Leben inmitten von kleinen und grossen Wundern

  28.02.2022 Densbüren

Yolanda Hug, Biobäuerin und Leiterin von Heilkräuter-Kursen

Im Einklang mit der Natur leben, achtsam und sorgfältig mit ihr und ihren Produkten umgehen: für Yolanda Hug aus Densbüren ist das seit über 30 Jahren gelebter Alltag. Sie ist fasziniert von Heilkräutern.

Karin Pfister

«Was bei uns vor der Haustüre wächst, ist so wertvoll», sagt Yolanda Hug. Sie wohnt mitten in der Natur; die grüne Umgebung auf dem Sulzbann zwischen Densbüren und Zeihen wirkt wie ein Paradies. Die Natur bestehe für sie aus vielen kleinen und grossen Wundern und sie empfinde es als Geschenk, mit und in ihr arbeiten und experimentieren zu dürfen, so Yolanda Hug weiter. Seit über 30 Jahren bewirtschaften Yolanda Hug und ihr Mann Stefan Ackle den Biobauernhof. Zum Riglehof gehören acht Hektaren Land, Kühe, freilaufende Hühner mit Hahn, die Katze Holly und viele, viele Heilkräuter.

Yolanda Hug, die in Frick aufgewachsen ist, beschäftigt sich schon seit mehr als drei Jahrzehnten mit Heilpflanzen und hat sich ihr Wissen darüber in zahlreichen Ausbildungen angeeignet. Viele der Ausbildungen fanden im deutschen Allgäu statt; da dort die Lehre der Heilpflanzen eine lange Tradition hat. Yolanda Hug und Stefan Ackle haben drei inzwischen erwachsene Kinder; bis vor einigen Jahren war die Biobäuerin zusätzlich zur Hofarbeit in Zürich als Kulturmanagerin tätig. Nun widmet sie sich schon seit längerem voll und ganz den Heilkräutern.

Kurse im Strohturm
Während der Saison ist Yolanda Hug immer draussen anzutreffen, jetzt hat sie Zeit für ein Gespräch, das im Strohturm stattfindet. Dieser wurde vor rund zehn Jahren als Geschäftshaus «Kräuterwerk im Strohturm» erbaut. Im Parterre des runden Strohturms – die Wände bestehen aus Strohballen – finden verschiedene Kräuterkurse und die Verarbeitung von Heilkräutern statt; im ersten Stock ist das Lager. «Stroh isoliert so gut, dass wir nicht heizen müssen», erklärt Yolanda Hug das Geheimnis des Turms und im Sommer bleibe der Innenraum dank den meterdicken Wänden immer schön kühl.

Heilkräuter bedeuten Handarbeit. Vom Pflanzen bis zum Verkauf wird alles von Hand gemacht. Rund 50 bis 80 verschiedene Sorten wachsen auf dem Riglehof, einen grossen Teil davon im Heilkräutergarten, die Wildkräuter wachsen auf der Wiese rund um den Turm.

Produkte selber herstellen
Aus den Heilkräutern stellt das Paar zahlreiche Produkte wie Frucht- und Kräutersirup, bunte Teemischungen, Blüten- und Kräuterbäder, Kräutersalze oder verschiedene Naturkosmetika her.

Yolanda Hug zeigt auf die Äste des Haselstrauchs, die in einer Vase auf dem Tisch stehen. Der Haselstrauch sei immer einer der ersten, der im Frühling blühe. Aus den «Haselchätzli» – den Blüten – könne man wunderbaren Tee machen, der den Stoffwechsel anrege und wunderbar zu einer Frühjahrskur passe. Ihr umfassendes Wissen gibt Yolanda Hug regelmässig in Kräuterkursen weiter. Die Themen sind zum Beispiel wie man mit Unkräutern kocht, mit Pflanzenfarben malt oder wie man aus der Natur die eigene Wiesenapotheke oder umweltfreundliche Putzmittel herstellt. Das Kursangebot sei etwa so vielfältig wie die Interessen der Leiterin, so Yolanda Hug. An den Heilkräutern fasziniere sie, dass sie immer wieder etwas Neues dazulerne. «Es eröffnet mir neue Welten und das mag ich.» Im Einklang mit der Natur zu leben bedeutet auch, ihren Kreislauf nicht zu unterbrechen. Im Raum steht ein fast kahler Weihnachtsbaum. Die Tannen-Nadeln hat Yolanda Hug zu Tee verarbeitet und zu Mehl. Aus dem grünen Mehl – das herrlich frisch nach Wald und Weihnachten riecht – werden Kräutersalzmischungen, Bronchiensalben oder Badekugeln produziert. Was vom Rest des Baumes jetzt noch übrig sei, sei «Afüüri».

Brennessel, das Wunderkraut
Eine von Yolanda Hugs Lieblingspflanzen ist die Brennnessel, weil sie so heilkräftig einsetzbar sei. Von den Wurzeln bis zu den Samen könne man alles verwenden. Die frischen Blätter könne man zum Einreiben benutzen, um die Durchblutung anzuregen oder als Tinktur zum Beispiel bei Rheuma. Die Blätter könne man auch essen – ein frisches, junges Blatt sei wie ein Energiekaugummi – oder als Tee für die Frühjahrskur geniessen. Die Wurzeln seien ideal für Haut und Haar. Die Samen werden zur Stärkung des Immunsystems gegessen.

Es sei schwierig, mit Worten auszudrücken, was ihr die Heilkräuter bedeuten. «Ich lebe mit ihnen gemeinsam hier. Ich habe eine Beziehung zu ihnen, sie gehören zu mir.»


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