Mehr Mensch, weniger Maske

  25.12.2022 Fricktal

Mein 2023: Das wünsche ich mir – und Ihnen

Ronny Wittenwiler

Die wertvollsten Begegnungen sind solche ohne Maske. Mit Corona hat das nichts zu tun.

Gewisse Dinge gehören einfach mal gesagt. Beispiel gefällig? Bitteschön…

Alli en Egge ab. Nur ich nicht.
Ich bin der einzige Normale hier an diesem Tisch.

Ernst Vasellari, Möhlin

Vielleicht erinnern Sie sich? Ein Dienstagmorgen im September. Die NFZ war zu Besuch in einer fast schon legendären Autowerkstatt, dort beim «Lappe», wie man die Gattung Vasellari in Möhlin noch zu nennen pflegt. Im Fokus Ernst und Rita Vasellari, er 75, sie 69, beide hier zu Dorfe von der Bekanntheit eines bunten Hundes und das letztlich war auch Kern jener Geschichte: Im Hinblick auf die Möhliner Gewerbeausstellung Möga zeichnete die NFZ mit den beiden das Bild zweier Gewerbetreibende von echtem Schrot und Korn.

Obschon 2015 die nächste Generation übernommen hat, sind Rita und Ernst Vasellari nach wie vor im Betrieb anzutreffen, packen an, kräftig zu, und bevor wir hier die ganze Geschichte noch einmal erzählen, es sei vorweggenommen: Das Gespräch mit den beiden – es war grosses Kino. Warum eigentlich?

Antwort: Weil nach jenem Gespräch und vor der Veröffentlichung in der Zeitung nicht irgendeine Kommunikationsabteilung im Hintergrund ihnen all ihre Ecken und Kanten abgeschliffen hat, auf dass bloss nichts mehr übrig bleibt, woran man sich eventuell aufreiben könnte.

Selbstverständlich, das lässt sich nun so leicht sagen und ja: Äpfel (Familienbetrieb) sollten nicht mit Birnen (Konzerne, Verwaltungen) verglichen werden. Und doch geht es letztlich um ein und dieselbe Sache. um Echtheit nämlich. Wir haben nach Ernst und Rita Vasellari gefragt und wir haben Ernst und Rita Vasellari bekommen, ungeschminkt, und eben mit gefühlt tausend Ecken und Kanten. So einfach, so gut, und vielleicht ist all das eben noch ein Stückchen mehr: Ist nicht Authentizität letztlich die Basis für gegenseitiges Vertrauen? Bekommen nicht erst mit dieser Authentizität manche Worte ein besonderes Gewicht, eine gewisse Verbindlichkeit?

Man hilft einander,
das ist doch ganz normal.

Rita Vasellari, Möhlin

Wir haben es etwas verklärt Werkstattromantik genannt, manches von dem, worin Rita und Ernst Vasellari in Erinnerung schwelgten. «Bestimmt», sagte aber Rita Vasellari, bestimmt sei nicht alles besser gewesen, «es war einfach anders». Und dann erzählte sie, wie damals an einer Möga einfach mal einer gekommen sei und ihnen an einem Tag gleich zwei Autos abgekauft habe: «Da ist einfach einer gekommen und hat gesagt, für seine Frau müsse er einen kleinen haben, er wolle den grossen. Peng, fertig. So war das.»

Man hätte den beiden stundenlang zuhören können. Immer mal einen flotten Spruch auf den Lippen, aber vor allem eben: echt, authentisch. Bitte mehr davon!

Und so wünsche ich Ihnen und uns allen für 2023 unvergessliche Begegnungen, solche mit viel Mensch und weniger Maske. Auch wenn es einer im September so wunderbar frisch von der Leber formuliert hatte:

Gopferdelli hindere,
da musst du aufpassen,

dass du am Ende nicht einen Seich erzählst.
Ernst Vasellari, Möhlin

***

 


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