Gibt es ein Erfolgsrezept für den Tante-Emma-Laden?

  08.04.2016 Ittenthal, Kaisten, Wirtschaft

Susanne Hörth

Dorflädeli haben es schwer. Sie kämpfen ums Überleben. Akut gefährdet ist auch der kleine Genossenschaftsladen im Kaister Ortsteil Ittenthal. Der Vorstand der Genossenschaft bangt, hofft und verzweifelt immer öfters. Gibt es in der heutigen Konkurrenz und dem gesellschaftlichen Wandel überhaupt ein  Erfolgsrezept für Tante-Emma-Läden? Um das herauszufinden, haben die  Luzerner Minerva-Schülerinnen Luzia Stammbach und Susanne Lüdi beschlossen, für ihre Abschlussarbeit zwei kleine Dorfläden zu beleuchten und eine Erfolgsanalyse zu erstellen. Neben dem Ittenthaler nehmen sie auch das Buttwiler Dorflädeli unter die Lupe.  

«Ausflüge in den kleinen Laden um die Ecke waren doch immer auch mit Genuss und Sorglosigkeit verbunden. Ein Ort, an dem man die Zeit auch gerne mal vergisst. Halt einfach auch ein Begegnungsort.»  Luzia Stammbach und Susanne Lüdi reden in der Vergangenheit. Hat der kleine Dorfladen  wirklich ausgedient und keine Chance mehr? Sie interviewen dafür den Ittenthaler Genossenschaftspräsidenten Peter Kalt und die beiden Verkäuferinnen Irene Grenacher und Sonja Moritz. 2004 ist die Genossenschaft mit breiter Unterstützung in der damals noch eigenständigen 200-Seelen-Gemeinde Ittenthal gegründet worden. Peter Kalt unterbricht seine Ausführungen. Ein Kunde betritt den Laden. Verkäuferin Sonja Moritz hilft ihm ruhig beim Zusammentragen der gewünschten Artikel, packt sie in die mitgebrachte Tasche. Willst Du heute denn kein Gipfeli», fragt sie. «Oh, das hätte ich fast vergessen, vielen Dank.» Der Mann sagt draussen: «Um unseren Laden steht es schlecht. Die Leute merken erst, was sie an ihm haben, wenn es ihn nicht mehr gibt.»

Luzia Stammbach und Susanne Lüdi staunen ob dem liebvollem Umgang mit der Kundschaft. Eine Kundschaft, die auch ab und zu anschreiben lässt. Man kennt und vertraut sich schliesslich. «Wenn ein älterer Stammkunde mehrere Tage nicht vorbeikommt, fragen wir aus Sorge  schon mal nach“, sagt Irene Grenacher. „Wir sind nicht nur Verkaufsladen, sondern wir nehmen auch einen sozialen Auftrag wahr», so Peter Kalt.

Im weiteren Gespräch erfahren Stammbach und Lüdi, dass fast ausschliesslich die Leute aus dem Ortsteil Ittenthal im abseits von einer Durchgangsstrasse gelegenen  Laden einkaufen. Die Mobilität, die Grenznähe zu Deutschland, ein umfassendes Ladenangebot in der Umgebung setzten dem Ittenthaler Geschäft zu. Dazu kommt, dass die ältere Bevölkerung – sie gehört zur hauptsächlichen Stammkundschaft – wegzieht: Ins Altersheim oder in Alterswohnungen.

Das Preis-Leistungsverhältnis, die Regionalität (Angebot und Nachfrage),  die Ladenfrequentierung, Einteiligung der Kunden in Kategorien: das und noch mehr ergründen die beiden Minerva-Schülerinnen mit Unterstützung der Verkäuferinnen in dem definierten Zeitrahmen von 30 Stunden Öffnungszeit. Sie werden zudem Kundenbefragungen durchführen.

Für Genossenschaftspräsident Peter Kalt kann die Arbeit der beiden Minerva-Schülerinnen  dazu beitragen, dass es für den kleinen Laden doch noch nicht zu spät ist. Letztlich ist aber die Bevölkerung ausschlaggebend. Nur stolz zu sein, dass es einen Laden im Ortsteil gibt, genügt nicht, sagt Kalt. Das Dorflädeli muss  regelmässig genutzt werden. Sonst stirbt es.  

 


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