Als in Rheinfelden die Eiszeit begann

  22.09.2022 Rheinfelden, Sport

75 Jahre EHC Rheinfelden: eine bewegte Geschichte

Von den Anfängen bis hin zur Gegenwart schrieben viele Akteure an der Geschichte des einzigen Eishockeyclubs im Fricktal. Und zwei Autoren verfassten nun ein Buch.

Ronny Wittenwiler

Es war im Ochsen, an einem Sonntag, 1. Dezember, 1946. Zwölf junge Kerle kamen zusammen, alle zwischen 18 und 21, alle begeistert vom Eishockey. Nur Wochen danach wurden diese jungen Männer wahre Gründerväter. «Am 3. Januar 1947 wurde der EHC Rheinfelden offiziell gegründet»: So steht es jetzt geschrieben in einem Buch, das den Leser mitnimmt bis zu den Anfängen, als vor 75 Jahren in Rheinfelden die Eiszeit einsetzte.

Die Chronik trägt den lüpfigen Titel: Ab uf de Thron – Die Geschichte des Eishockeyclubs Rheinfelden 1947- 2022. Albi Wuhrmann und Martin Hohermuth sind die Autoren, zwei, die wissen, wie sich Rheinfelder Eis unter geschliffenen Kufen anfühlt. Beide spielten beim EHC, lange her ist es, «seit 1989 hatte ich nie mehr einen Stock in den Händen», sagt Wuhrmann und trotzdem: ohne den EHC Rheinfelden? Das geht halt irgendwie auch nicht. Das Eis von damals hatte bei ihm ein Feuer entfacht, es lodert noch immer.

Archivperlen
Wuhrmann und Hohermuth verbrachten zahllose Stunden mit Recherche, stiegen in die Archive, führten Gespräche, u nd manche Trouvaille befreiten sie vom Staub der Zeit; auch auf jene vom 7. Dezember 1946, als die jungen Kerle von damals, noch vor der Vereinsgründung, bei Feldschlösschen-Direktor Adolf Roniger schriftlich vorstellig wurden, mit der Bitte, einen «geordneten Eishockeybetrieb» auf dem damaligen Feldschlösschenweiher bewilligt zu bekommen:

«Sehr geehrter Herr Direktor (…)

Seit jeher wurde auf dem schönen gefrorenen Feldschlösschen-Eisfeld mit Hockeystöcken herumgefuchtelt. Da dies ohne Erlaubnis der Brauerei-Direktion geschah, wurden wir oft und mit Recht des Platzes verwiesen, wenn wir einen Match austragen wollten.

Dass es hie und da zu Ausschreitungen kommen musste, ist vor allem dem Umstand zuzuschreiben, dass es an einer geordneten Mannschaft fehlte. Für alle diese Anmassungen möchten

wir uns bei Ihnen in aller Form entschuldigen (…)»

Wie diese Geschichte weiterging – auch das steht im Jubiläumsbuch, das aus 75 Jahren EHC Rheinfelden erzählt, und kommenden Samstag bereits schreibt der Eishockeyclub ein nächstes Kapitel: Auf der heimischen Kunsteisbahn finden die Jubiläumsfeierlichkeiten statt, dafür werden Menschen im Einsatz stehen, denen dieser EHC Rheinfelden am Herzen liegt. Dass es überhaupt soweit kommt nächsten Samstag, ganz selbstverständlich ist das nicht und auch davon erzählt die Chronik.

Höhen und Tiefen
2008 drohte der finanzielle Kollaps, der Club stand vor dem Aus. Der drohende Untergang befeuerte die Auferstehung der Sponsorenvereinigung «Puck», der auch Albi Wuhrmann und Martin Hohermuth angehören. Wuhrmann erinnert sich: «Als der EHC Rheinfelden kurz vor dem Untergang gestanden war, setzte das enorme Energien bei allen vierzig bis fünfzig Personen frei, die zusammengekommen waren und die Puck-Vereinigung wieder reaktiviert haben.» Dank dieser Unterstützung konnte das finanzielle Loch gestopft werden. In den letzten zehn Jahren, und das ist eine gute Nachricht, machte der EHC vor allem sportlich von sich reden; er spielte ganz vorne mit, sicherte sich 2015/2016 sensationell den 2. Liga-Meistertitel Zentralschweiz. Albi Wuhrmann sagt: «Hansueli Tischhauser hat in dieser Zeit den Verein geprägt.» Auch ihm, dem ehemaligen Präsidenten und Sportchef, ist ein Buchkapitel gewidmet in dieser ereignisreichen, 75-jährigen Clubgeschichte; eine Geschichte, die Wuhrmann jetzt in seinen Händen hält, und die einen Überblick darüber gibt, woher dieser Eishockeyclub einst herkam, damals, als man Hockeyschläger noch aus gekrümmten Jungbäumen aus dem Wald geschnitten hatte, Arbeitshosen trug und die Knieschoner aus Zeitschriften in die Hosenbeine gestopft hatte. Worte übrigens, die von EHC-Gründungsmitglied Walter Oeschger stammen. Er erzählte sie Albi Wuhrmann im Herbst 2021 und für Wuhrmann gibt es keinen Zweifel: «Das muss man sich einmal vorstellen. Was die Gründer von damals alles unternehmen mussten, um diesen Sport überhaupt betreiben zu können. Dieser Initiativgeist im Alter von achtzehn, vielleicht zwanzig Jahren; das ist verrückt. Ich glaube, diese Pioniergeneration von damals kann man gar nicht genug würdigen.»

Oeschger, dieser letzte lebende Gründervater von damals, er verstarb am 13. Mai 2022 im hohen Alter von 96 Jahren. Die Geschichte des EHC Rheinfelden geht weiter.


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