Veränderungen in der Fricktaler Bankenlandschaft

  31.10.2020 Nordwestschweiz

Die Meldung der Integration der NAB in die Credit Suisse, die vorgesehene Schliessung vieler Standorte und der Abbau von Mitarbeitern hat auch im Fricktal bei KMU-Unternehmern und Bankkunden viele Fragen aufgeworfen. Die NFZ hat die neuen Fricktal-Verantwortlichen Marco Hürbin, Matthias Frey und Christoph Roduner gebeten, dazu Stellung zu nehmen.

Walter Herzog

NFZ: Marco Hürbin, die NAB verschwindet und geht in der Credit Suisse auf, schliesst im Fricktal Filialen und baut Mitarbeiter ab. Sehr viele Fricktaler haben diesen Entscheid nicht verstanden. Ein klarer Rückzug aus dem Fricktal?
Marco Hürbin:
Im Gegenteil, die Credit Suisse wird an den beiden Standorten Rheinfelden und Frick inklusive Schalter mit über 25 Mitarbeitenden sämtliche Bankdienstleistungen für die Fricktaler Privatund Firmenkunden anbieten. Die gesamte Führungscrew und die meisten Mitarbeitenden sind im Fricktal wohnhaft und stark mit dieser Region verwurzelt.

Wie viele Filialen im Fricktal werden geschlossen? Welche?
Marco Hürbin:
Die NAB in Möhlin wird per 22. November geschlossen. Die Credit Suisse in Rheinfelden wird zum gleichen Zeitpunkt in die NAB Rheinfelden integriert und der wichtige Standort Frick bleibt bestehen. Per 1. Dezember ist die Credit Suisse im Fricktal mit zwei starken Standorten in Frick und in Rheinfelden an den heutigen Standorten der NAB vertreten.

Wie viele Mitarbeiter werden abgebaut?
Marco Hürbin:
Im Fricktal gab es seitens der Bank fast keine ausgesprochenen beruflichen Neuorientierungen. Die wenigen betroffenen Mitarbeitenden haben Anspruch auf einen Sozialplan, der unter anderem die Nutzung der Fluktuation, das aktive Anbieten von freiwerdenden internen Stellen und die aktive Unterstützung bei der Stellensuche umfasst.

Können alle Kunden weiterhin gleich gut und persönlich betreut werden?
Matthias Frey:
Ja, wir betreuen das Firmenkundengeschäft in Frick und Rheinfelden mit 9 Personen, das ist mehr als heute. Die erfahrenen Beraterinnen und Berater sorgen für Kontinuität und Kompetenz. Die meisten sind Fricktalerinnen und Fricktaler. Und sie sind mit den lokalen Gegebenheiten bestens vertraut.
Christoph Roduner: Ja, denn es ist für uns alle wichtig, dass wir als CS die Leistungsversprechen erfüllen und die offene Architektur der Anlagelösungen anbieten können. Wir werden die Kundschaft im Private Banking kompetent und mit viel Engagement betreuen.

Die NAB ist bekannt als zuverlässige Bank für alle KMU – die Credit Suisse in erster Linie als Grossbank für die Grossen. Was erwartet in Zukunft die Fricktaler KMU?
Matthias Frey:
Eine Bank für KMU, denn das Produkt- und Dienstleistungsangebot der CS ist auf KMUs ausgerichtet. Mein Team und ich werden alles daransetzen, diesen Beweis zu erbringen, um nicht als die Bank für die Grossen wahrgenommen zu werden.

Werden die Kundenbeziehungen überprüft und neu beurteilt?
Matthias Frey:
Nein, alle bestehenden Kundenbeziehungen werden unverändert in die CS überführt.

Werden Kreditlimiten neu verhandelt?
Matthias Frey:
Nein, diese werden 1:1 in die CS überführt. Dort, wo wir Doppelbeziehungen haben, werden die Limiten zusammengeführt und addiert.

Welche Änderungen erfahren die Privatkunden? Werden Hypotheken neu beurteilt?
Marco Hürbin:
Für Kundinnen und Kunden wird es nur geringfügige Änderungen geben, da die Credit Suisse und die NAB bereits heute sehr eng zusammenarbeiten und viele Dienstleistungen wie z.B. das Online Banking identisch sind. Wir werden unsere Kundschaft eng begleiten und alle Vereinbarungen werden unverändert übernommen. Ein Beispiel sind alle bestehenden Hypothekarverträge.

