Im Corona-Jahr 2020 zog es die Fischer deutlich öfters ans Wasser

«Fischen entspannt unheimlich», sagte Rolf Bürgi, Präsident des Fischereivereins Bezirk Rheinfelden, unlängst. Jetzt, in der Krise, scheint sich das besonders zu zeigen. Zahlen belegen es.

Ronny Wittenwiler

2021 ist ein besonderes Jahr für den Fischereiverein Bezirk Rheinfelden. Der Verein wird einhundert Jahre alt (die NFZ berichtete). Ausgerechnet jetzt also, da es etwas zu feiern gibt, fällt für die Fischer so manches ins Wasser, was man lieber in trockene Tücher gebracht hätte: zum Beispiel die Generalversammlung im Jubiläumsjahr. Der Verein sieht sich gezwungen, die anstehenden Geschäfte auf schriftlichem Weg abzuwickeln. «Wir werden unsere Mitglieder über den Ausfall der Generalversammlung und den Verlauf des weiteren Vereinsjahrs informieren», sagt Präsident Rolf Bürgi. Zugestellt statt an einer Versammlung präsentiert wird den über fünfhundert Mitgliedern des Fischereivereins somit auch der Jahresbericht, in dem Präsident Bürgi auf das vergangene Fischereijahr 2020 zurückblickt. Und dort in diesem Bericht zeigt sich Erstaunliches. Nie mehr seit deutlich über zehn Jahren verbrachten die Fischer so viel Zeit am Rhein im unteren Fricktal als im vergangenen Jahr. Das ergab die Auswertung der Fischereistatistik.

3000 Stunden länger fischen
Erfasst werden in jener Statistik nicht bloss die gefangenen Fische, sondern auch das Total der Angelstunden, welche die Fischer und die (sehr wenigen) Fischerinnen am Rhein auf der Pachtstrecke zwischen Kaiseraugst und Stein Säckingen verbracht hatten. Der Fischereiverein, der für die Auswertung dieser Statistik zuhanden des Kantons verantwortlich ist, registrierte bei seinen Kartenbezügern im Fischerjahr 2020 insgesamt 11 561 Angelstunden am Wasser – das sind über 481 Tage. Interessant wird diese Zahl im Vergleich zur jüngeren Vergangenheit. Gerade im Corona-Jahr 2020 sind die Zahlen förmlich explodiert. Im Vorjahr (2019) wurden 8534 Angelstunden gezählt. Anders formuliert: Im Jahr 2020 fischten die Petrijünger 3000 Stunden oder insgesamt 126 Tage länger als im Jahr 2019.

Mehr Patente verkauft
Nie in jüngerer Vergangenheit wurde die 10 000er-Grenze auch nur annähernd geknackt und jetzt, im Corona-Jahr 2020, wurde diese Grenze bei weitem übertroffen. Rolf Bürgi sieht in jedem Fall einen Zusammenhang mit der Krise. Fischen als Hobby sei geradezu prädestiniert für eine Situation, wie sie im letzten Jahr herrschte.

«Statt, dass dir zuhause die Decke auf den Kopf fällt, bist du draussen an der frischen Luft, in der Abgeschiedenheit und gehst kein Risiko ein.» Womöglich hat auch eine Rolle gespielt, dass im vergangenen Jahr nicht an Ferien im Ausland zu denken war. «Ich kenne einige, die nach langer Zeit wieder begonnen haben, am Rhein zu fischen», sagt Rolf Bürgi jedenfalls – und tatsächlich greifen hierbei erneut Zahlen der jüngsten Erhebung. Nie in den letzten fünf Jahren konnte der Fischereiverein Bezirk Rheinfelden so viele Jahreskarten verkaufen wie im letzten Jahr; es waren 395 und damit knapp zwanzig mehr als im Vorjahr und vierzig mehr als 2018. Auch die Zahl abgegebener Tagespatente stieg von 74 (2019) auf 95 (2020).

Die Fischer am Rhein zwischen Kaiseraugst und Stein verweilten in diesem Krisenjahr 2020 somit nicht nur insgesamt länger am Wasser, sondern auch in grösserer Anzahl. Präsident Rolf Bürgi, vor dem Hintergrund wachsender Popularität des Fischens gerade auch bei einem jüngeren Publikum, sagte anlässlich einer Reportage zum 100-Jahr-Jubiläum: «Fischen entspannt unheimlich.» In der Ruhe liegt die Kraft? Es scheint, als treffe das jetzt besonders zu.

Na, dann: Petri Heil
Interessantes Detail zum Schluss: Im vergangenen Jahr fanden total 3675 gefangene Fische Eingang in die Statistik, im Vorjahr (2019) waren es insgesamt 3823. Man merke also: Bloss, weil mehr gefischt wurde im 2020 wurden deswegen nicht mehr Fische gefangen. Und was heisst das jetzt für die Fischer? «Mit Corona kannst du’s nicht besser – aber länger.»