Damit das grosse Krabbeln nicht verschwindet

  30.03.2017 Natur, Rheinfelden, Oberes Fricktal, Unteres Fricktal

Von Valentin Zumsteg

Die Waldameisen stehen unter Druck: «In den vergangenen 40 Jahren dürfte die Zahl der Ameisenhaufen bei uns in Rheinfelden und Umgebung um rund 60 bis 80 Prozent zurückgegangen sein», erklärt Urs Jost. Der 70-jährige Rheinfelder ist durch einen Dokumentarfilm auf die kleinen Krabbler und ihre grossen Probleme aufmerksam geworden. Dies hat ihn dazu bewegt, sich zum Ameisengötti ausbilden zu lassen.

 

Die Bevölkerung kann mithelfen

Jetzt engagiert er sich zusammen mit Ronny Schmid dafür, die Tiere zu schützen. Vom Natur- und Vogelschutzverein Rheinfelden (NVVR) und den umliegenden Natur- und Vogelschutzvereinen erhält er Unterstützung. Ziel ist es, alle Waldameisenhaufen im Gebiet Kaiseraugst bis Wallbach (inklusive Magden und Olsberg) zu kartieren. Dabei kann das kleine Team auf der Arbeit des ehemaligen Revierförsters Ernst Omlin aufbauen, der sich lange Zeit mit viel Elan dem Thema Waldameisen gewidmet hatte und viel für deren Schutz tat. «Sein Einsatz war sehr wertvoll», betont Jost. Die jetzige Arbeit ist eigentlich eine Neulancierung des Waldameisenschutzes, der von 1976 bis 1990 im ganzen Kanton Aargau aktiv betrieben worden war.

Das Wichtigste ist vorerst, die vorhandenen Ameisenhaufen zu finden. Dazu ist die Mithilfe der Bevölkerung gefragt: «Wer einen Ameisenhaufen im Wald kennt, soll ihn uns melden. Wir nehmen ihn dann auf und lassen die Ameisenart bestimmen», so Jost. Die Angaben werden an Förster Bruno Staudacher weitergeleitet, der sie ins Forst-EDV-System aufnimmt. «So sind die Daten zentral erfasst. Die Waldarbeiter und Förster wissen dann, wo es Ameisenhaufen gibt», schildert Jost.

 

«Alarmierender Rückgang»

Ein Teil der Arbeit ist bereits gemacht: «In den Gemeinden Rheinfelden, Olsberg und Magden haben wir bisher 16 Haufen erfasst, weitere 10 Haufen wurden vom Möhliner Forstwart Beat Waldmeier gemeldet», erläutert Jost. Fünf Haufen haben sie mit einem Schutzgitter versehen. «Damit wollen wir geschwächte Nester stärken», so Jost. Es komme immer wieder vor, dass Wildschweine oder Dachse die Haufen zerstörten. Auch vor Eingriffen des Menschen sollen die Gitter schützen. Was der Hauptgrund für das Verschwinden der Ameisen ist, lässt sich nicht genau sagen. Klar ist, dass der Mensch die sensiblen Insekten stört.

Bereits 1976 hatte der WWF vor einem «alarmierenden Rückgang der Waldameisen» gewarnt. Seither hat sich die Lage noch verschlechtert. «Wir hoffen, mit diesen Massnahmen einen weiteren Rückgang der Waldameisen zu verhindern. Gelingt dies nicht, verschwinden sie vielleicht irgendwann ganz aus gewissen Gebieten», sagt Urs Jost.

Dies wäre ein grosser Verlust, denn die Tiere sind sehr nützlich. «Die Ameisen verbreiten Pflanzensamen, fördern Insekten, die Honigtau produzieren, und können bei Schädlingsinvasionen sofort regulierend eingreifen», hält Jost fest. Er hofft, dass sich auch in den umliegenden Gemeinden Freiwillige finden, die sich bei den Natur- und Vogelschutzvereinen melden und als Ameisengötti engagieren wollen.

Wer einen Ameisenhaufen im Wald kennt, kann ihn direkt an folgende Mail-Adresse melden: ameisen@nvvr.ch


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