Grosses Spreng- und Bauwerk

  09.09.2022 Effingen

Infanteriebauwerk im Sagimülitäli – Blick hinter verschlossene Türen

Die Brücke über den Linnerbach im Sagimühletäli gibt Wanderern immer wieder Rätsel auf, denn der Bach gleicht eher einem Rinnsal als einem reissenden Fluss. Doch die Brücke hat ihre Berechtigung, denn sie ist der Zugang zum Infanteriebauwerk Sagimülitäli.

Vreni Weber

1940 sprengten die Soldaten der Sap Kp III/5 und der Füs Kp III/46 an der Umgehungsachse der Bözbergstrasse, im Sagimülitäli von Effingen auf den Bözberg, den Kalksteinfelsen und bauten die imposante Befestigungsanlage, welche zur Verteidigung im zweiten Weltkrieg diente. Beim ehemaligen Sägewerk errichteten sie ein Geländepanzerhindernis aus Betonblöcken und eine Bachsperre. Während die Panzersperre Mitte der 1980-er Jahre abgerissen wurde, kann das Infanteriebauwerk noch heute bestaunt werden. Es ist in jeder Hinsicht ein besonderes Bauwerk. Durch den Naturstollen ist der, an die steile Talflanke angelehnte Kampfstand in der Form eines Turmes zu erreichen. Die Breite des Stollens ist für das Fahren von Infanteriekanonen in den Kampfstand ausgelegt. Zwischen dem betonierten, mit einer Scharte zur Nahverteidigung ausgerüsteten Eingang, gibt es verschiedene Verzweigungen im Stollen. Neben ausgesprengten, aber nie vollenden Räumen, gibt es einen eindrücklichen, betonierten Unterkunftsraum.

Nach der militärischen Ausserbetriebssetzung wurden die elektrischen und auch die Lüftungsleitungen, sowie Türen und weitere Einrichtungen entfernt. Danach diente das Bauwerk der Feuerwehr als Objekt für Übungszwecke. Durch das Verbrennen von alten Reifen und Altöl wurden Stollen und Räume total verrust. Während dem Bau des Autobahntunnels diente der Eingangsbereich zur Lagerung der Sprengmittel. Zu diesem Zwecke wurden die Schiessscharten zubetoniert, der Hauptstollen nach hinten zugemauert und eine zweite, einbruchssichere Eingangstüre aus Beton angebracht.

Als dann 2012 der Verein Militärund Festungsmuseum Full-Reuenthal VMFM die Anlage erwarb, begann sie in Fronarbeit mit der mehrjährigen, aufwändigen Instandstellung. Der Vereinspräsident, Thomas Hug, erzählte bei der Begehung, wie die Stollen und Räume vom Russbelag gereinigt, fehlende Türen beschafft, Lüftungs- und elektrische Anlagen wieder eingebaut und alles originalgetreu eingerichtet werden musste.

Der Verein Militär- und Festungsmuseum Full-Reuenthal besitzt im Kanton Aargau rund 100 militärische Anlagen. Diese befinden sich mehrheitlich an der Rheingrenze, im unteren Aaretal und auf dem Bözberg. Diese Anlagen, zum grössten Teil restauriert, können nach Terminvereinbarung, w w w.festungsmuseum.ch, oder Mail an gruppenbesuche@festungs museum.ch geführt besichtigt werden.


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