PETER SCHMIDS FRICKTALER CHECK

  30.12.2022 Fricktal

Kleinod im Winterkleid

Wie gut kennen Sie sich in unserer Region aus? Geografisch? Historisch? Allgemein? Machen Sie den Check!

Peter Schmid*

Ein Winterspaziergang führt uns in ein kleines Dorf am äussersten Rand des Fricktals.

Ausgangspunkt ist eine sanfte Anhöhe namens «Weid». Eine dünne Schneedecke liegt auf den kahlen Obstbäumen und Äckern. Die Weitsicht ist eindrücklich. Erstaunlich nah türmen sich zwei Bürohochhäuser vor der Basler Stadtkulisse auf. Wir lassen nerviges Gejaule und Gekläffe hinter uns. Immerhin wirkt der Schutzzaun rund um die Hundezucht beruhigend. Allmählich nähern wir uns, dem geschwungenen Weg bergab folgend, einem Klosterbezirk wie aus dem Bilderbuch. Endlich Stille. Ein Ort des Friedens. Schon immer? Seit dem Hochmittelalter lebten hier Zisterzienserinnen. Es waren Frauen, welche begüterten Adelsfamilien entstammten. Wie viele unter ihnen mochten sich aus freiem Willen für die gottesfürchtige Entsagung entschieden haben? Und wie sicher waren sie hier? Die in habsburgischen Besitz geratenen Güter waren immer wieder feindlichen Angriffen ausgesetzt. Auch das Zusammenleben mit den bäuerlichen Nachbarn und Untertanen war in vergangenen Epochen nicht selten ein problematisches. Chroniken berichten von Armut und aufgestauter Wut, von Gewalt und Plünderungen.

Die düsteren Kapitel gehören hoffentlich für immer der Vergangenheit an. Im 19. Jahrhundert wurde auch dieses aargauische Kloster aufgehoben und einem neuen Zweck zugeführt. Seit über 160 Jahren ist hier ein kantonales Erzie hungsheim untergebracht. Die barocken Gebäude sind teilweise öffentlich zugänglich. Besonders lohnend ist ein Besuch der Stiftskirche, wenn die weltbekannte Cellistin mit argentinischen Wurzeln an dem von ihr gegründeten Musikfestival auftritt. Wir erahnen die wunderbaren Klänge im neuen Jahr bereits und setzen unseren stillen Winterspaziergang Richtung Dorf fort.

Es ist das kleinste im Bezirk Rheinfelden. Und es weist eine Besonderheit auf: Ein Gewässer (der Violabach) teilt das Dorf in zwei Hälften. Tatsächlich liegen einige wenige Häuser bereits im Kanton Baselland. Im grösseren, aargauischen Ortsteil gefallen uns die währschaften alten Bauernhäuser und ein altehrwürdiges Pirmarschulhaus. Kinder haben den Weihnachtsbaum auf dem Pausenplatz mit selbst gebastelten Schmuckstücken (etwa aus Bierdeckeli) behängt. Wir überqueren die Kantonsgrenze Richtung Südwesten, wo der Weg nun recht steil ansteigt. Bis nach Arisdorf wollen wir aber nicht. Zuvor biegen wir links ab und gelangen zur «Sennweid», einem stattlichen Hof.

Hier wuchs ein Bauernbub auf, der später Industriegeschichte schreiben sollte. Mathias Wüthrich gründete 1876 (zusammen mit dem Magdener Brauer Theophil Roniger) die Brauerei Feldschlösschen. Bekannt war der Hof bis vor kurzem auch aus einem anderen Grund. Hier gab es hauptsächlich am Sonntag Raubtierdarbietungen in einer Scheune. Bis zu seinem Tod im Jahre 2019 hatte der Dompteur Jürg Jenny das Publikum mit seinen Löwen und Tigern beeindruckt. Auch spannende Geschichten wusste er zu erzählen. Angeblich soll er den Schulweg nach Rheinfelden jeweils auf einem Maulesel zurückgelegt haben. Das brave Tier wartete dann geduldig am Waldrand, bevor es spätnachmittags wieder den langen Heimweg durch den Wald unter die Hufe nahm. Schüler auf Maultieren sehen wir heute nicht, dafür weidende Schafe, Pferde und Lamas. Sie fressen die letzten Grashalme, die aus dem Schnee ragen. Auf unserem Schlussabschnitt könnten wir zuerst zum «Dornhof» und nach Magden hinunterwandern oder in nördlicher Richtung den Weg nach Rheinfelden einschlagen. Wir lassen es jedoch gut sein und kehren zu unserem Ausgangspunkt zurück. Heute erfolgten die An- und Rückreise nicht mit dem ÖV (am Sonntag fährt kein Poschti), auch nicht zu Fuss (zu weit) oder mit dem Velo (zu kalt). Die winterliche Stille wirkte entschleunigend und beruhigend. Nicht nur auf uns, denn sogar die Zuchthunde gaben jetzt Ruhe. Die gemütliche Rundtour dauert etwa 90 Minuten. Sie ist auch bei steigenden Temperaturen sehr zu empfehlen.


Wissen Sie die Lösung?

Wie heisst das Dorf, das sich im Zentrum der beschriebenen Rundwanderung befindet? Nennen Sie zudem den Namen der bekannten Cellistin, die dem hier alljährlich stattfindenden Musikfestival den Namen gegeben hat.

Schreiben/ mailen Sie uns. Unter den richtigen Antworten, welche auf der Redaktion bis am nächsten Mittwoch eintreffen, verlosen wir einen Einkaufsgutschein im Wert von 50 Franken. Der Gewinner oder die Gewinnerin wird in der NFZ vom nächsten Freitag publiziert.

redaktion@nfz.ch

NEUE FRICKTALER ZEITUNG
Baslerstrasse 10
4310 Rheinfelden


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