Wandern und Politik

  17.01.2023 Laufenburg, Politik

Im Fricktal läuft wirtschaftlich am meisten
Unterwegs mit Regierungsrat Dieter Egli

 

Der Aargauer Regierungsrat und Vorsteher des Departements Volkswirtschaft und Inneres (DVI) Dieter Egli, SP, gab in Laufenburg wandernd Einblicke in die Aargauer Politik und stellte sich den Fragen seiner «Mitwanderer».

Regula Laux

Rund 30 Interessierte fanden sich ein am Laufenburger Bahnhof, unter ihnen auch einige Gemeinderäte umliegender Gemeinden, Laufenburg selbst war immerhin mit drei der fünf Gemeinderäte vertreten. «Um Einblicke in die Aargauer Politik zu geben, gibt es in Laufenburg viele Orte und Möglichkeiten mit schönem Ausblick», so die einleitenden Worte des Regierungsrates. Der Rundgang führte zunächst vom Bahnhof auf den Schlossberg, von dem aus Egli den Blick schweifen liess und insbesondere auf umliegende Industriestandorte zu sprechen kam: Balteschwiler, Erne, BASF… «Wo läuft, wirtschaftlich gesehen, momentan am meisten im Kanton Aargau?» Nicht Baden oder Aarau seien es, sondern das Fricktal, beantwortete der in Windisch beheimatete Regierungsrat seine Frage gleich selbst. Das Sisslerfeld biete enorme Möglichkeiten, sei aber gleichzeitig auch eine grosse Herausforderung bezüglich Kommunikation, Transport und Wohnraum.

Ausbau von Solar- und Windenergie
Die Vernetzung von grossen und kleineren Unternehmen, der Austausch von Know-how zwischen Hightech-Firmen wie dem Paul Scherrer Institut oder dem FiBL mit kleineren Unternehmen liege ihm sehr am Herzen. «Und hier natürlich ganz besonders, wenn es um erneuerbare und ressourcenschonende Energien geht.» Die Situation verändere sich ständig, aber er sei davon überzeugt, dass man in den richtigen Bereichen aufbauen müsse: Solar und Wind.

Problem Raumplanung
«Wir müssen schauen, dass die Leute im Aargau wohnen und arbeiten», so Dieter Egli. Über 100000 Menschen würden jeweils nach Basel oder Zürich pendeln. Herbert Weiss, Stadtammann von Laufenburg, sieht hier klaren Handlungsbedarf: «Die Raumplanung des Kantons schränkt uns sehr ein», so Weiss. Dieses Problem sei ihm bewusst, meinte der Regierungsrat, grössere Firmen würden kleinere nachziehen, doch es müsse Platz vorhanden sein zur Ansiedlung von Industrie.

Seine Lizenziat-Arbeit schrieb Dieter Egli über die Hochrheinkommission, weshalb man ihn vonseiten der Regierung für ein geeignetes Mitglied der Oberrheinkommission in Basel empfand. Hier sei seine Bilanz gemischt, so Egli, unser System sei ja schon sehr kompliziert, wenn nun aber drei Systeme zusammenkämen… «Aber ich halte den kleinen Grenzverkehr und eine gute Koordination für sehr wichtig und richtig», erklärte Egli, der sich einen Kommentar zum gescheiterten Rahmenabkommen explizit verkniff.

Mehr Polizei im Kanton Aargau
Der Kanton sei in Laufenburg mit dem Gericht und dem Grundbuchamt gut vertreten, bemerkte der SP-Regierungsrat. Weil Polizei und Sicherheit auch zu seinem Departement gehören, ging Egli auch kurz auf die Situation der 15 Regionalpolizeien und der Kantonspolizei für überregionale Themen ein. «Seit 2007 haben wir diese Organisation, seither gibt es auch Stimmen, die eine Einheitsorganisation wünschen», erläuterte Egli. Das Grundsystem wolle man zwar so beibehalten, es aber klarer definieren. Der Planungsbericht dazu liege vor und werde sicher zu intensiven Diskussionen im Parlament führen. «Eines aber ist sicher: Wir brauchen mehr Polizei im Kanton Aargau, weil die Delikte immer zahlreicher und komplexer werden.»

«mit.dabei-Fricktal»
Integration und Migration, zwei Themen, die ebenfalls zu Eglis Departement gehören. Bei den Kantonalen Integrationsprogrammen (KIP) gehe es darum, zugezogene Menschen möglichst rasch im Kanton Aargau zu integrieren und hier sei die Sprache der Integrationsfaktor Nummer 1. Doch die spezifische Integration müsse in den Regionen organisiert werden, im Fricktal sei dafür «mit. dabei-Fricktal» zuständig. «Das KIP läuft bis Ende 2023, danach brauchen wir eine Neuauflage. Das kostet Geld und wird schwierig», so Eglis Blick aufs nächste Jahr.

Digitale Plattform
Gegen Ende seiner Ausführungen kam Dieter Egli noch auf zwei seiner wichtigsten Themen: Die Zusammenschlüsse der Gemeinden, die er grundsätzlich begrüsst, da die Anforderungen gerade an kleinere Gemeinden immer grösser und komplexer würden und sich immer weniger geeignete Menschen für ein Amt im Gemeinderat zur Verfügung stellten. «Von Kantonsseite sind wir daran, eine Plattform aufzubauen mit Lösungsansätzen zu ganz unterschiedlichen Fragen. Mit der Digitalisierung können wir da den Gemeinden einiges an Arbeit abnehmen», ist der Regierungsrat überzeugt.

Frauen und Migranten gegen Fachkräftemangel
Den Fachkräftemangel erachtet Dieter Egli momentan als das grösste Problem. Der Arbeitsmarkt sei völlig ausgetrocknet. Hier sieht Egli besonderes Potential bei den Frauen («allerdings muss eine bezahlbare Betreuung der Kinder gewährleistet sein») und bei den Migrantinnen und Migranten («eine rasche sprachliche Integration führt zu einer schnelleren Eingliederung in den Arbeitsmarkt» und «Wieso haben die Ukrainerinnen und Ukrainer mit dem Status S andere Möglichkeiten als andere MigrantInnen?»)

Es hätte noch viele Themen zu besprechen gegeben, doch die rund zwei Stunden waren schnell vorbei, bevor man bei einem gemütlichen Umtrunk in der Taverne vom Museum Schiff den Samstagmorgen ausklingen liess.

Weitere Ausblicke mit Regierungsrat Dieter Egli unter https://dieteregli.ch/ausblicke/


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