Eine Sackgasse

  30.04.2020 Leserbriefe, Rheinfelden

Zum Leserbrief von Andreas Thommen in der NFZ vom 15. April.

Wer einen Leserbrief gegen die groben Eingriffe der Forstwirtschaft schreibt, muss mit einem harschen Rechtfertigungsangriff samt ein paar Verunglimpfungen rechnen. Dass diese Kanonade vom Forstbetrieb Homberg-Schenkenberg kommt, entspricht ebenso den Erwartungen wie ihr Inhalt: Die aufgeführten Argumente sind zur Genüge bekannt und werden durch Wiederholungen nicht wahrer; sie zeugen nicht etwa von «Informiertheit», sondern von der herrschenden Forst-Dogmatik, deren Ergebnis nicht akzeptabel ist: Das Ärgernis im hiesigen Waldbau besteht in den Waldverunstaltungen, die als Waldpflege ausgegeben werden.

Die grossen Flächenhiebe sind nicht nur multipel schädlich (was die «Informierten» wohl wissen müss- ten), sie sind auch eine Sackgasse, in der man immer mehr festfährt. Auch die Einladung an den Schreibenden, er solle sich um eine Ortsbürgerschaft bewerben, ist nur auf den ersten Blick originell: Sie entspricht einer alten Militär-Methode: Mundtot machen durch Beförderung zum Gefreiten. In eine so plumpe Falle stolpert heute niemand mehr. Wer sich die Freiheit und Verantwortung leisten kann, darf sich nicht zu den Tätern gesellen, sondern muss dem wachsenden Murren in der Bevölkerung eine Stimme geben. Im «hotspot» Bözberggebiet dürfte die rote Linie bereits überschritten sein, Rheinfelden folgt nahe aufgeschlossen.

Wer in den Wald geht, hat das Quasi-Recht, dort auch einen Wald vorzufinden. Wenn die Forstwirtschaft dieser Erwartung hartnäckig entgegenwirkt, sägt sie am Ast, auf dem sie sitzt. Eigentlich geht es dabei um Selbstverständliches, aber die Gegenseite beharrt stur auf dem status quo. Sie muss sich deshalb nicht wundern, wenn sie die traditionelle Sympathie mehr und mehr verliert. Das negative Abstimmungsergebnis zur «Waldinitiative» (2018) wäre ein warnendes (aber überhörtes) Signal gewesen. Das Misstrauen gegen die Waldbewirtschafter ist bereits mehrheitsfähig geworden. Solange bei diesen «informiert» gleichbedeutend mit «uneinsichtig» ist, muss aber auch die Gleichung gelten: actio = reactio. Das heisst in diesem Fall: Der Fehdehandschuh ist geworfen.

JÜRG KELLER, RHEINFELDEN


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