Nur ja nicht auf den Boden schauen!

  19.07.2022 Frick, Sport

Wozu ein ganzes Velo, wenn ein Rad genügt

Bis man mit 30 km/h auf dem Einrad durch die Gegend kurvt, braucht es mehr als einen Ferienspass-Kurs. Um die Freude am Spiel mit dem Gleichgewicht zu entdecken, hat der Morgen in der 3-fach Sporthalle Ebnet in Frick aber gereicht.

Simone Rufli

Fragt man Lukas Hilfiker nach seinen Lieblingsdisziplinen, nennt er Trial, Weit- und Hochsprung sowie Hockey. Ein polysportiver junger Mann, wie es viele gibt. Auf den ersten Blick, ja. Speziell an seiner sportlichen Tätigkeit ist aber, dass der 30-jährige Surer alle Disziplinen mit dem Einrad ausübt. «Mein grösster Erfolg ist der Weltmeistertitel im Weitsprung, welchen ich 2008 an der WM in Dänemark gewann. Mit einer Sprungweite von 285cm war ich Gesamtweltmeister unter 1500 Teilnehmern aus 29 verschiedenen Nationen.» Die Kinder, die an diesem Morgen zum Ferienspass-Kurs «Einrad für Anfänger» nach Frick gekommen sind, staunen und legen sich nun ohne weitere Fragen zu viert dicht nebeneinander auf den Boden. Hilfiker schwingt sich aufs Rad, nimmt Anlauf und überspringt locker das menschliche Hindernis.

Seine aktive Wettkampfzeit hat der Schreiner im Alter von 18 Jahren anno 2009 beendet. Seit rund zehn Jahren führt er in seiner Freizeit unter anderem Kinder im Rahmen des Ferienspasses ins Einrad-Fahren ein. Die meisten Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer sind Anfänger, so wie an diesem Morgen. Ein paar Wenige kurven bereits gekonnt durch die Halle. Für sie hält der Profi besondere Herausforderungen bereit: Rückwärtsfahren üben und im Aus-dem-Stand-Aufspringen aufs Rad. Für alle anderen Buben und Mädchen geht es zuerst darum, mit Hilfe von Stufenbarren und Schwedenkästen ein Gefühl fürs Gleichgewicht zu bekommen. «Wenn ihr eine Woche lang jeden Tag eine halbe bis eine Stunde übt, schafft ihr es, ohne Hilfe 50 bis 100 Meter weit zu fahren.» Zweifelnde Blicke beantwortet der Kursleiter umgehend: «In diesem Alter schafft man es noch in einer Woche. Je älter ein Anfänger ist, umso länger dauert es.» Sein jüngster Kursteilnehmer war vier, der bisher älteste 75. «Alle haben es früher oder später geschafft.»

Und so geht es nach einer kurzen Trink-Pause zurück an die Arbeit: Rücken gerade, Bauchmuskeln anspannen, geradeaus schauen. Nur ja nicht auf den Boden schauen. Die Fortschritte sind nicht zu übersehen, Stolz mischt sich unter die Freude. In der einen oder anderen Familie wird am Tisch über die Anschaffung eines Einrads diskutiert werden.


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