bei seinen Argumenten gegen diese Temporeduktion auch auf seine langjährige Chauffeur-Erfahrung.

Mehrfach umgesetzt
Ein Blick auf den Plan mit Tempo 30-Gebieten verdeutlicht, dass Frick diese Geschwindigkeit schon auf gut die Hälfte der Gemeindestrassen umgesetzt hat oder umzusetzen plant. Aktuell entstehen in der Gemeinde neue, grosse Wohnquartiere. Auf die in deren Strassen künftig geltenden Geschwindigkeiten angesprochen, erklärt Michael Widmer: «In der Lammet gilt bereits Tempo 30 und die Blaie wird von der Dammstrasse her erschlossen, wo ab nächstem Jahr ebenfalls Tempo 30 gelten wird.» Weiter würde in der Zwidellen nach dem Abschluss der Bauarbeiten ebenfalls Tempo 30 eingeführt. «Ausserdem ist das am Turner- und Sportplatzweg vorgesehen, wo die Strassensanierung bevorsteht, und der entsprechende Kredit bewilligt ist.» Weiter sei nach einer Umfrage in der Bevölkerung auf Initiative von Anwohnern auf der Unteren Grubenstrasse und der Grubenstrasse die Signalisation von Tempo 30 vorgesehen. «Die Umfrage zeigte dort eine Zustimmungsrate von rund 80 Prozent.» 


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