Römische Weingefässe und Kellerschächte

  24.05.2013 Agenda, Laufenburg, Kultur, Oberes Fricktal, Wissenschaft

Die römische Siedlung von Laufenburg war bisher wenig untersucht. 1999 stiess die Kantonsarchäologie im Gebiet Schimmelrych auf Funde, die Fabio Tortoli 2012 in seiner Masterarbeit an der Universität Basel auswertete. Diese präsentiert erstmals ein umfassendes Bild der römischen Siedlung von Laufenburg zwischen dem 1. und 4. Jahrhundert. Dem widmet das Museum Schiff seine nächste Ausstellung, die am Samstag eröffnet wird. 

Keller als Zwischenlagerung für Waren

Die Funde in Laufenburg lassen auf ein römisches Strassendorf (Vicus) schliessen. Charakteristisch seien die Steinkeller und Kellerschächte, die bei den Ausgrabungen entdeckt wurden, so Tortoli. Diese dienten als Vorratskammern oder der Zwischenlagerung von Waren. Der Rhein war ein wichtiger Transportweg für die Römer. «Die Stromschnellen in Laufenburg stellten aber ein Hindernis für die Schifffahrt dar, so wurden die Waren dort vermutlich auf den Landweg umgelagert», erklärte Tortoli am Dienstag vor den Medien.

Weintrinken hatte hohen Stellenwert

Ein schöner, gut erhaltener Fund, der im Museum Schiff ausgestellt wird, ist ein Kellen-Sieb-Set aus Bronze. Es handelt sich um vier Gefässe, die ineinander passen. Diese dienten der Vorbereitung des Weines, erklärte Tortoli. Damit wurden die Kräuterzusätze, mit welchen die Römer den Wein geschmacklich anreicherten, wieder herausgesiebt. «Weintrinken hatte bei den Römern einen hohen Stellenwert», so Tortoli. «Das dritte Jahrhundert war geprägt von politischen Spannungen und wirtschaftlichen Krisen, so wurde dieses Set im Boden vergraben, in der Hoffnung, dass es später wieder herausgeholt werden kann. Doch dies war offensichtlich nicht der Fall», erklärte Tortoli, warum dieser Fund so gut erhalten ist.

Modell römischer Villa ausgestellt

Auf der deutschen Seite Laufenburgs wurde bereits in den 1920er und 1930er Jahren eine römische Villa ausgegraben. «Es war ein reich ausgestatteter Bau», erklärte Tortoli. Man hat sogar die Reste einer Inschrift gefunden, die auf den Namen des Besitzers schliessen lässt. Diese Villa wurde in einem Modell nachempfunden, das ebenfalls im Museum ausgestellt ist. Im Juni findet eine Führung vor Ort in Laufenburg-Baden statt. Im Weiteren wird ein römischer Wohnbereich nachgestellt mit einem römischen Liegebett, einem Tisch und einem Holzstuhl sowie einem Eingang mit Türe.

Auch ein Stein mit Schriftzeichen zeigt die Ausstellung, der bereits 1892 in Etzgen gefunden wurde. Dieser gehörte zu einem Wachtturm. Darauf steht wann der Turm gebaut wurde. Er stammt aus dem Ende des dritten Jahrhunderts. Hörte das römische Reich zuvor nicht an der Grenze auf, bildete der Rhein darauf tatsächlich eine Grenze und so wurden Wachttürme gebaut.

In einem Nebenraum wird eine archäologische Grabung inszeniert. «Diese zeigt, dass wir nicht wie immer angenommen mit Pinsel arbeiten, sondern vorwiegend Pickel und Schaufel verwenden», sagte Tortoli mit einem Schmunzeln.  

Dass man ein grenzüberschreitender Museumsverein ist, bekräftige man auch mit dieser grenzüberschreitenden Ausstellung, meinte Präsident Hannes Burger. Man wolle auch die Bevölkerung sensibilisieren, damit die römische Vergangenheit Laufenburgs nicht vergessen gehe, erklärte Burger. Die Ausstellungstücke, darunter Spitzenfunde, wurden im Depot der Kantonsarchäologie gelagert und werden jetzt erstmals in dieser Form der Öffentlichkeit gezeigt, freute sich Regine Fellmann Brogli von der Kantonsarchäologie Aargau. Neben der Ausstellung wurde eine Broschüre herausgegeben, welche die Funde in den geschichtlichen Zusammenhang von Laufenburgs römischer Vergangenheit stellt. Die Texte stammen von Fabio Tortoli und basieren auf seiner Masterbeit zum Thema.

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Am Samstag, 25. Mai, um 16 Uhr findet im Museum Schiff in Laufenburg die Vernissage der Ausstellung «Die Römer in Laufenburg» statt. Zur Einführung spricht der Aargauer Kantonsarchäologe Georg Matter, durch die Ausstellung führt Fabio Tortoli. Die Ausstellung dauert bis am 1. November 2014.


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