Fantastisches «Open-Classics» auf dem Inseli

  16.08.2022 Rheinfelden

Live-Musik zu einem Film und Weltklasse-Interpreten

Es war ein Musikwochenende, wie es Rheinfelden wohl noch nie erlebt hat. Drei Konzerte auf dem Inseli, bei bestem Sommerwetter ohne Gefahr für Regen und Gewitter. Mit hervorragenden Musikern, am Samstagabend sogar mit zwei Weltklassesolisten. Das Publikum war begeistert – sowohl vom Konzept dieses Events als auch von der Originalität des Programms.

Edi Strub

Am Freitagabend, kurz nach Sonnenuntergang, nahm das City Light Symphony Orchestra Lucerne Platz auf der auf dem «Inseli» aufgebauten Bühne. Rechts und links davon waren zwei grosse Bildschirme angebracht. Auf dem Programm stand ein italienischer Filmklassiker aus den Fünfziger-Jahren: «Cinema Paradiso» von Giuseppe Tornatore. Ein tief berührender Film über einen gewitzten Waisen aus Sizilien, der im lokalen Kino, dem «Paradiso», ein neues Heim und einen neuen Vater findet. Was Totò jedoch nicht findet in seinem Dorf ist die Erfüllung in der Liebe. Seine Angebete Elena lässt ihn buchstäblich stehen und Totò oder Salvatore, wie er eigentlich heisst, flieht auf Rat seines Stellvertreter-Vaters in die Fremde und wird dort ein berühmter Film-Director, aber nicht wirklich glücklich.

Vorbildlich
Zu diesem Film spielte das «Light» aus Luzern live die Filmmusik von Ennio Morricone und seinem Sohn Andrea. Es ist Musik von der allerbesten Sorte. Eingängig, sensibel, mit Melodien für die Ewigkeit. Das City Light Orchestra unter der Leitung von Thiago Tibero meisterte diese Aufgabe vorbildlich. Das Orchester hat sich auf diese Art von Musik spezialisiert und ist auch live imstande, synchron zum Filmgeschehen und dem Rhythmus der Sprechenden zu spielen. Der Film war deutsch untertitelt, leider aber waren die Texte von den hinteren Plätzen aus nicht lesbar. Es hätte wohl zwei weitere Bildschirme gebraucht, um allen Zuschauern den vollen Genuss dieses einmaligen Events zu garantieren.

Der Kino-Abend mit Live-Musik war ausverkauft. Mehr als 650 Plätze konnten nicht bereitgestellt werden, da bei schlechtem Wetter ein Umzug in den Bahnhofsaal vorgesehen war. So waren denn dieses Event wie auch die beiden folgenden Konzerte am Samstag auf grosszügige Sponsoren angewiesen.

Am Samstag über den Mittag spielte das Jugend-Sinfonieorchester Aargau unter seinem Dirigenten Hugo Bollschweiler Schubert, Stravinsky und Stücke für eine Klezmer-Band. Die Symphonie in Es-Dur von Igor Stravinsky stellt sehr hohe Ansprüche, die das grösstenteils aus Musikstudenten bestehende Orchester jedoch gut meisterte. Da wächst Nachwuchs heran, auf den man sich freuen kann. Am erstaunlichsten war aber das Spiel der Otrava Klezmer-Band zusammen mit dem Orchester. Was der Geiger, die Klarinettistin, der Posaunist, der Gitarrist und der Bassist der Band boten, war höchste Klasse: ein souveränfreies Spiel von reifer Musikalität. Es fetzte und jammerte, wie es zu dieser auf jüdischen Traditionen bauenden Musik gehört. Mehrere der Orchestermitglieder stammen aus dem Fricktal und lernen oder lernten in den hervorragenden Musikschulen hier.

Höchst raffiniert
Ein weiterer Höhepunkt dieses Open-Classics wartete am Samstagabend – wieder kurz vor Eindunkeln – auf das Publikum. Zwei Weltstars, die koreanische Bomsori Kim (Violine) und der schon zum zweiten Mal in Rheinfelden gastierenden Avi Avital (Mandoline), luden zu einer «Notte Italiana». Begleitet wurden sie vom glänzend disponierten Basler Kammerorchester unter der Leitung des Ersten Geigers Anders Kjellberg. Gespielt wurden Klassiker der barocken Literatur für diese Instrumente sowie je ein Stück von Niccolò Paganini und die «Italienische Serenade» von Hugo Wolf. Was Bomsori Kim bot, war atemberaubend. Sie kennt selbst bei höchsten Tempi und in höchsten Lagen keine technischen Schwierigkeiten, zeigte aber auch, dass es ihr nicht nur um Virtuosität geht. Selbst den schon zehntausend Mal gespielten Violinkonzerten aus Vivaldis Jahreszeiten entlockte sie Neues und höchst Raffiniertes. Sie gilt zu Recht als eine der ganz grossen Geigerinnen unserer Zeit.


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