Frühlingserwachen mit Klassik und Romantik

  31.03.2022 Rheinfelden, Musik

Das Orchester beider Rheinfelden lud zum Frühlingskonzert ein

Am vergangenen Sonntag konzertierte das traditionsreiche Amateurorchester im Kurbrunnensaal in Rheinfelden mit einem bunten Strauss an bekannten Melodien. Mit grosser Dankbarkeit und einer tiefen Sympathiebekundung verabschiedeten die Mitglieder nicht nur ihren langjährigen Oboisten Dominique Fauquex, sondern auch den Dirigenten Lukas Merkelbach sowie die Konzertmeisterin Monika Kordowich.

Birgit Schlegel

Der Kurbrunnensaal war bis zum letzten Platz gefüllt. Der Prachtstag schien wunderbar geeignet zu sein, um ihn mit einem musikalischen Feuerwerk ausklingen zu lassen. Der Präsident Jean Jacques de Wijs zeigte sich freudig überrascht. «Dass ein Amateurorchester ein so grosses Publikum hat, muss wohl für seine Spitzenqualität sprechen», begrüsste er die Gäste in seiner gewohnt humorvollen Art. «Es ist unser erstes Konzert nach der Pandemie. Wie alle Vereine haben wir uns in der Pause irgendwie durchwursteln müssen. Aber wir haben es geschafft, das Orchester wiederzubeleben!» Von einem zwanghaften Durchwursteln war jedoch bei Weitem nichts zu hören. Auch waren die zahlreichen neuen jungen Musikerinnen und Musiker ein sehr schöner Anblick und ein vielversprechendes Zeichen für die zukünftige Entwicklung.

Melancholie und Virtuosität auf der Geige
Mit den ersten Klängen von Carl Maria von Webers Ouvertüre zum Freischütz bereitete sich eine grosse Schwere im Kurbrunnensaal aus. Auch die äusserst feine Weiterführung in den hohen Streichern liess die Zuhörerschaft noch im Ungewissen. Erst das Hornthema, wunderbar ruhig geblasen, verlieh der Einleitung für einen kurzen Moment die ersehnte Ruhe und verbreitete ein Gefühl von absolutem Frieden. Das erste grosse Tutti zu Beginn der Exposition zeigte das kompakte Spiel des Orchesters: virtuos die Geigen, straff die tiefen Streicher und satt der Blechbläserklang. Wie gut sich die Holzbläser kennen und wie gewohnt sie sind, auch grössere Soli zu spielen, zeigte sich in ihrem kammermusikalischen Zusammenspiel. Fast nicht zu sehen war ein junger Instrumentalist am rechten Bühnenrand. Der Paukist bewies bereits ein klares Spiel und prächtige Wirbel. Er dürfte mit zunehmendem Selbstvertrauen zu einem wertvollen klassischen Schlagzeuger heranwachsen.

Mit zwei Werken für Violine und Orchester zeigte die Konzertmeisterin Monika Kordowich die ganze Bandbreite ihrer Virtuosität und Musikalität. Zugleich verabschiedete sie sich damit von ihrer über 30-jährigen Führungsarbeit. Bereits mit dem ersten Bogenstrich in Ludwig van Beethovens Romanze in F-Dur zeigte die Solistin eine grosse Präsenz. Sehr lyrisch und in sich gekehrt spielte sie das Hauptthema, dezent von den Streichern begleitet. Fliessend gelangen die jeweiligen Übergänge im hohen Holz, und immer wieder bettete sich die 1. Flöte im Hauptthema in den warmen Streicherklang ein.

Das Begleiten der Solistin schien für den Orchesterverein dennoch eher ungewohnt zu sein. Im Mittelteil wäre eine etwas straffere Führung wohl hilfreich gewesen, um der Solistin in der Agogik folgen zu können. Monika Kordowich zeigte sich souverän und leitete ihre Kolleginnen und Kollegen unbeirrt bis zum letzten absteigenden Dreiklang. Mit einem grossen Applaus wurde sie belohnt, obwohl das Publikum wusste, dass die Geigerin eine weitere Perle darbieten würde.

Abschied und Neubeginn
Die Scène de ballet op. 100 von Charles-Auguste de Bériot dürfte für das Publikum wohl ein eher unbekannteres Werk sein. Niccolo Paganini war für den Komponisten das grosse Vorbild, was im Solopart unverkennbar zu hören war. Für die Solistin eine echte Herausforderung: perlende Sextolen, reich verzierte Melodien im Stil eines spanischen Boleros, rasante Arpeggios mit springendem Bogen. Ähnlich einer Stehgeigerin riss Monika Kordowich das Orchester mit ihrer temporeichen Interpretation mit und bewegte sich dabei geschmeidig bis zur grossen Schlussstretta. Mit langanhaltendem Applaus wurde nicht nur ihr brillantes Spiel, sondern auch ihre langjährige Arbeit als Konzertmeisterin gewürdigt.

Mit Auszügen aus Georges Bizets Carmen-Suiten beendete der OVR sein diesjähriges Frühlingskonzert. Der Präsident Jean Jacques de Wijs bedankte sich herzlich bei der scheidenden Konzertmeisterin und dem ebenfalls zurücktretenden langjährigen Dirigenten Lukas Merkelbach. In einer sympathischen Geste bat dieser seine sichtlich überraschte junge Nachfolgerin Clara Kost aus dem Publikum nach vorne und überreichte ihr symbolisch seinen ausgedienten Rheinfelder Taktstock.

Herbstkonzert am Sonntag, 27. November 2022 www.orchesterverein.wixsite.com/rheinfelden


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