«Das Leben ist ein Prozess»

  30.07.2022 Persönlich

Hugo Buser aus Maisprach wagt immer wieder Neues

Hugo Buser war und ist vieles: Ein gelernter Schauspieler, ein erfahrener Sänger, Zeremonienleiter, Wirt, Koch, Content Creator. Und alles sehr engagiert. Er teilt sein Leben in «Phasen» ein. In einer der neusten Phasen wird er im Oktober in Rheinfelden den Professor Hinzelmann im berühmten «Im Weissen Rössl» von Ralph Benatzky spielen. Er singt zum ersten Mal in einer Operette. Aber das erschreckt ihn nicht, er hat schon vieles zum ersten Mal gemacht. Und meist ging es gut.

Edi Strub

BASEL. Hugo Buser ist gerade erst aufgestanden, als ich bei ihm im Gundeli in Basel klingle. Er hat mich nicht erwartet, ich hatte vergessen, den Termin zu bestätigen. Aber das ist kein Problem. Er ist flexibel. Ich solle doch in einer halben Stunde wieder kommen. Er möchte sich bloss noch etwas frisch machen. Und dann geht es los mit einem der angeregtesten Interviews, das ich je für die NFZ geführt habe. Hugo Buser ist gewohnt, mit unerwarteten Situationen umzugehen. So hat er auch sofort zugesagt, als die Regisseurin Bettina Dieterle ihn vor einiger Zeit fragte, ob er bei einer Neuinszenierung von «Im Weissen Rössl» in Rheinfelden mitmache. «Ich habe zwar noch nie eine Operette gesungen», sagt Buser, aber ich habe die Partitur studiert, meinen Part geübt und vorgesungen. Und hierauf die Rolle erhalten.

Begegnet ist ihm das Weisse Rössl zum ersten Mal als Junge im Fernsehen mit dem legendären Peter Alexander. Seine Eltern hätten dieses Stück geliebt. Ihm sei es ein bisschen spiessig vorgekommen, aber gleichzeitig habe es ihn auch fasziniert. Und nun bereitet er sich selbst auf dasselbe Stück, in der Rolle des Prof. Hinzelmann, Urlauber und Vater des schönen und begehrten Klärchens vor. Das Stück werde von Bettina Dieterle aber zeitgemässer inszeniert als im Film mit Peter Alexander. Den Hintergrund bilde nicht die kitschig-abgegriffene Wolfgangsee-Idylle, sondern irgendein Badeort. Vielleicht Rheinfelden. Und Bettina Dieterle werde dem Stück eine besondere «Würze» verleihen. Sie habe eine Neigung zum Satirischen.

«Das Leben ist ein Prozess»
Hugo Buser hat ein bewegtes Leben hinter und wahrscheinlich auch vor sich. «Das Leben ist ein Prozess», sagt er. Und das stimmt, wenn man auf seine Vita schaut. Immer wieder wagt er Neues. Lange war er zum Beispiel Wirt. Am erfolgreichsten im «Veronica Rhybadhysli Breiti» in Basel. Das habe gepasst. Denn er liebe neben Kunst, Theater und Musik auch das Kochen. Er habe das in Praktika erlernt. Das Rhybadhysli am St. Alban-Rheinweg habe auch gute «Gastig» geboten – verbindlich, authentisch, herzlich. Nach dreizehn erfolgreichen Jahren habe er aber aufhören müssen. Er sei an Krebs erkrankt (von dem er inzwischen wieder genesen ist) und das Ganze sei ihm zusammen mit seinen übrigen Engagements einfach zu viel geworden. Denn er machte auch noch beim «Drummeli», «Charivari» und vielen anderen Dingen mit. Und so habe sein Körper irgendwann Stopp gerufen. Hugo habe sich neu orientieren müssen. Die nächste «Phase» in seinem Leben sei angestanden.

Etwas Theatralisches
Ein Teil davon ist seine Zusammenarbeit mit Bettina Dieterle «Im Weissen Rössl» und diesen Sommer auch an den Schlossfestspielen in Bottmingen im «Schwarzen Hecht», wo er sogar die Hauptrolle des Opolski spiele. Aber er begann sich auch zum Zeremonienleiter auszubilden. Als Junge habe er mal überlegt Pfarrer zu werden. Das habe ja etwas Theatralisches, wenn dieser von der Kanzel runter Himmel und Hölle herauf beschwöre und seine Getreuen für ihre Sünden massregle. Das habe ihm gefallen. Eindruck auf ihn gemacht habe auch der Leichenwagen in Maisprach und der Mann, der die Verstorbenen zur letzten Ruhe führte. Als er dann einmal als Wirt im Rhybadhysli angefragt wurde, ob er Wasserbegräbnisse mache, habe er zugesagt und so – nach einer Ausbildung zum Zermonienleiter – eine neue Profession gefunden.

Er selbst sei nicht gläubig und könne daher nicht sagen, woher der Mensch komme und wohin er gehe. «Für mich kommt er aus dem Nichts und verschwindet ins Nichts.» Aber wenn er nun als Zeremonienleiter Verstorbene bei Begräbnissen und Abdankungen in dieses Ungewisse begleite, spiele es keine Rolle, was er denke. Stattdessen lasse er sich von den Angehörigen aus dem Leben dieser Menschen erzählen. Zuerst durch Fragen, nach einiger Zeit komme dann meist alles von selbst. Die Hinterlassenen holten Fotos hervor und begännen zu erzählen. Das sei dann schon der erste Teil der Trauerarbeit. Die Verstorbenen würden durch das Erzählen noch einmal gegenwärtig. Und er erfahre, zu was er oder sie das Leben gemacht haben, was die Erfolge und Misserfolge waren, wie sie mit dem nahenden Tod umgingen. Sich das alles noch einmal zu vergegenwärtigen, tue gut und spende Trost. «Der Tod ist ein tiefer und bewegender Einschnitt und daher braucht es auch eine Zeremonie, wenn er eingetreten ist.»

Eine neue Phase
«Ich bin froh, dass ich ein oder zwei Mal im Monat so etwas machen kann.» Denn von der Schauspielerei könne man eigentlich nicht leben. Aber Hugo Buser wäre nicht Hugo Buser, wenn er nicht noch andere Projekte hätte. Zum Beispiel lässt er sich gerade zum FH Content Creator ausbilden. Eine neue Phase im Leben von Hugo Buser. Im Alter von 57 Jahren. Sowohl als Wirt wie als Schauspieler, Sänger und Zermonienleiter und Content Creator sucht und findet er den Kontakt mit seinen Mitmenschen. In immer neuen Formen, aber immer getragen von einer warmen und offenen Menschlichkeit.


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