Von der ersten Gemeinschaftspraxis zum grossen Ärztehaus

  31.08.2022 Gesundheit, Rheinfelden, Persönlich

Eine Familiengeschichte: 50 Jahre Hausarzt-Praxis Rickenbacher

Seit einem halben Jahrhundert gibt es in Rheinfelden die Hausarzt-Praxis Rickenbacher. Sie hat sich von einer Gemeinschaftspraxis zu einem Ärztehaus entwickelt. Heute wird sie von Michèle und Beat Rickenbacher geführt.

Valentin Zumsteg

Als Martin Rickenbacher im November 1972 seine Arztpraxis an der Dianastrasse eröffnete, beschritt er Neuland. «Es war die erste Gemeinschaftspraxis in Rheinfelden», erzählt der 82-jährige Mediziner. «Mein Schwiegervater hatte eine Hausarzt-Praxis in Thusis. Ich habe dort jeweils Vertretungen gemacht und gesehen, wie gross die Belastung ist, wenn man eine Praxis alleine führt.» Deswegen hat er sich dazu entschieden, zusammen mit einem Studienkollegen in Rheinfelden eine neue Praxis zu eröffnen. Die Idee war auch, so mehr Zeit für die Patienten zu haben. «Die Praxis ist von Anfang an sehr gut gelaufen», erzählt Rickenbacher.

Gegen viele Widerstände
In den Räumlichkeiten an der Dianastrasse war Rickenbacher eingemietet, im Laufe der Jahre wollte er etwas Eigenes auf bauen. So entstand die Idee, am Stadtweg auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei Baumer ein Ärztehaus zu bauen und dort unter anderem das Hausarztzentrum unterzubringen. Gegen das Projekt gab es einigen Widerstand, unter anderem von der ansässigen Ärzteschaft. Doch Martin Rickenbacher gab nicht auf. Er konnte schliesslich seine Idee umsetzen und das Ärztehaus realisieren. Der Spatenstich erfolgte im September 1988, die Eröffnung rund zwei Jahre später. Am neuen Standort entwickelte sich die Praxis kontinuierlich weiter. Nach ein paar Jahren stieg die nächste Generation ein: 2003 übernahmen Sohn Beat und dessen Frau Michèle, die sich während des Medizinstudiums in Basel kennengelernt hatten, die Praxis. Sie bauten sie nach und nach zu einem Hausarztzentrum mit aktuell fünf Ärzten und sechs medizinischen Praxisassistentinnen aus. Zudem sind im Ärztehaus eine Apotheke, ein Chiropraktiker, die Pro Infirmis sowie zwei Physiotherapien untergebracht.

Das Modell der Gemeinschaftspraxis hat sich über die Jahrzehnte bewährt. Heute ist es besonders bei jüngeren Ärztinnen und Ärzten beliebt, wie Michèle Rickenbacher betont. Es bringt aber auch für die Patientinnen und Patienten Vorteile, da die Praxis nie geschlossen werden muss. Insgesamt habe aber der Beruf des Hausarztes an Attraktivität verloren. «Die jungen Mediziner spezialisieren sich lieber. Als Hausarzt braucht es ein sehr grosses Engagement – und die Tarife sind seit vielen Jahren nicht angehoben worden», erklärt Michèle Rickenbacher. Zugenommen habe hingegen der administrative Aufwand, während die Zeit für den Patienten immer knapper werde.

19 000 Patientinnen und Patienten
In den 50 Jahren seit Bestehen der Praxis Rickenbacher sind rund 19000 Patientinnen und Patienten behandelt worden, wie Beat Rickenbacher schildert. «Aktuell zählt der Patientenstamm rund 5000 Leute. Es gibt täglich Anfragen von neuen Patienten. Wir können aber nicht alle aufnehmen», sagt Beat Rickenbacher. Mit Blick in die Zukunft sei es jedoch durchaus denkbar, dass die Praxis um einen weiteren Arzt oder eine weitere Ärztin erweitert werden könnte, falls jemand gefunden wird. Die Räumlichkeiten stehen zur Verfügung.

Wenn Martin Rickenbacher auf die vergangenen fünf Jahrzehnte zurückblickt, ist er zufrieden. «Es freut mich besonders, dass ich die Praxis weitergeben konnte. Ich finde, dass das Hausarzt-Modell mit der persönlichen Beziehung zum Patienten unbedingt weiterbestehen und gestärkt werden sollte.»

Am Donnerstag, 15. September, von 16 bis 19 Uhr feiert die Hausarzt-Praxis Rickenbacher ihr 50-Jahr-Jubiläum im Ärztehaus am Stadtweg 4 in Rheinfelden. Musikalische Unterhaltung mit dem Trio Amal. Um Anmeldung bis 5. September wird gebeten: beat.rickenbacher@hin.ch


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