«So klein und süss und doch ein ‹Krach›»

  28.11.2020 Frick

Erinnerungen aus 75 Jahren Akkordeonorchester Frick: Die einen verbinden mit dem Schwyzerörgeli aufgestellte Menschen, anderen hilft es beim Maschinenschreiben. Alle empfinden Freude am gemeinsamen Musizieren. Mitglieder des Akkordeonorchesters Frick (AOF) erzählen.

Maria Holliger-Dziumbla spielte daheim in Bayern mit den Schwestern Stubenmusik. Als es sie später in die Schweiz verschlug, habe alleine Hackbrett spielen keinen Spass gemacht. «Als wir 2010 bei Bekannten im Emmental waren, spielte eine ältere Frau das Schwyzerörgeli und da war es um mich geschehen. So klein und süss und doch ein enormer „Krach“. Seit einem Jahr bin ich nun mit Freude im AOF Frick dabei.». Ramona Müller spielt seit sieben Jahren Schwyzerörgeli. «Inzwischen durfte ich sogar mein eigenes machen lassen.» Das Örgeli habe sie immer mit den Schweizer Traditionen verbunden. «Man kann zum Schwyzerörgeliklang schaukeln, singen, tanzen, jodeln, was das Herz begehrt.»

Werner Berchthold durfte bereits während der Bezirksschulzeit Unterricht auf der diatonischen Handharmonika geniessen. «Der strenge Musiklehrer achtete sehr auf die richtigen Griffe. Beim Erlernen des Maschinenschreibens im Zehnfingersystem konnte ich davon viel profitieren», schreibt er. Nach Beendigung der Schulzeit sei die Handorgel während Jahren in der Fremde sein steter, aber stummer Begleiter gewesen. «Seit 2013 spielen meine Frau Irène und ich Schwyzerörgeli. Im Juni 2019 durften wir beim AOF am Wiedereinsteigerkurs teilnehmen. Seit 2020 sind wir im Verein Mitglieder.»

Lustiger miteinander
Auch Lea Treyer geniesst das Zusammenspiel in der Gruppe. «Ich finde, es klingt viel schöner und man hat es auch lustig miteinander. Wenn mal ein Stück nicht von Anfang an klappt, macht es umso mehr Spass, wenn es dann funktioniert», weiss sie aus Erfahrung. Treyer spielt seit fünf Jahren Schwyzerörgeli. 50 Franken bringe das Örgeli auf dem Flohmarkt noch, habe der Restaurator, gemeint, als Regina Allenbach ihm vor Jahren ein altes und defektes Örgeli vorbeibrachte. «Neugierig darauf, wie das Instrument wohl töne, liess ich mich auf das Abenteuer einer Reparatur ein», schreibt sie. Das Hundertjährige Langnauerli wurde bespielbar, familienbedingt aber noch zur Seite gestellt. Mit einem Geschenk für zwei Örgeliunterrichtslektionen habe sich das schlagartig geändert.

Ramona Naas ist erst seit Anfang Januar 2020 beim AOF dabei. Davor spielte sie 20 Jahre in Deutschland beim Harmonika-Orchester Endenburg-Sallneck. «Mein erstes Jahr im AOF war wegen Corona sehr speziell. Oft konnten wir uns nicht treffen und wenn doch blieben die Gesichter meist hinter Masken verborgen. Nichtsdestotrotz blieben wir in Kontakt und führten Stimmenproben über Whatsapp durch», schildert sie die spezielle Situation.

Abschalten vom Alltag
Seit über 50 Jahren darf Lisbeth Treier im AOF mitwirken. «Als junges Mädchen bin ich mit dem Instrument auf dem Rücken zuerst eine halbe Stunde zu Fuss, dann mit dem Postauto zur Probe gegangen. Damals hiess es noch Handörgeli-Club. Stolz macht mich, dass meine drei Töchter während einer kurzen Zeit gemeinsam mit mir im Verein mitspielten. Die wöchentliche Probe lässt mich abschalten vom Alltag, um danach wieder zufrieden und mit Energie die Pflichten zu meistern.»

Ebenfalls auf ein halbes Jahrhundert schaut Regina Brechbühl zurück. «Dem Instrument bin ich treu geblieben, auch als ich das AOF nach den Juniorenjahren für viele Jahre verlassen habe. Seit 15 Jahren spiele ich wieder im AOF, am liebsten in der dritten Stimme. Im Jahr 2009 habe ich auf chromatisches Akkordeon gewechselt und seit fünf Jahren spiele ich auch Schwyzerörgeli – quasi zur Erholung.»

Klänge, die erden
Barbara Dubuis ist auch schon seit über drei Jahrzehnten im AOF. Neben Freude und Kameradschaft schätzt sie vor allem die harmonischen, vollen Klänge beim gemeinsamen Musizieren. «Sie erden und befreien den Kopf vom Alltagsstress. Mit einem Tonumfang von über vier Oktaven, verschiedenen Register-Klangfarben und Bassknöpfen ist das Akkordeon vielseitig einsetzbar», so Dubuis.

Mit dem AOF aufgewachsen ist Doris Erdin. Der 1. Samstag im November mit dem AOF-Konzert ist für sie seit jeher ein spezieller Tag. «Als Kind sollten wir an diesem Tag ein Mittagsschläfchen machen, damit wir am Abend am Konzert nicht einschliefen.» Die Nervosität auf den grossen Auftritt habe Schlafen aber unmöglich gemacht. «Über 30 Jahre später darf ich das Akkordeon-Orchester zusammen mit meiner damaligen Lehrerin Priska Herzog musikalisch leiten.» Dieses Jahr konnte das Konzert wegen Corona nicht stattfinden. «Ich freue mich, wenn wir wieder zusammen musizieren dürfen», schreibt Doris Erdin. Eine Vorfreude, die sie wohl mit allen teilt. (mgt/sir)

 


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