In unseren Gewässern nicht erwünscht

  31.07.2022 Rheinfelden

Quaggamuschel breitet sich rasant aus

Muscheln im Rhein hat es schon immer gegeben. Handelt es sich aber nicht um einheimische, sondern invasive Arten wie etwa die asiatische Körbchenmuschel oder ganz aktuell die Quaggamuscheln, werden sie zur grossen Belastung für unser Ökosystem.

Susanne Hörth

Die Zehen in den weichen Sand oder das runde Kies graben, das kühle Wasser der sanft heranrollenden Wellen über die Knöchel f liessen lassen und dabei gleichzeitig haufenweise Muscheln entdecken: Was wie eine Szene aus dem Sommerurlaub am Meer klingt, ist vielmehr ein Augenblick am Kaister Rheinufer. Heimisches und Nichtheimisches vermischen sich. Denn die entdeckten Muscheln gehören nicht hierher. «Es handelt sich um Körbchenmuscheln der Gattung Corbicula, von denen es verschiedene, einander sehr ähnliche Arten in der Schweiz gibt», ordnet Florian Randegger, Fachspezialist bei der kantonalen Abteilung Wald, Jagd und Fischerei, die Muscheln anhand eines Fotos ein. «Sie stammen aber in jedem Fall aus dem asiatischen Raum und sind in der Schweiz nicht heimisch.»

Die asiatische Körbchenmuschel sei im Rhein weit verbreitet, so der Fachmann. Aber nicht nur hier, auch in anderen Flüssen und Seen. Warum aber eine Bedrohung? Dazu Randegger: «Durch ihre intensive Filtrierung des Wassers können eingeschleppte Muscheln das Gleichgewicht in Ökosystemen verändern.» Die invasiven Arten würden die Nahrungsverfügbarkeit der einheimischen Wasserbewohner einschränken und ihnen damit wichtige Lebensgrundlagen entziehen.

Körbchenmuscheln würden in erster Linie im Sand, im weichen Grund leben. Nicht so die Quaggamuscheln, weiss Randegger. Diese aktuell sehr invasive Art wächst auch auf hartem Grund. Und das kann durchaus auf Rohren und in Filtern etwa der Fricktaler Wasserkraftwerke oder Wasserversorgungen sein. Die Reinigung ist aufwändig und kostenintensiv. Vor allem aber der drohende Rückgang der heimischen Artenvielfalt durch die starke Ausbreitung der Quaggamuscheln versetzen Fachwelt und Behörden in Alarmbereitschaft.

Ein Riesenproblem
2014 wurde die Quaggamuschel erstmals im Hochrhein festgestellt. «Wahrscheinlich durch Frachtschiffe über den Rheinhafen eingeschleppt», meint dazu Florian Randegger. Seither breitet sie sich vor allem in den Seen, aber auch in den Flüssen, aus. Auch hier im Rhein bei uns, stellen Fricktaler Fischer gegenüber der NFZ fest. Im Aargau besteht die Gefahr, dass die Quaggamuschel auch in den bis jetzt vor einer Invasion verschont gebliebenen Hallwilersee eingeschleppt wird. Sie bedrohen die gesamte am Seegrund lebende Fauna sowie die Planktongemeinschaft im Freiwasser. Gerade diese Organismen sind später auch eine wichtige Nahrung für die Fische.

Der Weg, wie sich die invasive Muschel und ihre Larve über all die Gewässer hinweg ausbreitet, ist so simpel wie auch tückisch. Zu unbeabsichtigten Transporteuren bei Gewässerwechsel zählen Freizeitboote. Aber auch Schlauchboote, Stand-Up-Paddle-Bretter, Paddels, Tauchausrüstungen und vieles mehr stellen eine potenzielle Gefahr dar. Nur eine gründliche Reinigung nach dem Ausswassern wirkt präventiv. Gleiches gilt auch für die Fischerinnen und Fischer, welche die unerwünschten Muscheln an ihren Stiefeln, Hosen und Angelausrüstungen von Ort zu Ort mitnehmen könnten.

Wie genau sich das Ökosystem in den verschiedenen Gewässern im Zuge der starken Verbreitung der Quaggamuscheln verändert, könne man nicht genau vorhersagen, sagt Florian Randegger. Um die heimische Artengemeinschaft und das Nahrungsnetz im Hallwilersee zu schützen, gilt seit dem Mai 2021 eine Reinigungspf licht für Schiffe, die aus einem anderen Gewässer einwassern. Um unsere Gewässer zu schützen, braucht es aber die Sensibilisierung und das Engagement ganz vieler.


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