«Ich muss nicht zaubern lernen, ich habe schon viele Werkzeuge»

  02.05.2024 Frick

Squasherin Nadia Pfister zweifelt. Und spricht vor der EM über Veränderungen

Anfangs Mai wird Nadia Pfister die Team-EM bestreiten. In Uster. Die 28-Jährige aus dem Squashclub Fricktal steht mit neuem Mindset im Court, um endlich auch international aufzurücken.

Stefan Kleiser

«Es ist toll, um die Welt zu reisen, spannend, an etwas zu arbeiten und Fortschritte zu sehen», sagt Nadia Pfister. «Ich habe sozusagen Familie auf der ganzen Welt.» Ja, sie sei immer noch gerne Squash-Spielerin, erklärt die 28-Jährige. Seit 2015, seit dem Abschluss des Gymnasiums, ist sie Profi-Sportlerin. Die vergangenen zwei Monate seien aber «ungemütlich» gewesen, wie sie es nennt – wegen sechs Turnieren in sechs Wochen.

Vancouver, London, Sydney, Florida, Hamburg und Nantes: «Ich bin zwei Mal um die Welt geflogen, hatte einen Jetlag nach dem anderen», seufzt die Spitzenspielerin aus dem Squashclub Fricktal. Und nach der Karriere? «Dann werde ich zuerst einmal nicht mehr reisen», schmunzelt sie. Noch zwei oder drei Events, dann ist Sommer und Ruhe. «Mal ein Festival besuchen wäre cool. Und ich habe die Zeit, wieder strukturiert zu trainieren.»

Ermüdendes Feststecken
Bei den Turnieren erreichte Nadia Pfister nur ihre Minimalziele. «Es ist meistens blöd gelaufen. Es wäre schon schöner, mehr zu gewinnen», sagt sie. In Florida erreichte sie den Viertelfinal, ansonsten war der erste Einsatz immer gleich der letzte. «Ich habe im Training Fortschritte gemacht, habe aber noch nicht viel Erfolg in den Matches.» Weswegen die Squasherin im World Ranking seit längerem um Position 70 feststeckt.

Sie sei «sehr am Zweifeln», gesteht die Ramlinsburgerin. Aber am 11. Mai werde sie für Schengen Lëtzebuerg die Coupe de Luxembourg bestreiten, erzählt sie. «Gleich anschliessend gehen wir mit dem ganzen Team an den luxemburgischen Marathon.» Zum Getränkestand am Kilometer 20, «da schieben wir Gatorade nach». Der Club sei familiär, darum seien solche Einsätze logisch. Sie steige in Basel in den Zug, in Luxemburg werde für sie gesorgt, «es ist fast wie Ferien».

Die Arbeit wird in Oerlikon gemacht, zum Beispiel. Seit ein paar Monaten trainiert Pfister in der Zürcher Agglo bei Michael Baumann. Er sehe ihr Squash mit anderem Blick und sei ein Trainer einer anderen Generation, berichtet sie. Baumann ist so alt wie Pfister, zwei Mal spielte sie gegen ihn im Interclub. «Das zweite Mal machte er immer, was ich nicht wollte. Das imponierte mir. Warum sollte er mir nicht als Coach helfen können?»

«Es geht zu wenig schnell»
Nadia Pfister glaubt bereits den Nutzen der Erweiterung des Betreuerstabes und der zusätzlichen taktischen Inputs zu erkennen. «Was wir machen, kann ich sehr schnell anwenden», sagt sie.
Ende März spielte sie gegen Lucy Beecroft, die Nummer 22 der Welt, einen tollen ersten Satz, den sie 11:4 gewann. «Das zeigt mir, dass es Hoffnung gibt. Es kann schon einen Satz lang funktionieren. Aber es ‹verhebet› noch zu wenig lange.»

Ihr Matchplan habe sich verändert, erklärt Nadia Pfister. «Es geht darum, dass ich zum Beispiel longline so solide spiele, dass der Ball nicht angreifbar ist. Es ist nicht so, dass ich die langen Ballwechsel dann auch automatisch gewinne. Aber ich gebe der Gegnerin die Möglichkeit, einen Fehler zu machen. Ich muss weniger unorthodoxe Dinge tun. Ich muss nicht zaubern lernen. Ich habe die Werkzeuge, um gut zu spielen.»

Derzeit habe sie allerdings wegen der ausbleibenden Erfolge schon «nicht enorm viel Selbstvertrauen», befinde sich «in einem Teufelskreis», analysiert Nadia Pfister. Im aktuellen Ranking die Nummer 76 der Welt, macht der Kopf Druck. «Ich bin nicht mehr 20 und habe noch 15 Jahre Zeit.» Sie sei besser geworden, aber es gehe ihr zu wenig schnell. 2028, dann ist Squash erstmals olympisch, sei jedoch eine Motivation, dem Squash weiter treu zu bleiben.

Zuhause für die Schweiz
Einen Höhepunkt hält schon diese Saison bereit: Ein Heimspiel an der Team-EM. Der Wettbewerb wird vom 1. bis 4. Mai in Uster ausgetragen. Die Schweizerinnen treten in der 1. Division an, der acht Equipen angehören. «Eine Medaille zu gewinnen wäre cool», träumt Nadia Pfister vom Exploit. Ein tolles Event wird es sowieso. «Du kannst Familie und Freunden sagen, sie sollen schauen kommen.» Und durch die vielen guten Gegnerinnen ist es eine tolle Gelegenheit zu üben, auf hohem Niveau zu bestehen.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote