«Die Mittelschule an diesem Standort ist kein Thema mehr»

  31.12.2020 Rheinfelden

Der Stadtrat Rheinfelden gibt aber noch nicht auf

Der Rheinfelder Stadtammann Franco Mazzi erklärt im Interview, was ihn in diesem besonderen Jahr bewegt hat – und wie es im Wettbewerb um den Fricktaler Mittelschulstandort weitergehen könnte.

Valentin Zumsteg

NFZ: Herr Mazzi, welches positive Ereignis bleibt Ihnen von 2020 in Erinnerung?
Franco Mazzi:
Das Rheinfelder Adventsfunkeln mit der Beleuchtung des Stadtparks, der Brücke und des Obertorturms ist ein grosser Erfolg. Ich freue mich sehr, dass dieses Konzept so gut aufgegangen ist. Ich muss zugeben, ich war am Anfang skeptisch.

Was war die grösste Enttäuschung im Jahr 2020?
Das ist klar: Ich finde es sehr schade, dass eine Mehrheit der Möhliner Bevölkerung die Testplanung für das Gebiet nördlich des Bahnhofs Möhlin in der Referendumsabstimmung abgelehnt hat. Ich glaube, die gemeinsame Planung der beiden Gemeinden wäre eine Chance für Möhlin und Rheinfelden gewesen. Es gibt im Aargau vermutlich nur wenige so gut erschlossene Parzellen, die noch nicht bebaut sind. Deswegen ist dort im Richtplan ein Entwicklungs- und Wohnschwerpunkt vorgesehen. Die Mittelschule wäre ein wunderbarer Start für eine Entwicklung gewesen.

Woran ist die Testplanung aus Ihrer Sicht gescheitert?
Wir haben im Vorfeld so viel kommuniziert wie noch nie bei einem solchen Projekt. Daran hat es wohl nicht gelegen. Ich glaube, die Mehrheit in Möhlin will einfach kein Wachstum.

Möhlin und Rheinfelden haben sich mit dem Gebiet nördlich des Bahnhofs für die geplante Mittelschule Fricktal beworben. Wie geht es jetzt weiter, was ist der aktuelle Stand?
Die Mittelschule an diesem Standort ist kein Thema mehr. Da sind sich der Stadtrat Rheinfelden, der Gemeinderat Möhlin und der Kanton Aargau einig. Die Planungsrisiken wären zu gross. Wenn wir auf dem Rheinfelder Land eine Mittelschule planen würden, wären wir trotzdem auf eine Verbindung über Möhliner Boden zum Bahnhof angewiesen. Wir prüfen aber, ob es in Rheinfelden einen anderen Standort gibt, wo eine Mittelschule gebaut werden könnte.

Im Gespräch ist hier das Areal bei der Schulanlage Engerfeld. Ist das für Sie eine ernsthafte Option?
Nachdem wir diesen Standort im Detail geprüft haben, ist das für uns tatsächlich eine ernsthafte Option.


«Die Vorteile von Rheinfelden sind die Vorteile des Engerfelds»

Interview mit Stadtammann Franco Mazzi 

Die Stadt Rheinfelden hofft immer noch, den Zuschlag für die Fricktaler Mittelschule zu erhalten – nun allerdings bei der Schulanlage Engerfeld. Franco Mazzi erklärt im Gespräch, wie das gelingen könnte.

Valentin Zumsteg

NFZ: Der Bewerbungstermin für einen Fricktaler Mittelschulstandort ist schon lange abgelaufen. Kann Rheinfelden mit dem neuen Standort im Engerfeld nochmals ins Rennen steigen?
Franco Mazzi:
Ja, das ist möglich. Dies wissen wir aufgrund der Gespräche, die wir mit den Verantwortlichen des Kantons geführt haben. Die Schwierigkeit wird aber sein, dass wir schnell auf einen ähnlichen Planungsstand kommen wie die anderen Bewerber in Frick und Stein. Ich glaube aber, dass jeder Standort gewisse Schwierigkeiten hat, die überwunden werden müssen.

Erwarten Sie nicht, dass Frick oder Stein sich juristisch wehren, wenn Rheinfelden lange nach Ende der Bewerbungsfrist plötzlich mit einem neuen Standort auftaucht?
Nein, das erwarte ich nicht.

