Steiner «Gmeind» mit ausländischen «Gästen»

  30.11.2018 Stein

In Stein leben rund 40 Prozent Ausländer aus 50 Nationen

Stein lädt die ausländische Dorfbevölkerung als Gäste zur Gemeindeversammlung ein. Es wird auch darüber diskutiert, wie künftige Versammlungen attraktiver gestaltet werden können.

Susanne Hörth

Nirgends können sich Frau und Herr Schweizer so unmittelbar einbringen und mitbestimmen wie an einer Gemeindeversammlung. «Diese Form der Bürgerbeteiligung bei der Entscheidungsfindung ist einmalig. Viele Menschen in anderen Staaten beneiden die Schweiz um diese Urform der Demokratie», hält der Steiner Gemeinderat in einer Mitteilung fest. Er möchte diese Urform auch die in Stein wohnhafte, ausländische Bevölkerung erleben lassen.

Diskutieren und entscheiden dürfen sie nicht
Von den zurzeit 3175 Einwohnern von Stein besitzen 60 Prozent das Schweizer Bürgerrecht. Die restlichen 40 Prozent teilen sich auf 50 verschiedene Nationen auf. Diese sind nun von der Behörde eingeladen, an der kommenden «Gmeind» teilzunehmen. In seiner Einladung schreibt der Gemeinderat, dass Gemeindeversammlungen öffentlichen seien. «Diskutieren und entscheiden können zwar nur die Stimmberechtigten. Das Geschehen mitverfolgen dürfen jedoch alle interessierten Personen.» Gemeindeschreiber Sascha Roth erklärt auf Anfrage der NFZ: «Wir möchten mit der Einladung das Interesse an unserem besonderen politischen System wecken.» Weiter soll die Teilnahme an der Versammlung auch der Kontaktpflege unter der Bevölkerung dienen.

Die Gemeinde hofft nun, dass dem Aufruf, als Gäste eine Gemeindeversammlung mitzuerleben, viele ausländische Dorfbewohner Folge leisten. Gleichzeitig wünscht sich die Behörde auch, dass die stimmberechtigte Bevölkerung mit ihrer Teilnahme aktiv am Dorfgeschehen mitwirkt. Sascha Roth betont auf entsprechende Frage, dass sich Stein nicht über massiv rückgängige Teilnehmerzahlen an den Versammlungen beklagen müsse. So haben an den letzten drei Einwohnergemeinden 108 (im Juli dieses Jahres), 136 (im Dezember 2012) und 113 Stimmberechtigte teilgenommen. «Einfluss auf die Teilnehmerzahlen haben sicher auch Ehrungen und Verabschiedungen. Wie etwa, als im Dezember letzten Jahres Gemeindeammann Hansueli Bühler verabschiedet wurde.» Einfluss auf die Beteiligung hätten natürlich auch immer Geschäfte, die auf grosses Interesse stossen würden. Als Beispiel nennt der Gemeindeschreiber die Gemeindeversammlung vom 18. September 2015. Damals ging es um den Zusammenschlussvertrag mit Mumpf, Obermumpf und Schupfart. Die Steiner Versammlung mit 302 Anwesenden lehnte den Fusionsvertrag ab.

Für eine noch attraktivere «Gmeind»
Am der kommenden Budgetgemeinde vom 7. Dezember wird der Souverän auch dazu aufgerufen, sich mit neuen Ideen für eine attraktive Ausgestaltung von künftigen Versammlungen einzubringen. Was bietet Stein denn heute? Dazu Sascha Roth: «Seit Dezember 2017 wird immer im Anschluss an die Versammlung ein Apéro offeriert. Vorher gab es das nur nach der Wintergemeindeversammlung.» Der Apéro bietet auch immer wieder eine gute Gelegenheit, um sich mit anderen Einwohnern auszutauschen und neue Bekanntschaften zu schliessen.

Zur Frage nach einer möglichen Verbesserung führt der Gemeindeschreiber aus, man werde jetzt zuerst die Ideen und Überlegungen zusammentragen. Man hofft, aus diesen Vorschlägen Massnahmen erarbeiten zu können. Als mögliche offene Fragen in Zusammenhang mit den künftigen Gemeindeversammlungen führt Roth aus: «Ist der Versammlungsbeginn um 20 Uhr richtig? Ist im Sommer eine Openair-Versammlung erwünscht?»


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