Schreinerbranche ohne GAV

  31.12.2020 Leserbriefe

Mitte November haben die Delegierten des Schreinermeisterverbandes (VSSM) einem neuen, fortschrittlichen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) deutlich zugestimmt. Das von der Gewerkschaftsseite geforderte Vorruhestandsmodel (VRM) ist von den Delegierten mit grosser Mehrheit verworfen worden. Die fehlende Freizügigkeit war einer der Hauptgründe für die grosse Ablehnung auf der VSSM-Seite. Bei einem Berufswechsel hätten die Schreiner von den einbezahlten Geldern nichts zurückbekommen. Gerade einmal zirka 7 % der Einzahlenden hätten mit diesem Model im Alter von einer Pensenreduktion oder einer frühzeitiger Pension profitiert. Aufgrund der fehlenden VRM-Zustimmung der Arbeitgeber haben die Gewerkschaften Unia und Syna den GAV abgelehnt und verantworten nun den vertragslosen Zustand im Schreinergewerbe ab 1. Januar 2021.

Mit Drohungen haben die Gewerkschaften einmal mehr versucht Forderungen zu erzwingen, welche dann vollumfänglich die Unternehmen mit ihren Angestellten zu finanzieren gehabt hätten.

Unsere Schreinereien leiden seit einigen Jahren unter einem enormen Preisdruck durch Importe aus dem Ausland. Die aktuelle Corona-Pandemie ist eine weitere Herausforderung, welche es mit grossem zusätzlichen Aufwand zu bewältigen galt und immer noch gilt. Die Branche ist trotzdem gewillt, die Arbeitsplätze zu erhalten, weiterhin Lehrstellen zu schaffen und gute Löhne zu bezahlen.

Leider erlebe ich auf Seiten der Gewerkschaften genau das Gegenteil. Mit übertriebenen Forderungen wird die Differenz der Produktionskosten gegenüber dem Ausland immer grösser. Auch eine konstruktive Zusammenarbeit während des Lockdowns wäre bestimmt die nachhaltigere Lösung gewesen, als die Forderung der Unia, sofort die Baustellen zu schliessen.

Der vertragslose Zustand im Schreinergewerbe wird nun Tatsache. Leidtragende sind die vielen guten Schreinerinnen und Schreiner in unseren Betrieben. Die Weiterbildung wird nicht mehr mitfinanziert und die ausländischen Mitanbieter müssen sich weder an Mindestlöhne noch an GAV-Arbeitszeiten und Ferienentschädigungen halten. Arbeitsplätze werden damit mit Unterstützung von Unia und Syna ins Ausland verlegt.

DAVID KLÄUSLER, HERZNACH, PRÄSIDENT VSSM SEKTION AARGAU


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote