Rüestelbach wurde zur Gefahr

  15.06.2016 Frick, Gipf-Oberfrick, Oberes Fricktal

«Es war schon eine spezielle Situation. Es stand genau über Gipf-Oberfrick», sagt Urs Treier. Der Gipf-Oberfricker Gemeindeschreiber meint mit «es» das Unwetter von Mittwoch, 8. Juni. Wenn es auch schon einige Tage zurückliegt, so hat der lange und intensive Wolkenbruch Auswirkungen, die heute noch spürbar sind und auch in Zukunft Gemeinde und Kanton beschäftigen werden. «Ich denke, wir gehörten wohl im Fricktal zu den vom Hochwasser am stärksten betroffenen Gemeinden», so Treier.

Die Bevölkerung von Gipf-Oberfrick wird in diesen Tagen mittels Flugblatt informiert. Zum einen geht der Gemeinderat nochmals auf den starken Regen ein, der sich am Nachmittag des 8. Juni über Gipf-Oberfrick und dem angrenzenden Frick ausbreitete. «Betroffen waren insbesondere die Gebiete Rüestel, Breitmatt und Märten. Rund 60 Schadenfälle wurden gemeldet. Zusätzlich entstanden viele kleinere Schäden», heisst es in der Mitteilung. Ergänzend zur Stützpunktfeuerwehr Frick wurde der Regionale Führungsstab Oberes Fricktal aufgeboten. Die vielen Schadenfälle machten zudem die Unterstützung des Zivilschutzes und der Feuerwehr Oberes Fricktal notwendig. «Über 80 Personen standen nach 14 Uhr bis um Mitternacht im Einsatz.». Hauptschäden entstanden im Einzugsgebiet des Rüestelbächlis, der bei zwei Durchlässen über die Ufer trat. Zahlreiche Keller, Garagen und Sitzplätze wurden überflutet. Im Gebiet Märten lief das Wasser über Wiesen, Äcker sowie Feldwege und floss über die Trottgasse bis zum Bruggbach. Dabei wurden weitere Liegenschaften in Mitleidenschaft gezogen und die Strassen mit Wasser, Kies und Schlamm überflutet. Die Feuerwehren und der Zivilschutz leisteten rasch Hilfe, pumpten Keller und Tiefgaragen aus und leiteten abwehrende Massnahmen ein. Das Bauamt war ab Beginn der Regenfälle unterwegs, öffnete Schächte, kontrollierte Durchlässe und setzte Drittfirmen für die Reinigung der Strassen ein.

 

Am Tag danach erfolgten Begehungen durch die Verantwortlichen der Gemeinde und des Kantons. Nach Kontakten mit der Feuerwehr und der Aargauischen Gebäudeversicherung konnte sich die Gemeinde erst am Freitag eine grobe Übersicht über die betroffenen Liegenschaften machen. Eine abschliessend genaue Liste liegt noch nicht vor. Die Gemeindebehörden wissen, dass es für die vom Hochwasser Betroffenen keine einfache Situation war und ist. «Wasser und Schlamm in Kellern und Garagen richteten grossen Schaden an und führten zu einem mühsamen Reinigungsaufwand. Schäden sind in der Regel versichert und müssen der Gebäudeversicherung gemeldet werden.»

 

Grösste Gefahr durch den Rüestelbach

Der starke und lokale Regen hat zu einer speziellen Hochwassersituation geführt. «Der Bruggbach, der normalerweise die grösste Gefahr darstellt, trat an keiner Stelle über die Ufer. Der Rüestelbach vermochte die Wassermassen nicht aufzunehmen. Viele Schäden entstanden durch Oberflächenwasser», heisst es vonseiten Gemeinde. Weiter wird betont, dass nich alle Gefahren mit Massnahmen eliminiert werden können. Der Hochwasserschutz im Bereich des Rüestelbächlis muss jedoch überprüft werden. Ebenso die Schächte, Durchlässe und Drainagen. Die Gemeinde und der Kanton als Eigentümer der Gewässer werden die notwendigen Abklärungen treffen. «Wir werden uns in den nächsten ein, zwei Wochen mit dem Kanton und der Feuerwehr treffen und mögliche Massnahmen prüfen,» erklärt Urs Treier.

Gefordert sind auch die Hauseigentümer. Auf mögliche Hochwassergefahr könnten sie mit verschiedenen Massnahmen wie die Erhöhung von Lichtschächten, Untergeschosse vor Wassereinbrüchen schützen und anderes). Beratung und Unterstützung bietet dabei auch die Gebäudeversicherung (www.agv-ag.ch). Vorschläge oder Meinungen zu allfälligen Massnahmen der Gemeinde können der Gemeindekanzlei eingereicht werden. Zudem ist eine Abgabe von Sandsäcken geplant. Wer Interesse am Bezug von Sandsäcken hat, kann dies bis Ende Juni der Gemeindekanzlei melden (Kosten ca. Fr. 6.00 pro 30 kg Sack).

 

Der Gemeinderat wird Massnahmen prüfen und die Umsetzung angehen. Trotzdem wird ein Restrisiko bestehen bleiben. Ein absoluter Schutz bei solchen ausserordentlichen Ereignissen wird auch künftig kaum möglich sein.  (mgt/sh)


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