Frau getötet – der Angeklagte blieb stumm

  04.02.2016 Brennpunkt, Rheinfelden, Möhlin, Kriminalität, Unteres Fricktal

Von Valentin Zumsteg

Nach einer halben Stunde war der erste Prozesstag zu Ende: Der Angeklagte, mit Jeans und einem schwarzen T-Shirt bekleidet, wirkte teilnahmslos und geistig abwesend. In sich versunken folgte der schmächtige Mann der Befragung, ohne zu antworten. Auch auf Zureden seines amtlichen Verteidigers änderte sich sein Verhalten nicht. Weil sich der Angeklagte zu keiner Frage äusserte, schloss Gerichtspräsidentin Regula Lützelschwab gestern bereits um 9 Uhr die Befragung ab.

 

«Ich habe nur Lust sie zu töten»

Dem 45-jährigen Portugiesen wird vorgeworfen, am Pfingstmontag 2013 seine von ihm getrennt lebende Ehefrau und Mutter des gemeinsamen Sohnes brutal getötet zu haben. In der Anklageschrift wird der Mann als sehr eifersüchtig und gewalttätig beschrieben. Es soll bereits seit 2007 zu mehreren Fällen von häuslicher Gewalt gekommen sein. Seit 2012 lebte das Ehepaar getrennt. Über ein fingiertes Facebook-Profil hat er sich aber das Vertrauen der Ehefrau erschlichen und sie ausspioniert.

Beim Sozialdienst Möhlin meldete sich der Angeklagte im April 2013 und beklagte sich darüber, dass er zu hohe Alimente bezahlen müsse. Am Tag vor der Tat schrieb er einer Chat-Partnerin: «Ich habe nur Lust sie zu töten. Wenn sie so weiter macht, hat sie es nicht verdient, zu leben.»

Dann schritt er zur Tat: Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hat der Mann an besagtem Pfingstmontag seine Frau in der Absicht besucht, sie zu töten. Er klingelte an ihrer Wohnungstür in Möhlin. Als sie ihn hereinliess, soll er sie darum gebeten haben, zu ihm zurückzukommen. Doch sie machte ihm klar, dass es keine Chance mehr gebe und sie ihn nicht mehr liebe. Zum Tathergang heisst es in der Anklageschrift: «Als das Opfer zum Kühlschrank ging, packte er sie und schlug ihren Kopf mit dem Gesicht voran an die Wand. Anschliessend stiess er das Opfer zu Boden, wo sie auf dem Rücken zu liegen kam. Er schlug ihr den Hinterkopf wiederholt auf den Küchenboden.» Die Frau starb an den schweren Verletzungen.

 

«Die Dummheit schon begangen»

Nach der Tat ging der Mann zu sich nach Hause und schrieb in einem Computer-Chat: «Ich habe die Dummheit schon begangen.» Dann meldete er sich bei einem Bekannten und bat ihn, seinen Sohn, der bei ihm lebte, abzuholen. Danach liess er sich nach Rheinfelden bringen. Dort ging er auf den Polizeiposten und erklärte, dass er seine Ehefrau getötet habe. Gemäss einem psychiatrischen Gutachten litt der Mann an psychischen Störungen. Es sei von einer «leichtgradig verminderten Schuldfähigkeit» auszugehen.

Die Staatsanwaltschaft taxiert die Tat als Mord und fordert gemäss Anklageschrift eine Freiheitsstrafe von 20 Jahren. Heute Donnerstag geht die Verhandlung mit den Plädoyers der Staatsanwaltschaft und des Verteidigers weiter. Das Urteil soll am kommenden Mittwochnachmittag eröffnet werden.


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