Treffen unter Gleichaltrigen

  12.07.2022 Jugend, Laufenburg

Sie sind kuschelig-weich, laufen im Passgang, sind unglaublich neugierig, wiegen zwischen 100 und 150 Kilo und lassen sich doch recht einfach von Kindern führen. Die Lamas von Familie Hossli in Laufenburg sind für jeden Ferienspass zu haben.

Simone Rufli

«Immer schön vor dem Lama laufen. Ihr führt, ihr gebt die Route vor.» Philipp Hossli hakt die Karabiner am Halfter seiner sechs Lamas ein, drückt jedem der zwölf Kinder ein Seil in die Hand und los geht’s. Immer zwei Kinder und ein Lama. Klingt einfach, laufen mit einem Lama am Seil ist aber ganz schön schwierig. Denn, im Gegensatz zu einem Pferd, einem Hund oder einer Katze hat das Lama absolut kein Gehör für menschliche Sprachkommandos. Dabei sei es nicht so, dass die Kamelartigen nicht folgen wollten, «sie können von Natur aus mit Sprache nichts anfangen und das lässt sich auch mit Trainieren nicht ändern. Es hat also keinen Sinn, dass ihr mit ihnen redet, um sie zum Laufen oder zum Anhalten zu bringen.» Hossli hilft, indem er Tjaro, Pisco, Pato, Temuco, Quinto und selbst Cielo, den Chef, sanft anschiebt. Jetzt kommt Bewegung in die Gruppe.

Bald ist der Weiher nicht mehr zu sehen, verschwindet der Tross der Achtjährigen – so alt sind alle Lamas, die Kinder sind zwischen sieben und zehn – im Wald oberhalb von Laufenburg. Über das Tempo bestimmen die Lamas. «Ihr dürft an den Seilen ziehen, nur nicht permanent», hilft Hossli über immer wieder auftretende Startschwierigkeiten hinweg. Die häufen sich, sobald der Weg an saftigen, grünen Blättern vorbeiführt. «Mit Lamas lernt man geduldig zu sein», erklärt Hossli später, «und zwar nicht nur die Kinder.» Am Seil geführt werden müssten sie nur, um zu verhindern, dass sie immergrüne Nahrung zu sich nähmen. «Efeu zum Beispiel oder Kirschlorbeer vertragen sie nicht.»

Je mehr Zeit verstreicht, umso mehr Eigenheiten entdecken die Kinder an «ihrem» Lama. Neugierig sind die wolligen Kerle alle. Wenn einer der Wallache (kastrierte Hengste) spuckt, dann ist es Pato. Pisco ist vorwitzig, Tjaro zurückhaltend, Temuco läuft gerne vorneweg, Quinto liebt es gemütlich. Der Chef aber ist Cielo, der einzige weisse. Der kleine Mensch, von dem sie an diesem Morgen geführt werden, das erkennen die Lamas ebenso schnell, ist ein Gewohnheitstier. Und so teilen die Kinder ihnen auch dann noch eine ganze Menge mit und versuchen sie mit Worten in der Spur zu halten – als sie längst wissen, dass das Lama mit Worten nichts anzufangen weiss.

Zurück beim Stall am Weiher fällt es den Kindern gar nicht so leicht, sich von den liebgewonnenen Jungs mit den lustigen Frisuren zu trennen. Ein Becher voll gemischter Kräuter hilft zumindest den Vierbeinern über die Trennung hinweg. Die Frage nach dem Haustier ist schnell vom Tisch. «Lamas sind Herdentiere. Sie brauchen Artgenossen», erklärt Philipp Hossli und bedankt sich bei den Kindern.

Apropos Herdentiere: Das erste Mal war’s ein defekter Zaunabschnitt, beim zweiten Mal der Sturm Burglind, zuletzt ein niedergedrücktes Zauntor, weshalb die Tiere alle zusammen aus ihrem Gehege flüchteten. Weit gingen sie nie. Mal auf eine nahe Wiese, zuletzt an den Bahnhof. Ganz wie neugierige Kinder halt.


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