Das legendäre St. Anna-Loch wird erforscht

  04.01.2023 Fricktal, Rheinfelden, Unteres Fricktal

Spektakuläres Tauchprojekt in Rheinfelden

Zahlreiche Sagen ranken sich um das St. Anna-Loch im Rhein bei Rheinfelden. Eine Gruppe von Tauchern will nun Licht ins Dunkel der Tiefe bringen. Einiges haben sie schon entdeckt.

Valentin Zumsteg

Es sind schaurige Geschichten, die sich um das St. Anna-Loch in Rheinfelden drehen: Als die Stadt vor Jahrhunderten von den Hunnen überfallen wurde, sollen die Einwohner alles Wertvolle in die Tiefe des Rheins geworfen haben. Die Angreifer haben sich daraufhin an der Schlossherrin Anna gerächt und diese in die Strudel des Flusses gestossen, so lautet eine Sage, die den Namen erklärt. Oder: Als die Hunnen die Stadt eingenommen hatten, gingen die Rheinfelder zum Gegenangriff über und vertrieben die Eindringlinge. Diese wurden von der Attacke völlig überrascht, flohen hastig über die Brücke und warfen eine erbeutete goldene Glocke in den Fluss, wo sie heute noch liegen soll. Weiter heisst es, dass der Fluss an dieser Stelle noch nie die Leiche eines ertrunkenen Menschen freigegeben habe.

«Viele Mysterien»
Soweit die Geschichten, Sagen und Legenden. Belegt ist hingegen, dass es sich beim so genannten St. Anna-Loch um die tiefste Stelle (rund 30 Meter) eines über 700 Meter langen, steil abfallenden Grabens im Flussbett zwischen den beiden Rheinfelden handelt. Das St. Anna-Loch selber liegt zwischen dem Inseli und dem deutschen Ufer, unmittelbar unterhalb der Rheinbrücke. Petar Ljubicic ist ein passionierter Taucher. Das Inseli und das St. Anna-Loch faszinieren den 33-Jährigen, der in Rheinfelden aufgewachsen ist und heute in Pratteln wohnt, seit Kindsbeinen. «Diese Faszination hat mich nie losgelassen. Das St Anna-Loch bietet viele Mysterien und hat Generationen zum Träumen angeregt», erzählt er. Der erfahrene Taucher und Tauchlehrer hat 2021 einen ersten Tauchgang beim St. Anna-Loch unternommen. «Dieser Tauchplatz birgt einige Gefahren. Es gibt eine starke Strömung und es ist sehr dunkel.» Mittlerweile hat er dort schon rund 40 Tauchgänge durchgeführt und einiges entdeckt. Zum Beispiel alte Mauerreste, die möglicherweise zu einer Festung auf dem Inseli gehörten. Oder eine Lore; also ein Transportwagen, der vermutlich noch vom Bau der Brücke stammt. Es hat aber auch viel Zivilisationsmüll dort unten wie alte Velos, Gitter, Schuhe und Dosen.

«Ein Bubentraum»
Zusammen mit Tauchkollegen hat Ljubicic nun die Gruppe xPLORIS gegründet, deren erstes Projekt die Erforschung des St. Anna-Lochs ist. «Dieses Projekt dient dazu, Daten im Rhein um das Inseli und das St. Anna-Loch zu generieren.» Ziel ist es, 3-D-Modelle des ganzen Unterwasser-Gebietes sowie von einzelnen Fundstücken zu erstellen, Fotos und Videos zu machen und auf Wunsch der Kantonsarchäologie auch Proben von Funden sicherzustellen. Erste Aufnahmen sind bereits vielversprechend. Nach Möglichkeit soll auch der Müll gehoben und entsorgt werden. Mit der Kantonsarchäologie und dem Fricktaler Museum ist die Gruppe bereits in Kontakt, wie Petar Ljubicic schildert. Die Daten sollen mit ihnen geteilt werden.

100 bis 200 Tauchgänge
Die Tauchgruppe arbeitet ehrenamtlich. Sie braucht aber finanzielle Unterstützung, um ihre Ausrüstung weiter zu ergänzen. Dazu wird ein Crowdfunding lanciert. Ziel ist es, 15 000 Franken an Spenden einsammeln zu können.

Ljubicic rechnet damit, dass zwischen 100 und 200 Tauchgänge nötig sein werden, um die Ziele zu erreichen. Wenn es der Wasserpegel zulässt, soll in den kommenden Wochen damit begonnen werden. Mit Blick auf den Rhein meint er: «Es ist ein Bubentraum von mir, dort unten die goldene Glocke zu finden – oder mindestens alte Münzen.»

https://wemakeit.com/projects/exploration-st-anna-loch


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