«Musik macht das Leben schöner»

  29.09.2019 Münchwilen

André Wunderlin ist Frontman der Status Quo-Tribute Band Piledriver

Eine der bedeutendsten Rockbands der vergangenen fünf Jahrzehnte rockte am Freitagabend beim Schupfart-Festival. Status Quo gab in der Flugzeughalle in Schupfart das einzige Konzert 2019 in der Deutschschweiz vor Tausenden von Fans. Unter ihnen war auch André Wunderlin aus Münchwilen. Er ist der Frontman der Status Quo-Tribute Band «Piledriver».

Hildegard Siebold

«Rockin’ all over the World», «Whatever you want», «In the Army now»: Wer kennt sie nicht, die grossen Hits der britischen Rockband Status Quo, die bis heute zu den erfolgreichsten und langlebigsten Rockgruppen zählt. Für André Wunderlin sind die Songs von Status Quo Musik, die immer funktioniert und die Jung und Alt anspricht. «Die Songs lösen etwas aus und sie vereinen Generationen», sagt der 51-jährige. Dass er heute Frontman von Piledriver ist, hat sich eher zufällig ergeben. Denn eigentlich war er früher nie ein extremer Fan von Status Quo. «Ich bin da einfach so hineingerutscht», erzählt er. 2002 sei der Gründer von Piledriver, der Schlagzeuger Hanns Hanneken auf der Suche nach einem Gitarristen auf ihn zugekommen. Man kannte sich in Musikkreisen. André Wunderlin war ebenso wie Hanneken in der Szene unterwegs.

Gelernter Klavierbauer
Schon als Kind kam er in Berührung mit Musik. Mit sechs Jahren lernte er Klavier und machte später eine Ausbildung zum Klavierbauer. Als Jugendlicher entdeckte er seine Begeisterung für die Gitarre. Sehr intensiv widmete er sich als 16-jähriger dem Gitarrenspiel, zuerst autodidaktisch, später nahm er Unterricht.

Erste Auftritte mit der Band «Pure Grain» folgten mit knapp zwanzig Jahren. «Wir spielten Hardrock und Bluesrock», erinnert sich André Wunderlin zurück. Seit 2002 ist er musikalisch mit Piledriver unterwegs. Nachdem Piledriver bei der Suche nach einem Sänger für längere Zeit erfolglos blieb, wagte sich André Wunderlin aus der Komfortzone des Gitarristen, der bis dahin eher im Hintergrund stand, und übernahm die Rolle des Frontmans. «Ich bin nicht klassisch extrovertiert», versichert er schmunzelnd, es sei die erste Band, in der er als Frontman agiere. Das sei zu Anfang gar nicht so leicht gewesen, heute jedoch fühle es sich ganz normal an. Es sei einfach eine Sache der Erfahrung.

Quereinsteiger in die Versicherungsbranche
Wer André Wunderlin gegenübersitzt, hat etwas Mühe, sich ihn als Frontman einer Rockband vorzustellen. Modischer Kurzhaarschnitt, glattrasiert, Business-Look, weder Piercings noch Tattoos, das einzige Schmuckstück ist ein rotgoldener Ehering, der ihn mit seiner Frau Jacqueline verbindet. Das Bild passt viel eher zum Versicherungsfachmann. Aus wirtschaftlichen Gründen hängte er mit 29 Jahren den Beruf des Klavierbauers an den Nagel und wechselte als Quereinsteiger in die Versicherungsbranche. Heute ist er Regionaldirektor der Swica-Krankenversicherung mit Sitz in Basel. Damals galt es, eine Familie zu ernähren. Sohn Ben ist mittlerweile 22 Jahre alt und der Zweitgeborene Finn zählt 15 Lenze. Beide sind, wie der Vater, musikalisch unterwegs, wenn auch noch in eher privatem Rahmen. Wenn André Wunderlin über seine Faszination zur Musik erzählt, entsteht dann doch das Bild des Frontmanns vor dem inneren Auge. «Ich schlüpfe auf der Bühne nicht in eine Rolle. Wenn ich Musik mache, bin ich ganz bei mir», sagt er. Und die Fans nehmen ihm das ab. Vielleicht weil es für ihn ein tolles Gefühl ist, auf der Bühne zu stehen, egal ob bei kleineren Konzerten oder auf grösseren Bühnen wie kürzlich bei der Tribute-Night in der Stadthalle in Laufenburg. «Da ist man als Musiker fast ein wenig isoliert, man kommuniziert, auch durch die intensiven Scheinwerfer, mit einer relativ diffusen Masse», erklärt er. Ganz anders bei kleinen Konzerten: Da sei man auf gleicher Höhe mit den Fans. «Es ist ein unmittelbares Erleben, man sieht jede Reaktion, man nimmt sehr viel mehr wahr», verdeutlicht er die Stimmung. Musik sei einfach ein Teil seines Lebens, wenn er die Gitarre in seinen Händen habe, schliesse sich ein Kreis und er fühle sich gut und sicher. Denn der, der vorne in der Mitte auf der Bühne steht und mit dem Publikum kommuniziert, erlebt durchaus einen gewissen Druck, auch wenn die restlichen Bandmitglieder diesen Druck natürlich mittragen und relativieren. «Wir werden gebucht und wir werden bezahlt und dafür müssen wir liefern», bringt er es auf einen klaren Nenner.

Mit dem Jugendidol auf der Bühne
Alle zwei Wochen treffen sich André Wunderlin und seine Bandkollegen – das sind Bassist Beat Schaub aus Rickenbach im Baselland, Gitarrist Martin Eyer aus Kaiseraugst und Drummer Freddy Steady aus Solothurn – zum Proben. Steady ist als Ex-Drummer von Krokus und Gianna Nannini eine bekannte Grösse in der Schweizer Musikszene. André Wunderlin selbst hat ihn mit 14 Jahren an einem Krokus-Konzert im Hallenstadion Zürich in vorderster Reihe bejubelt. Heute mit dem einstigen Idol seiner Jugendjahre Musik zu machen, sei schon sehr lässig. Und auch wenn er nicht so weit gehen würde, zu sagen, Musik sei sein Leben, so ist sie doch ein wichtiger Teil. «Musik macht das Leben schöner», sagt er und lebt das seit einigen Jahren auch in der Band «Pure Again» mit seinen einstigen Musikerkollegen aus Jugendtagen aus. Der Name der dreiköpfigen Coverband entstand in Anlehnung an die einstige Formation «Pure Grain», die einmal André Wunderlins Einstieg in sein Musikerleben war.

Piledriver ist das fünfte Studioalbum der Rockband Status Quo, das 1972 veröffentlicht wurde. Es war das erste, das von der Gruppe selbst produziert wurde.


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