«Wir sind durchaus zufrieden»

  08.07.2022 Gansingen

«Glückliche Zeiten» in Gansingen sorgte für gute Stimmung

Am Wochenende lebte die «Bürer Pinte» beziehungsweise das Restaurant Gartenlaube noch einmal auf. Sie war Dreh- und Gastort für den von den Gansinger Theaterleuten selbst produzierten Film, welcher in der Turnhalle gezeigt wurde.

Bernadette Zaniolo

So wie die Original-Bühneninszenierung «Glückliche Zeiten» von Sir Alan Ayckborn, welche in einem Restaurant-Raum spielt, haben auch die Gansinger Theaterleute ein Restaurant gewählt. Doch nicht irgendeines, sondern die Gartenlaube, die vielen in und über die Region hinaus als «Bürer Pinte» bekannt ist. Es ist somit auch eine Hommage an das Restaurant und Dorli Erdin, welche über ihre Pension hinaus noch wirtete. Seit September 2021 ist das Restaurant geschlossen (die NFZ berichtete). Doch für die Dreharbeiten – das Theater Gansingen produzierte aufgrund der Pandemie erstmals einen Film – wurden die Türen nochmals geöffnet.
An drei Abenden durften die Besucher nun das Familiendrama auf der Leinwand in der Turnhalle mitverfolgen. Bereits in der ersten Szene (weitere Szenen führten in die Vergangenheit und Zukunft) kommt Spannung auf.

Am 59. Geburtstag von Laura Stark (Daniela Boutellier) kippt die Stimmung plötzlich, als Maureen, die Freundin von Lauras jüngstem Sohn Adam (Lea Basler) die Toilette aufsuchen muss. Laura ist überzeugt, dass der hohe Alkoholkonsum dafür verantwortlich ist und Maureen nicht zu Adam passe. Ehemann Gerry (Jules Steinacher) ist Geschäftsmann und relativiert immer wieder. Er scheint die Feier zu geniessen und ist wohl «glücklich». Glücklich scheinen auch Glyn (Matthias Moser), ihr älterer Sohn und seine Frau Stephanie (Selina Oeschger) zu sein. Doch der Schein trügt. Das wird in den folgenden Szenen klar, die sich vor Lauras Geburtstag oder danach abspielten. Glyn und Stephanie treffen sich regelmässig in der «Bürer Pinte» zum Mittagessen. Mehr als Erinnerungen an glückliche Zeiten scheint es zwischen den beiden nicht mehr zu geben. Nach einer Bemerkung von Laura wird auch Gerry nachdenklich, ob ihm seine Frau immer treu war.

Immer wieder kommt Markus Streit ins Spiel, mal als Kellner Tuto, Aggi, Dinka, Bengie oder als Restaurantbesitzer Calvinu. Mit seinem «Lob- oder Liebesgesang», den verschiedenen Sprachen und Äusserungen sorgt er immer mal wieder für Verwirrung, Auf heiterung und Trost. Für Adam, den Lieblingssohn der resoluten Laura und dessen Bruder Glyn ist am Schluss aber wieder ein Moment von Glück. Sie tanzen durch die Gaststube. So mancher Besucher dürfte sich die Frage gestellt haben: «Wann war ich glücklich?»

Ein Moment von «glücklichen Zeiten» waren die Theater-Film-Abende auf jeden Fall für die Besucher. Dafür sorgten nebst dem Stück auch die persönlichen Erinnerungen und Verbindungen an die «Bürer Pinte» sowie die schauspielerischen Leistungen. «Wir sind durchaus zufrieden. Das Echo der Besucher war grundsätzlich sehr positiv», sagt Co-Regisseur Robi Oeschger gegenüber der NFZ. Er freut sich, dass auch Leute gekommen sind, die sonst nicht ans Theater kommen, «sich aber in der Gartenlaube heimisch fühlten.» Die von den Theaterleuten mit Unterstützung der Musikgesellschaft und den Faustballern betriebene Festwirtschaft sorgte für drei gelungene Sommerabende, auch wenn draussen vor der Turnhalle nur an einem Abend gewirtet werden konnte. «Die ‘Bürer-Pinte’ muss wieder aufgehen», «der Film hat mir besser gefallen als das Theater auf der Bühne», «es war schön, aber ich bevorzuge normale Theateraufführungen», solche Äusserungen waren unter anderem nach der Vorstellung am Samstag zu hören. Eines ist gewiss: für Theaterspieler und Publikum war es etwas Besonderes.

Im Januar soll jedoch wieder direkt vor Publikum gespielt werden. Die Proben für das neue Stück laufen demnächst an.


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