Jurassic Park auf dem Kaistenberg

  07.04.2022 Brennpunkt, Frick

Die Dino-Funde sind für die Fachwelt von hohem wissenschaftlichem Interesse. Die Entdeckungen haben keine Verzögerung der Strassenbaustelle zur Folge. Der teilweise schlechte Untergrund hingegen wird die Sanierung um vier bis fünf Wochen verlängern.

Susanne Hörth

«Dieser untere Teil ist fertig. Da fehlt eigentlich nur noch der Deckbelag.» Die Baustellenbesichtigung mit Fabian Gasser, Projektleiter der Kaistenbergstrassensanierung, beginnt Ausgangs Frick. Von hier aus zieht sich die 2,9 Kilometer lange, kurvenreiche Baustelle zuerst über Fricker, dann Oeschger und zuletzt über Kaister Gemeindegebiet. Vier Bauteams arbeiten gleichzeitig auf verschiedenen Streckenabschnitten. Auf dem Weg zu den Bauequipen hält Gasser an und zeigt auf eine bereits fertig erstellte, hohe Blocksteinwand oberhalb vom Lindenhof. Was er dann erwähnt, hat weniger mit der aktuellen Strassensanierung als vielmehr mit einem Stück urzeitlicher Geschichte zu tun. «Da haben wir vor einigen Wochen die ersten Saurierknochen entdeckt. Auf der Anhöhe beim Ellenbüel wurden dann noch weitere Knochen gefunden.» Das sei für alle am Strassenbau beteiligten Personen schon etwas sehr Spezielles, Aufregendes gewesen.

Aber nicht nur für sie. Begeistert von den wissenschaftlich bedeutenden Knochenfunden ist auch die Fachwelt. Paläontologe Ben Pabst, der oft im Auftrag der Fricker Saurierkommission tätig ist, war bei der Bergung der Funde (Fuss- und Handknochen sowie Rippen und Wirbeln) anwesend. Er hat die Millionen Jahre alten Knochen Plateosauriern zuweisen können. «Wir waren schon im Vorfeld der Sanierung mit den Experten des Sauriermuseums in Kontakt. Aufgrund der vorhandenen Gesteinsschichten wurden Saurierfunde als möglich erachtet», erklärt Fabian Gasser.

Verbreitungsfläche wird grösser
Der Kanton hält in seiner Medienmitteilung von Mittwochmorgen fest: «Diese Plateosaurierfunde waren nicht nur eine nette Abwechslung im Baubetrieb, sie sind auch wissenschaftlich sehr bedeutend. Durch die beiden Funde vergrössert sich die bekannte Verbreitungsfläche der Dinosaurierfunde um einen weiteren Kilometer und weist nun einen Durchmesser von mindestens vier Kilometern auf. Im Unterschied zu den Knochenfunden aus der Tongrube Gruhalde in Frick sind die Knochen vom Kaisterberg alle schwarz, was auf unterschiedliche chemische Bedingungen bei der Fossilisierung hinweist.»

Das Entdecken und die Bergung der Saurierknochen haben zu keinem Unterbruch bei der Strassensanierung geführt. Was hingegen zu einer vier bis fünfwöchigen Verzögerung führt, ist der Untergrund. «Er ist zu wenig tragfähig», sagt dazu Fabian Gasser. Es sei nicht geplant gewesen, den Strassenkoffer überall zu ersetzen. Um die Tragfähigkeit zu erhöhen, muss in weiten Streckenteilen nun doch abgegraben, der Untergrund verfestigt und neue Koffer erstellt werden. Abgesehen davon sind die Arbeiten auf Kurs. Den Kaistenberg ein Jahr lang für den Verkehr zu schliessen, habe sich als richtig erwiesen, meint der Projektleiter. Dadurch könne die Sanierung zügig voranschreiten. Die Aufhebung der Vollsperrung der Strasse ist auf diesen Herbst geplant.


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