«Man muss bloss weghauen, was weg muss»

  31.07.2019 Möhlin

Vom Sonnenberg zum Kunstwerk: Waldmeier greift wieder zur Kettensäge

Sein Atelier ist die freie Natur. Der Ryburger Beat Waldmeier, Virtuose an der Kettensäge, befreit jetzt wieder grosse Kunst aus gigantischen Baumstämmen.

Ronny Wittenwiler

RYBURG-MÖHLIN. Immer wieder blieben Spaziergänger im Ryburger Hölzli staunend stehen, sahen zu, wie Beat Waldmeier die Späne fliegen liess und dann am Ende mit Schleifpapier dem Werk den sprichwörtlich letzten Schliff verlieh. Zwei Wochen lang stand der Präsident vom Ryburger Club dort unten am Waldrand, produzierte Traktoren in Perfektion und aus bestem Holz. Es ist die Art und Weise, wie der Forstwart der Gemeinde Möhlin seine Sommerferien zu verbringen pflegt.

Waldmeier, Burglind, Waldmeier
Die Traktoren sind soeben fertig geworden. Waldmeier lächelt: «Wir feiern heuer 90 Jahre Hürlimann Schweiz.» Geschnitzt sind die Traktoren aus einem ganz besonderen Holz vom Sonnenberg, einem Mammutbaum. Die Geschichte wollte es anscheinend so. 1971, als Jungspund im zweiten Lehrjahr, setzte Waldmeier diesen Baum im fünften Weg am Fusse des Sonnenbergs. Und dann, 2018, kam Burglind. Sie fegte übers Land und hinterliess auch in Möhlin ihre Spuren. «Ein paar Rottannen, die umknickten, drückten den Mammutbaum um und brachten ihn zu Fall.» Der Baum, vom jungen Waldmeier vor über 45 Jahren gesetzt, kam so noch einmal in die Hände von Waldmeier. «Ich habe den Baum gekauft.» Aus dem Material des Mammuts fertigte er unter anderem einen über vier Meter langen Tisch an. Und Waldmeier wäre nicht Waldmeier, hätte er nicht bereits einen Plan. «Er wird am Gottesdienst vom 19. Oktober anlässlich des 300-Jahr-Jubiläums der Fridolins-Kapelle aufgestellt. Pfarrer Christian Edringer wird an diesem Tisch das Abendmahl mit den Menschen feiern.» Aus der Region, für die Region.

Für einen guten Zweck
Auch die beiden Traktoren haben ihre Bestimmung bereits gefunden. Sie sollen am Ryburger Fäscht vom 31. August verkauft werden. Genauso wie die weiteren Kunstwerke, die Waldmeier in den vergangenen zwei Wochen angefertigt hat: Es sind in Nussbaumholz gesägte Figuren – Schmetterlinge, Hunde, Kühe – die eine besonders dekorative Falle machen. «Der Reinerlös aus dem Verkauf dieser Holzbrettchen fliesst in die Fridolins-Kapelle.» Die NFZ berichtete: Die Kapelle im Möhliner Dorfteil Ryburg wird derzeit saniert, die christkatholische Kirchgemeinde, in deren Besitz das kleine Gotteshaus ist, sprach dafür einen Kredit in Höhe von 75 000 Franken. Weshalb sich Waldmeier quasi in seiner Freizeit für die Kapelle engagiert, erklärt er so: «Das ist eine Herzensangelegenheit. Das ist einfach ‹euses Chäppeli› im Ryburg.» Sagts, und streicht mit der Hand über einen seiner Traktoren. Es bleibt die Frage: Wie bringt man so ein kleines Kunstwerk fertig? «Kein Problem. Das ist ganz einfach. Man muss bloss weghauen, was weg muss. Und schon kommt der Traktor zum Vorschein. Der war ja schon im Holz drin.»

16. Ryburger-Fäscht: Samstag, 31. August, auf dem alten Fussballplatz Bata (hinter dem Bata-Clubhaus). Wirtschaftsund Festbetrieb ab 10 Uhr, mit Buurestube. Oldtimer-Traktorentreff, Präsentation von altem Handwerk. Musik mit den Silver Birds, Barbetrieb.


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