GZF Spitalratgeber

  30.10.2020 Gesundheit

Wenn dem Schmerz das Lachen vergeht …

Beryl Scholtes Leitende Ärztin Frauenklinik

«Gentlemen, this is no humbug», rief 1845 anlässlich einer der ersten öffentlich angewandten Lachgasnarkosen der amerikanische Chirurg John Collins Warren aus und legte damit den Grundstein für das noch heute gängige Narkosemittel. Was schon Mitte des 19. Jahrhunderts zur Schmerzlinderung eingesetzt wurde, hat nun auch Einzug in unsere Gebärsäle in Rheinfelden gefunden.

Seither ist Lachgas ein für Zahnärzte, Chirurgen und Geburtshelfer wichtiges Betäubungsmittel. Zuerst wurde es mit drastischen Methoden nur in der Zahnmedizin angewandt. Man liess Patienten reines Lachgas einatmen, bis sie blau wurden, schaltete dann ab und riss ihnen unverzüglich die kranken Zähne heraus. Solche Methoden aus der Pionierzeit gehören glücklicherweise der Vergangenheit an. Heute ist Lachgas ein angenehmes Narkosemittel für Arzt und Patient, das sehr wirksam ist und kaum Nebenwirkungen aufweist.

Auch in der Geburtshilfe wird Lachgas seit über 100 Jahren eingesetzt. Über Jahrzehnte fast in Vergessenheit geraten, erlebt es heute eine wohlverdiente Renaissance. Durch Einatmen eines L achgas-Sauer s tof f- Gemisches über eine Maske erreicht die Gebärende einen Zustand, der ihr die Angst nimmt, ihre Schmerzen wirksam lindert und sie gleichzeitig entspannt.

Lachgas ermöglicht es Frauen, das Schmerzmittel nach ihren persönlichen Bedürfnissen zu dosieren. Seine Verwendung entspricht dem Prinzip einer individuellen und selbstbestimmten Art, zu gebären und mit Schmerzen umzugehen. Das bewusste Erleben des Geburtsprozesses wird durch Lachgas auch nicht gestört, da der Schmerz nicht vollständig ausgeschaltet ist. Auf das Kind hat der Einsatz von Lachgas nach heutigem Stand der Wissenschaft keinen negativen Einfluss.

Eine intensive, persönliche Betreuung der gebärenden Frau ist die sicherste und effektivste Methode zur Schmerzerleichterung. Mit dem Einsatz von Lachgas haben wir eine zusätzliche Möglichkeit geschaffen, die Frau in ihrer Selbstbestimmung zu unterstützen.

Die Autorin ist Leitende Ärztin an der Frauenklinik des GZF.

Der «Spitalratgeber» entsteht in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitszentrum Fricktal. Er erscheint regelmässig jeden Monat.


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