Martin Steiger hat das Unternehmen für die Energiewende fit gemacht

  29.03.2019 Laufenburg

Der CEO von «Energiedienst» tritt heute Freitag zurück

Die Strom- und Energieerzeugung ist im Umbruch. Die Kernkraftkraftwerke werden abgeschaltet, der Strommarkt Schritt für Schritt liberalisiert. Die Energiedienst-Gruppe unter CEO Martin Steiger hat sich dieser Entwicklung nicht einfach angepasst, sondern sie wesentlich mitgeprägt. Ziel war schon früh, die Stromproduktion naturnah auf Wasser, Wind und Sonne umzustellen. Haupttreiber dieser Entwicklung war der morgen Freitag als CEO zurücktretende Martin Steiger.

Edi Strub

Eigentlich war es nur als Zwischenlösung gedacht, als Martin Steiger sich beim Kraftwerk Laufenburg um den Posten des Finanzchefs bewarb. «Ich dachte, dass sei wohl ein eher langweiliger Job, allenfalls etwas für zwei, drei Jahre.» Doch dann wurden 26 Jahre daraus. Davon 19 Jahre in der Geschäftsleitung – zuletzt als CEO der heutigen «Energiedienst Holding AG». «Mir wurde gleich von Anfang an grosse Freiheit zugestanden und das hat mir gefallen. Ich konnte gestalten, nicht nur verwalten», sagt Martin Steiger. Aus Laufenburg mit rund 200 Millionen Umsatz wurde durch Fusionen und Zusammenschlüsse die Energiedienst-Gruppe mit Beteiligungen an einer ganzen Reihe von Wasserkraftwerken in der Schweiz und in Süddeutschland. Und besonders wichtig: aus dem einfachen Stromlieferanten wurde ein Pionierunternehmen der Energiewende.

Die Beteiligungen an Kernkraftwerken sind abgestossen worden, stattdessen wird der Strom heute ausschliesslich CO2-frei in Wasserkraftwerken erzeugt. Angeboten wird auch Strom aus Solaranlagen und Windkraftwerken. Hinzu kommt als neuer Zweig der Vertrieb von klimaneutralem Gas: Der CO2-Austoss wird über Zertifikate kompensiert.

Pionier ist die Energiedienst-Gruppe auch im Bereich der Elektromobilität: My-e-car bietet an über drei Dutzend Standorten in Deutschland Elektroautos zum Mieten an. Der Strom ist im Mietpreis bereits inbegriffen und stammt zu 100 Prozent aus nachhaltiger Quelle. Energiedienst betreibt auch ein Netz von Ladestationen für Elektromobile. Die Gruppe ist auch Kunden behilflich, selber Strom zu produzieren und so zur Energiewende beizutragen. Alles unter dem Label «NaturEnergie».

Noch nicht ganz im Ruhestand
Für Martin Steiger ist die Arbeit für eine nachhaltige Energiewirtschaft mit dem Rücktritt als CEO nicht abgeschlossen. Er fühlt sich noch nicht im Ruhestand. Stattdessen macht er sich an ein neues Projekt: «Power-to-Liquid» heisst der Oberbegriff. Gemeint sind damit Prozesse, in denen aus (überschüssigem) Strom Kraftstoffe hergestellt werden. Die Energie kann so für späteren Gebrauch oder zum Ersetzen von Erdöl und -gas gespeichert werden. Die Pilotanlage wird gleich neben dem Kraftwerk in Laufenburg zu stehen kommen.

Die Energiedienst-Gruppe hat sich schneller als andere Energieunternehmen an die neue Wirklichkeit im Energiebereich angepasst. Dennoch ist Martin Steiger enttäuscht vom Jahresabschluss 2018. «Es tut mir leid, dass ich ausgerechnet in meinem letzten Jahr als CEO ein eher unbefriedigendes Resultat vorlegen muss. Ich hätte gerne mit besseren Zahlen meinen Abschied genommen», sagt er. Aber mehrere gewichtige Faktoren, die er nicht beeinflussen könne, hätten gegen ihn gearbeitet. Unter anderem Währungsfluktuationen sowie das extrem trockene Wetter im zweiten Halbjahr. Der Wasserstand sei lange sehr niedrig gewesen, die Stromproduktion weit unter dem technisch Möglichen. Das hinterlasse Spuren in der Jahresrechnung.

Die langen Trockenperioden in den letzten drei Jahren hätten auch den Grundwasserspiegel gesenkt. Das kann laut Martin Steiger in Zukunft zu noch tieferen Wasserständen führen. Bloss an 35 Tagen habe man die Kraftwerke im vergangenen Jahr mit Volllast fahren können. Umgekehrt sei wohl in Zukunft mit häufigeren Hochwassern zu rechnen. Das Wasser komme bei starken Regenfällen schneller als früher; immer mehr Böden seien zubetoniert oder asphaltiert. So könne das Wasser nicht versickern.

Rudern ist sein Hobby
Das spürt Martin Steiger auch bei seinem Hobby – beim Rudern. Während der Trockenperioden floss wenig Wasser und das machte das Rudern leicht. Dann aber war plötzlich wieder Hochwasser und Rudern im kippeligen Renneiner, wie Martin Steiger es mag, unmöglich. Besonders genau beobachtet Martin Steiger den Wasserstand jeweils im November. Dann steht nämlich der «Basel Head» an – das Achterrennen auf dem Rhein durch die Basler Innenstadt. Bei Hochwasser wäre das zu gefährlich und die Rennen müssten abgesagt werden.

Martin Steiger ist der Initiant und Vater dieses inzwischen international bekannten Ruderereignisses. «Ich wollte diesen wunderbaren Sport in die Stadtmitte zum Publikum an der Rheinpromenade bringen», sagt Martin Steiger. Er hat als junger Mann selber ambitioniert gerudert und sogar an einer Junioren-WM teilgenommen. Dann aber habe er sich auf seine berufliche Karriere konzentriert. Rudern wurde zum Hobby. Seinen Renneiner hat er in Kaiseraugst gleich oberhalb des Kraftwerks Wyhlen stationiert.


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