Eine Tradition ohne «Schiessen»

  31.05.2022 Kaiseraugst, Tradition

Der erste Banntag in Kaiseraugst wurde nach Kriegsende 1946 durchgeführt. Damals für die Ortsbürger geplant, wurde er zum beliebten, alljährlichen Bannumgang der ganzen Gemeinde.

Catherine Hossli

Nach zwei Jahren Unterbruch traf man sich an Auffahrt, um 13.30 Uhr, endlich wieder auf dem Schulhausplatz zum Auftakt des Kaiseraugster Banntags. Die Musikgesellschaft Kaiseraugst eröffnete den Festakt und Françoise Moser, Gemeindepräsidentin, begrüsste die zahlreich erschienenen Besucher. Anschliessend führte die Marschmusik die fröhliche Gesellschaft aus dem Dorf. Im Turnus wurde die «Grenzsteinkontrolle» in diesem Jahr auf der Ostroute durchgeführt. Es herrschte perfektes Wetter für die rund eineinhalbstündige Wanderung zum Banntagplatz im Kaiseraugster Wald. Übrigens: Im Gegensatz zu Baselbieter Gemeinden wird am Kaiseraugster Banntag nicht geschossen.

Festwirtschaft in musikalischer Hand
Früher wurde der Anlass, zu dem die Ortsbürgerkommission und der Gemeinderat einlädt, jeweils vom Restaurant Löwen oder vom Restaurant Bahnhöfli bewirtet. Heute übernehmen diese Aufgabe abwechselnd drei Vereine aus dem Dorf. Diesmal war die Musikgesellschaft Kaiseraugst (MGK) am Zug. Mit ihrer Doppelfunktion als Gastgeberin und musikalische Unterhalterin hatte sie es besonders streng, so gaben die Musikantinnen und Musikanten doch auch im Wald noch mal ein Platzkonzert zum Besten. Die Ortsbürgergemeinde verteilte grosszügig Getränke- und Essensbons an alle. Kulinarisch wurden Würste vom Grill und Hamburger geboten und jedes Kind durfte seinen Gratisklöpfer am Stecken über dem Feuer bräteln. Der Schüblig ist am Kaiseraugster Banntag nicht mehr wegzudenken. Es muss spritzen, wenn man reinsticht. Diese eigenwillige Eigenschaft hat ihm Ruhm eingebracht, hat der Schüblig es sogar schon als Sujet an die «Chaiseraugschter Fasnacht» geschafft, weil er zu viel Saft hatte.

Geschichten und Anekdoten
Der Kaiseraugster Banntag ist traditionell, familiär und sehr gesellig. Keiner bleibt auf seinem Bänkli sitzen, man hört überall Geschichten aus vergangenen Jahren. Martina Schneider erzählte: «Einmal – es war auch die Ostroute dran – kreuzten wir unsere Nachbarn aus Giebenach, die den Bann ein Stückweit mit uns teilen. Irgendwie hatten wir bei der Ankunft auf dem Platz plötzlich zwei Kinder mehr im Schlepptau, dafür fehlte bei uns ‹die Frau vom Pfarrer›. Dank dem heutigen Handyzeitalter konnte die Verwechslung bald geklärt werden. Die beiden Kinder gehörten nach Giebenach und sind in der Hitze des Gefechts der falschen Bande nachgelaufen. Und umgekehrt bekamen wir im Austausch auch wieder unsere Jutta Wurm zurück.» Man könnte noch viel mehr Anekdoten ausplaudern, aber manches bleibt besser in diesem Wald verborgen und wird erst im nächsten Jahr wieder ausgepackt. 2023 wird die Westroute in Angriff genommen und zieht ganz Kaiseraugst wieder in ihren Bann.


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