Eine Botschafterin für Laufenburg

  29.10.2022 Laufenburg

Maria Theresia Rist erhielt den Friedenspreis

Die grenzüberschreitende Völkerverständigung und das Miteinander in Frieden sind ein Herzenswunsch von Maria Theresia Rist.

Hildegard Siebold

Mit der Verleihung des Friedenspreises ermutigen die beiden Schwesternstädte Laufenburg Menschen, sich für die Völkerverständigung einzusetzen. Erster Träger des von der «Friedensstadt Laufenburg» initiierten Preises war 2015 der einstige Stadtammann Rudolf Lüscher. Mit dem zweiten Friedenspreis wurde jetzt Maria Theresia Rist ausgezeichnet. Die erste Kultur- und Tourismusbeauftragte der Stadt Laufenburg/Baden erhielt den Preis in Anerkennung ihres grossen grenzüberschreitenden Engagements.

An ihrem 76. Geburtstag erreichte Maria Theresia Rist der Anruf von Bürgermeister Ulrich Krieger. Seine Frage, ob sie sich vorstellen könne, Friedenspreisträgerin zu werden, löste viele Emotionen bei ihr aus. «Ich war total perplex», schildert sie. Und eigentlich fühlte sie sich gar nicht wichtig genug für diese Auszeichnung. Auf die Überraschung folgte grosse Freude über diese grosse Ehre, auch wenn sie findet, dass viele andere ihn ebenso verdient hätten. Schliesslich sei ihr grenzüberschreitendes Engagement aus ihrem Herzen gekommen. Maria Theresia Rist ist ihrer Heimatstadt Laufenburg immer treu geblieben. Eigentlich ist sie ein Luttinger Kind. Aber Luttingen, so sagt sie, gehöre ja zu Laufenburg. Ganz klassisch absolvierte sie nach der Schule eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete bis zur Heirat mit Lothar Rist und der Geburt von Tochter Anne-Kathrin 1979 in verschiedenen Laufenburger Firmen. Während sie sich ihrer kleinen Tochter widmete, engagierte sie sich ehrenamtlich in der Kirchengemeinde St. Martin in Luttingen, wo ihr Mann als Organist tätig war und den Kirchenchor St. Martin leitete.

Erste Kultur- und Tourismusbeauftragte
Ihr Interesse, 1992 im neugeschaffenen Kultur- und Verkehrsamt Laufenburg zu arbeiten, stiess beim damaligen Bürgermeister Helmut Müllmerstadt sofort auf Begeisterung. So wurde sie zur ersten Kultur- und Tourismusbeauftragten der Stadt Laufenburg. Der Kultur war Maria Theresia Rist durch ihren Mann längst verbunden. «Wir besuchten viele Konzerte und kannten viele Kulturleute», erzählt sie. Ihr neuer Chef liess ihr viel freie Hand beim Gestalten. Seine Worte: «Sie fangen heute bei minus Null an», waren für sie Herausforderung und Ansporn zugleich. Ihre erste Aufgabe bestand darin, Struktur ins touristische Geschäft zu bringen, dann erst kam die Kultur mit ersten Konzerten im Laufenburger Schlössle um 1993, die jedoch im Zuge der Renovation wieder pausierten.

Ein ambitioniertes Unterfangen
Es war Maria-Theresia Rist ein grosses Anliegen, das Erbe von Mary Codman und den Geist, den das amerikanische Ehepaar Codman im Schlössle einst pflegte, hochzuhalten. Nach dem Umbau gab es im Saal des Schlössles wieder Konzerte. «Aber uns fehlte ein Flügel», erinnert sie sich. Ein hochwertiger Steinway sollte es sein. Eigens dazu gründete sich auf Vorschlag und mit Rückendeckung von Bürgermeister Ulrich Krieger der Förderverein Kultur im Schlössle. Maria Theresia Rist übernahm den Vorsitz. Das war ein ambitioniertes Unterfangen. «Innerhalb eines Jahres hatten wir das Geld zusammen», erzählt Maria Theresia Rist und fügt hinzu: «Darauf bin ich heute noch stolz.» Für fast alle 88 Tasten wurden Paten gefunden, die bereitwillig in das Objekt investierten. Im Januar 2019 wurde der 108 000 Euro teure Konzertf lügel mit einem Autokran in den Panoramasaal des Schlössles gehievt.

«Wir waren gemeinsam kreativ»
Bei all ihrem Tun hatte Maria Theresia Rist immer die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Blick. Als Kultur- und Tourismusbeauftragte des badischen Städtchens war sie Initiatorin vieler grenzüberschreitender Projekte, die in beiden Städten bis heute hochgehalten werden: Fliessende Grenzen, Salm- und Habsburgerwochen und der grenzüberschreitende Weihnachtsmarkt. Mit einigen Frauen aus dem Städtchen tat sich Maria Theresia Rist zusammen, als die Laufenbrücke für den Verkehr gesperrt wurde. «Das Städtchen war ja jetzt wie eine Puppenstube», schildert sie. So entstand die Idee der grenzüberschreitenden Altstadtweihnacht, die erstmals 2005 stattfand. «Wir hatten immer Rückendeckung seitens der Verwaltung und vom Bürgermeister», sagt sie. Und sie hatte immer ein wunderbares Pendant auf Schweizer Seite. Zuerst Rudolf Lüscher als Stadtammann und Vorsitzender des Verkehrsvereins, danach Silvia Blaser vom Verkehrsamt. «Wir waren gemeinsam kreativ», schildert sie und nennt etwa die Graf-Hans-Touren, die sie miteinander konzipierten.

Als ganz besonderen Eckstein für Laufenburg nennt sie die Laufenburger Kulturtage, die aus dem Interreg-Programm hervorgingen. Für Maria-Theresia Rist war es selbstverständlich, im grenzüberschreitenden Kulturausschuss und im Verkehrsverein mitzuwirken. Überhaupt ist sie eine Frau, die dort anpackte wo es etwas zu tun gab. «Aber ich hatte auch stets das Glück, dass ich auf Leute traf, die mitgemacht haben oder mit Ideen an mich herantraten.» So initiierte sie mit ein paar Müttern das Ferienprogramm Laufenburger Kindersommer.

Woher aber rührt dieses grosse Engagement? «Aus meiner Liebe zu meiner Heimat, zu den beiden Städten und den Menschen hier», sagt sie. Gemeinsam in Frieden miteinander arbeiten, ist ihr wichtig und sie schliesst damit auch die Völkerverständigung mit der französischen Partnerstadt Le Croisic ein. Es war ihr ein Anliegen, in den Anfängen 1973 die Grenzen zu überwinden für einen dauerhaften Frieden. Und auch wenn sie ihre politischen Aktivitäten als Gemeinderätin von 2010 bis 2019 als eher trockene Materie bezeichnet, sei es eine sehr bereichernde Zeit gewesen. Heute gilt das Hauptaugenmerk von Maria Theresia Rist nach wie vor der Kultur. Bis heute ist sie Vorsitzende des Fördervereins Kultur im Schössle und der Friedenspreis ist für sie Ansporn für weiteres Engagement. «Ich setze mich ein, so gut es geht», sagt sie mit jenem Herzblut, das sie immer umgetrieben hat.


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