Was spricht für den Standort Engerfeld?
Die Vorteile von Rheinfelden sind die Vorteile des Engerfelds. Von den rund 700 Fricktaler Mittelschülerinnen und Mittelschülern stammt die Hälfte aus Magden, Kaiseraugst, Möhlin und Rheinfelden. Das ist ein wichtiges Kriterium bei der Evaluation des richtigen Standortes.

Was wären die Nachteile des Engerfelds?
Der Nachteil ist, dass dieses Gebiet nicht genau dem entspricht, was der Kanton sucht: nämlich 30 000 Quadratmeter Land sowie 10 000 Quadratmeter Erweiterungsfläche. Das hat es im Engerfeld nicht. Es gibt dort aber Synergien mit bestehenden Sportanlagen. Auch wenn die neue Dreifachturnhalle, die demnächst gebaut wird, nicht genügend Kapazitäten für eine ganze Mittelschule aufweist.

Sie haben gesagt, dass eine Mittelschule beim Bahnhof Möhlin kein Thema mehr ist. Was soll dort stattdessen mit dem Rheinfelder Land geschehen?
Das ist noch offen. Wir werden uns diese Überlegungen im neuen Jahr machen.

Kommen wir zu einem anderen Thema: Im Zusammenhang mit dem Abgang der City-Managerin hat sich Rheinfelden Medical sehr kritisch geäussert und gesagt, «die Begeisterung über die Zusammenarbeit mit der Stadt hält sich in Grenzen». Was läuft da in der Zusammenarbeit mit den grossen Rheinfelder Gesundheitsbetrieben schief?
Ich würde das nicht überbewerten. Es ist schade, dass Rheinfelden Medical beim City-Management ausgestiegen ist. Es war aber organisatorisch ein schwieriges Gebilde.

Schätzt die Stadt die grossen Gesundheitsbetriebe, die wichtige Arbeitgeber in Rheinfelden sind, zu wenig?
Das ist nicht so. Alle vier Firmen verfolgen wichtige Projekte – immer zusammen mit der Stadt. Deswegen war die Kritik vielleicht etwas aus dem Moment geboren.

Das dominierende Thema in diesem Jahr war Corona. Die beiden Rheinfelden sind durch die Grenzschliessung im Frühling und die derzeitigen Einschränkungen betroffen. Hat dies die Beziehungen zwischen den beiden Städten verschlechtert?
Das glaube ich nicht, ganz im Gegenteil. Wir haben uns weiter ausgetauscht, zum Beispiel auch darüber, wie die Corona-Massnahmen umgesetzt werden. Wir haben gemeinsam einen Weg gefunden, wie der Arbeitsweg von deutschem Gesundheitspersonal, das in Rheinfelden/Schweiz arbeitet, verkürzt werden konnte. Badisch Rheinfelden hat innert kürzester Zeit Parkiermöglichkeiten auf deutscher Seite zur Verfügung gestellt. Das alles hat die Beziehung vertieft und gleichzeitig hat es gezeigt, dass es sich lohnt, in ein gutes Verhältnis zum Nachbarn zu investieren. Ich glaube, alle sind sich bewusster geworden, wie gut wir es in normalen Zeiten haben.

Kommen wir noch zur Zukunft des Bahnhofs Rheinfelden: Vor ein paar Jahren war der damalige SBB-Chef in Rheinfelden zu Gast und hat angekündigt, dass bis 2024 der Bahnhof erneuert werden soll. Seither hat man davon nicht mehr viel gehört. Was ist geplant?
Eine Umsetzung bis 2024 ist nicht mehr realistisch. Aber die Verantwortlichen der Stadt und der SBB sind intensiv am Arbeiten an diesem Projekt. Wir haben eine Testplanung gemacht: Aus drei Varianten ist die beste ausgewählt worden, diese soll im kommenden Jahr der Bevölkerung präsentiert werden.

Ab wann ist mit einer Realisierung zu rechnen?
Das ist noch offen. Es sind komplizierte Planungsprozesse mit verschiedenen involvierten Eigentümern. Neben dem neuen Bahnhof ist auch ein neuer Busterminal geplant. Ich denke, irgendwann zwischen 2024 und 2028 kann begonnen werden.

Zum Schluss: Was wünschen Sie sich, Rheinfelden und dem Fricktal für 2021?
Ich wünsche mir vor allem, dass die Corona-Pandemie bald vorüber ist. Viele Leute sehnen sich danach, wieder zur Normalität zurückkehren zu können.


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