Wie ist die Stimmung innerhalb der (noch-) NAB Fricktal?
Christoph Roduner:
Alle nominierten Mitarbeitenden sind sehr motiviert, haben die bewährte Fricktaler DNA und wollen unter neuem Namen unsere Kundinnen und Kunden bestmöglich weiterbetreuen. Zudem wurden wir von unseren Kolleginnen und Kollegen von der CS sehr gut aufgenommen.

Warum gehört das Marktgebiet zur Nordwestschweiz und nicht zum Aargau?
Marco Hürbin:
Unsere Erfahrung zeigt, dass viele Kundinnen und Kunden wirtschaftlich, beruflich und auch gesellschaftlich in Richtung Basel orientiert sind. Das Fricktal zählt aufgrund seiner Attraktivität und seines Wachstums zu den bedeutendsten Marktgebieten der Nordwestschweiz.

Die NAB war als Kultursponsor aktiv. Führt die Credit Suisse diese Projekte, wie zum Beispiel die Partnerschaft mit der Fricktaler Bühne, fort?
Christoph Roduner:
Es werden alle laufenden Engagements im Fricktal von der CS weitergeführt. Wir werden unsere gesellschaftliche Verantwortung auch in Zukunft gebührend wahrnehmen.

Bauen Sie das Kultursponsoring aus?
Marco Hürbin:
Die Credit Suisse übernimmt alle bestehenden Verträge und Sponsoring-Engagements der NAB. Sie wird diese ab dem 1. Dezember unter dem Namen Credit Suisse auch alle erfüllen. Es ist ein normaler Prozess, dass nach Ablauf eines Engagements eine Verlängerung jeweils überprüft wird.

Wie unterstützen Sie Jungunternehmer?
Matthias Frey:
Das Startup-Easy Paket deckt alle für Jungunternehmer notwendigen Dienstleistungen ab und ist im ersten Jahr kostenlos. Bei der Frage nach Finanzierungsmöglichkeiten können wir dank der CS auf ein grosses Netzwerk an potentiellen und finanzkräftigen Investoren aus der ganzen Nordwestschweiz zugreifen.

Der Abbau bei der NAB führt zu einer Grossoffensive bei anderen Banken im Fricktal. Rechnen Sie damit, Marktanteile zu verlieren?
Matthias Frey:
Die NAB hat im Fricktal einen hohen Marktanteil. Wir werden um jede Kundin und um jeden Kunden kämpfen und wo nötig auch die Extrameile gehen. Ich bin überzeugt, dass es uns gelingen wird, dank der regionalen Verankerung und unserer Kompetenz den hohen Marktanteil zu halten.
Christoph Roduner: Wir sind überzeugt, dass wir dank den zusätzlichen Kompetenzen der CS und dank attraktiven Konditionen den Marktanteil halten können. Ein Beispiel ist die langjährige Erfahrung der CS bei Anlagen in nachhaltige Unternehmen.

Wie beurteilen Sie die Fricktaler Wirtschaft generell?
Matthias Frey:
Innovativ, dynamisch und robust. Die Fricktaler Wirtschaft profitiert von der hohen Standortattraktivität. Die Nähe zur Balser Pharmaindustrie und zu Deutschland sind zusätzliche Chancen. Zudem ist das Fricktal ein äusserst beliebtes Wohngebiet, wie die rege Tätigkeit im privaten Wohnbau zeigt.

Was bedeutet die neue Situation für Sie als neuen Verantwortlichen? Welches ist die grösste Herausforderung?
Marco Hürbin:
Das Fricktal ist mein Zuhause. Ich bin hier aufgewachsen, engagiere mich in verschiedenen Vereinen und fühle mich stark mit der Region verbunden. Gemeinsam mit meinem Team will ich eine verlässlicher Partner für unsere Fricktaler Kundschaft sein.
Matthias Frey: Mein Team und ich freuen uns auf die Betreuung der Fricktaler Firmenkunden und wollen ihnen zeigen, dass die CS die Bank für Unternehmerinnen und Unternehmer ist. Jetzt gilt es, das mit Rat und Tat und mit viel Engagement zu vermitteln.
Christoph Roduner: Ich freue mich, mit einem bestens eingespielten Team, das seit über 10 Jahren zusammen ist, unsere Private Banking Kunden im Fricktal weiter zu betreuen. Die grösste Herausforderung ist sicher, die internationale Bank als Bank der Fricktaler/innen zu positionieren.


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