«Es ist ein Renditeobjekt für unser Gemeindewesen»

  28.06.2022 Gemeindeversammlung, Kaisten

Kaister Ortsbürgergemeinde kauft Restaurant Sonne für 950 000 Franken

Während dem Erwerb der Liegenschaft Sonne mit grosser Mehrheit zugestimmt wurde, lehnte die Einwohnergemeindeversammlung den Projektierungskredit Schulstrasse 8 und 10 deutlich ab. Damit geht die nun schon fast 20 Jahre dauernde Diskussion um die Zukunft dieses Areals weiter.

Susanne Hörth

«Das Restaurant Sonne ist der letzte Treffpunkt in Ittenthal. Der Saal ist auch für unsere Vereine sehr wichtig.» betonte Gemeinderat Stephan Wiestner an der Kaister Ortsbürgerversammlung von Freitagabend. Wie sehr der Antrag des Gemeinderates betreffend Kauf der Liegenschaft Sonne für 950 000 Franken plus zusätzlich 30 000 Franken für den Einbau einer behindertengerechten Toilette interessierte, machte sich auch an der Teilnehmerzahl deutlich. 101 von 549 stimmberechtigten Kaister Ortsbürgerinnen und Ortsbürger wollten die Zukunft des Gastbetriebes mitbestimmen. «Grundsätzlich bin ich für den Kauf. Bei der schwierigen Suche nach Wirten besteht jedoch die Gefahr, dass das Restaurant zu Wohnraum umgebaut wird. Daher sollte auf zehn Jahre festgelegt werden, dass es so bleibt, wie es ist», so ein Votant. Gemeindeammann Arpad Major meinte dazu: «Es liegt nun in der Hand der Ortsbürger, dass zu steuern.»

In den weiteren Erklärungen seitens des Gemeinderats wurde auch bekanntgegeben, dass die Pachtunterzeichnung mit einem Wirt kurz bevorsteht. Der neue Wirt werde einen Betrieb übernehmen, der sich in einem guten Zustand befindet. In den nächsten 20 Jahren, hiess es auf entsprechende Nachfrage, würden aber sicherlich Investitionen an der älteren Liegenschaft fällig werden. «Es ist kein alltägliches Projekt. Es ist auch keine Kernaufgabe der Gemeinde, ein Restaurant zu führen», meldete sich ein Versammlungsteilnehmer, um dann gleich anzufügen: «Eine Gemeinde, die sich darauf beschränkt, Kernaufgaben zu erfüllen, verliert an Attraktivität. Wir brauchen ein Restaurant mit Saal, welcher für schöne wie auch traurige Anlässe zur Verfügung steht.» Der Redner betonte zudem: «Es ist kein Renditeobjekt im klassischen Sinn, vielmehr ist es ein Renditeobjekt für unser Gemeindewesen.»

Das unterstützte auch Ruedi Näf, Präsident der Finanzkommission. «Die Ortsbürgergemeinde hat auch die Aufgabe, das kulturelle Leben zu fördern. Die Finanzkommission steht hinter dem Kauf.» Ein Kauf, den sich die OBG mit einem Vermögen von über 5 Millionen Franken auch leisten kann, wurde in der weiteren Diskussion hervorgehoben. Franziska Winter, Präsidentin der Ortsbürgerkommission, ergänzte: «Ein Restaurant mit Saal gehört zur Infrastruktur einer Dorfgemeinschaft. Der Preis entspricht dem Verkehrswert und ist nicht überrissen. Mit der aktuellen Nutzung ist es kostendeckend.» Damit sprach sie auch die vermieteten Wohnungen in den Obergeschossen der Liegenschaft an. Die Frage eines Stimmbürgers, warum die Stiftung die «Sonne» verkauft, beantwortete Gemeinderat Stephan Wiestner mit: «Die Erbengemeinschaft aus dem Freiamt ist mit der Frage an den Gemeinderat herangetreten, ob die Gemeinde das Gebäude mit Restaurant übernehmen möchte. Wenn nicht, werde es verkauft, um es komplett zu Wohnungen umzubauen.» Nach weiteren Fragen wurde dem Erwerb der «Sonne» mit 78 Ja- gegen 18 Nein- Stimmen zugestimmt. Ein Entscheid, der mit Applaus untermalt wurde.

Projektierungskredit abgelehnt
Intensive Diskussionen gab es ebenfalls bei der anschliessenden Einwohnergemeindeversammlung. Seit Jahren schon beschäftigt die Zukunft der beiden, gemeindeeigenen Altliegenschaften Schulstrasse 8 und 10 Gemeinde und Bevölkerung gleichermassen. Aktuell werden die Häuser als Wohnraum für Asylsuchende genutzt. Angedacht war nun, die sehr stark sanierungsbedürftigen Gebäude abzureissen und durch ein Neubauprojekt (drei Mehrfamilienhäuser) zu ersetzen. Der vom Gemeinderat beantragte Projektierungskredit in Höhe von 400000 Franken wurde am Freitagabend nach zahlreichen Wortmeldungen mit 83 zu 41 Stimmen bei 7 Enthaltungen abgelehnt. Aus der Versammlung wurde unter anderem hinterfragt, ob die angedachte Verwendung der neuen Überbauung wirklich einem Bedürfnis entspricht.

Gemeindeammann Arpad Major bedauerte den Ausgang der Abstimmung. Seit 2005 sind die beiden Altliegenschaften ein Dauerthema. Und nun, fast 20 Jahre später, sei man nicht wirklich weitergekommen. «Tatsache ist, dass Handlungsbedarf besteht.» Damit sprach er den Sanierungsbedarf der beiden Häuser an. Aus der Versammlung war zuvor auch der Vorschlag gekommen, die Gebäude abzureissen und dann das grosse Areal gegenüber des Schulhauses Wuermatt als Parkplatz zu nutzen. Oder als grüne Wiese, um auf dieser Ideen für eine künftige Nutzung gedeihen zu lassen, darunter etwa auch eine Kita.


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