Mit Nachthemmli und guter Laune

  28.10.2022 Fricktal

Ein spezieller Verein feierte Jubiläum

In Kaiseraugst gibt es seit Jahrzehnten den Nachthemmliclub. Am Wochenende feierte er sein 50-Jahr-Jubiläum. Aber eigentlich war es der 51. Geburtstag, denn gegründet wurde er 1971, weil jedoch die Chilbi 2021 nicht stattfand, vertagte sich auch die Feier um ein Jahr.

Catherine Hossli

«Was um Himmelswillen ist ein Nachthemmliclub?», mögen sich einige fragen. In Kaiseraugst kennt man ihn natürlich. Aber der Frage auf den Grund zu gehen, wie der «NHC» entstanden ist, war selbst für eine Kaiseraugsterin nicht einfach. Marc Künzli erzählt, was ihm zugetragen wurde: «Damals kam Paul Bill (verstorbenes Gründungsmitglied) nach Kaiseraugst in den Turnverein. Wie es so üblich ist, sollte er seinen Einstand in der Dorfbeiz geben. Er willigte ein, unter der Bedingung, dass alle im Nachthemd erscheinen». Andere meinten, es sei eine Stammtisch-Idee gewesen. Ein Stromausfall im Restaurant Adler führte dazu, dass ein Aufruf, das Kerzenlicht im Nachthemmli selber mitzubringen, gemacht wurde. Also so genau wusste es niemand mehr, aber auf jeden Fall war der Nachthemmliclub geboren und die Zeit und auch ein paar Bierchen hie und da, haben viele Ammenmärchen und Episoden hervorgebracht, die am Jubiläumsabend wieder rege ausgetauscht wurden. Von da an traf man sich in 99-tägigem Rhythmus mit Kerzenständer und selbstverständlich im Nachthemmli.

Raclettestübli an der Chilbi
«1971 hatte die Chilbi in Kaiseraugst noch in einem beschaulicheren Rahmen stattgefunden. Es gab ein Karussell, ‹Putschautos›, eine Schiessbude, Frau Hohlers Magenbrot und eine einzige Beiz, den ‹Leuen›. Das war unsere Chilbi.», so Simon Schmid, Präsident des Nachthemmliclubs. Mit dem Entscheid, ein Raclettestübli an der Chilbi zu machen, wurde 1972 sozusagen die «neuzeitliche» Chilbi eingeleitet.

Der Nachthemmliclub ist ein gemeinnütziger Verein (seit 2016 als Verein eingetragen). Am Chilbi-Samstag, 11.30 Uhr, werden jeweils alle Bewohnerinnen und Bewohner vom Altersheim und am Chilbi-Sonntagnachmittag alle Seniorinnen und Senioren ab 65 ins Raclettestübli eingeladen. Sie dürfen essen und trinken, soviel sie wollen, und das kostenlos. Finanziert wird der Anlass mit den restlichen Besuchern im Raclettestübli und auch durch die grosszügige Unterstützung der Ortsbürgergemeinde. «Auch unser Verein kommt langsam in die Jahre», erklärt Patrick Schmid, mit 51 einer der Jüngsten im NHC. «Bedingungen, in den Club aufgenommen zu werden, gibt es eigentlich kaum, man muss nur ‹e glatte Chaib si›, die Geselligkeit mögen und einen Bezug zum Dorf haben», so Schmid.

Geehrt wurde am Abend das älteste Gründungsmitglied Hans Waltert, besser bekannt als «Nisse». Er blickt auf 51 Jahre Mitgliedschaft zurück und bekommt von Simon Schmid ein neues Nachthemmli überreicht. Mitunter 60 Mitglieder hatte der NHC im Laufe der Jahre, heutiger Stand sind 29 Mitglieder. «Leider leben von diesen 60 nicht mehr alle, besonders getroffen hat uns das immer dann, wenn einer von ihnen als aktiver Freund und Kamerad aus unserer Mitte abberufen wurde», erinnert sich Simon Schmid den Tränen nahe. Den sieben Verstorbenen wird in kurzer Stille an die schöne gemeinsame Zeit gedacht.

Nach der überaus bildlich gesprochenen und emotionalen Ansprache von Simon Schmid bezauberte Federico Soldati, ein preisgekrönter Illusionist aus Lugano, das Publikum mit unglaublichen Zaubertricks. Zuerst auf der Bühne, später bei den Gästen am Tisch, faszinierte er das Publikum mit schwebenden Geldnoten, Ringen und Gedankenübertragungen. Ein Fondue Chinoise und das Dessertbuffet rundeten den gelungenen Abend ab.

Männer im Nachthemmli
Der Nachthemmliclub ist ein reiner Männerverein. Ob das so bleiben soll, oder ob eine nächste Generation vielleicht in Betracht ziehen könnte, auch Frauen im Verein aufzunehmen, steht in den Sternen. Möglich ist alles, aber sind wir mal ehrlich, Männer im «Nachthemmli» sind einfach herrlich.


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