Schwarmverhalten entlang der K495

  20.01.2023 Fricktal

Über Goldfische, die nicht dorthin gehören

Illegale Auffangstation: Im künstlichen Entwässerungsbecken neben der Möhliner Industrieumfahrung tummeln sich so viele Goldfische wie nie zuvor.

Ronny Wittenwiler

Na dann: Petri Heil! Vor vier Jahren hielt ein Leser gegenüber der NFZ fest: «Schon wieder hat dort jemand Goldfische ausgesetzt.» Und tatsächlich, man sah ihn glänzen direkt unter der Oberfläche: diesen orangefarbenen Schwarm direkt neben der Industrieumfahrung K495. Dort, in einem sogenannte Absetzbecken des kantonalen Strassenunterhalts schwammen bis gegen einhundert fingerlange Goldfische. Roland Jegge, der für diesen Rayon zuständige kantonale Strassenmeister, wusste um die Bewohner an diesem aussergewöhnlichen Ort. Schon länger befänden sich die Fische in diesem Becken, das weder als Teich noch Weiher vorgesehen ist, sondern als Auffangbecken für die Strassenentwässerung. «Jemand muss sie dort ausgesetzt haben», sagte auch Jegge. Ausgesetzt an einem Ort, der selbst für Goldfische wohl kaum wahnsinnig viel Romantik ausstrahlt: Der Untergrund des Beckens besteht aus Beton, da das mit Schlamm und anderen Sedimenten versetzte Wasser nicht versickern darf.

Über zweihundert Fische
Zuerst waren es ein paar Dutzend. Dann vielleicht gegen einhundert. Und dieser Tage nun lässt Roland Jegge der NFZ nach einem routinemässigen Kontrollgang beim Absetzbecken ein paar Bilder zukommen, die zeigen: Es werden erstens immer mehr, und sie werden zweitens immer grösser. «Ich schätze, dass mittlerweile über zweihundert Goldfische in diesem Becken schwimmen», sagt Jegge. Darunter hat es einige Exemplare, die weitaus grösser sind als noch vor ein paar Jahren. So etwas hat der Strassenmeister noch nicht gesehen, zumindest nicht in seinem Rayon. «Ich kenne kein anderes Absetzbecken, in dem Goldfische herumschwimmen.» Ob Unbekannte permanent neue Goldfische aussetzen oder ob über die Jahre ausschliesslich eigene Vermehrung für ein derartiges Massentummeln entlang der K495 gesorgt hat – keiner ausser den Goldfischen selber dürfte das so genau wissen. Fakt ist: Das Aussetzen von Goldfischen an diesem Ort ist so etwas wie falsch verstandene Tierliebe. Irgendwann nämlich wird das Becken gereinigt und somit entleert werden müssen. Und dann?

Fische aussetzen ist verboten
«Das Goldfischproblem ist im Kanton allgegenwärtig», erklärte Samuel Gerhard von der Abteilung Jagd und Fischerei beim Kanton Aargau, als die NFZ bezüglich der K495-Goldfische der Industrieumfahrung. In hunderten von öffentlichen Gewässern würden sie immer wieder illegal ausgesetzt, weil man es vermeintlich gut meine mit den Fischen. Oft müssten diese Gewässer dann aber elektrisch abgefischt werden und die Goldfische würden betäubt und getötet, denn: nicht einheimische Fische auszusetzen, ist verboten. «Und selbst ein Besatz einheimischer Fischarten bedarf einer Bewilligung der Fachstelle», so Gerhard. Die wird es – selbstverständlich – nicht geben direkt neben der K495. Und so bleibt letztlich die Auffangstation am Strassenrand quasi eine illegale.


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