Besuch beim fast unbekannten Industriegiganten

  25.04.2024 Rheinfelden

Rheinfelder Gewerbeverein bei Evonik im Badischen

Die Evonik ist der grösste Arbeitgeber in Badisch Rheinfelden. Doch auf Schweizer Seite kennt man die Firma kaum. Am Montag hat der Schweizer Gewerbeverein das deutsche Unternehmen besucht.

Valentin Zumsteg

Wer im Osten von Rheinfelden über den Rhein schaut, der sieht im Badischen ein weitläufiges Industrieareal. Eine der grössten Firmen in diesem Gebiet ist die Evonik – doch was das Unternehmen genau macht, das wissen viele auf Schweizer Seite nicht. Am Montagnachmittag nutzten rund 40 Mitglieder des Gewerbevereins Rheinfelden die Gelegenheit, diese Wissenslücke bei einem zweistündigen Besuch im Evonik-Werk in Badisch Rheinfelden zu schliessen.

40 Hektaren grosse Industriefläche
Der Industriepark ist eine Welt für sich, die meistens für die Öffentlichkeit geschlossen bleibt. 40 Hektaren umfasst das Areal. Rund 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt Evonik in Badisch Rheinfelden, davon gut 150 Auszubildende. Sie ist damit der grösste Arbeitgeber in der deutschen Stadt. Das Werk verfügt über einen Nord- und einen Süd-Teil; hier waren früher die Firmen Degussa und Hüls beheimatet, aus der die Evonik unter anderem hervorgegangen ist. 57 Prozent der Angestellten arbeiten in Badisch Rheinfelden in der Produktion. Pro Jahr werden rund 300 000 Tonnen Produkte hergestellt. Von Griffen für Golfschläger über Zahnriemen oder Transportbänder bis hin zu Kühlschrankdichtungen, Waschmitteln, Autoreifen und Schläuchen – überall sind Produkte des Spezialchemie-Unternehmens verarbeitet. Evonik stellt aber ebenso Produkte für den Bauten- und Brückenschutz her, die zum Beispiel bei der Oper in Sydney zum Einsatz kommen. In den vergangenen Jahren ist die Kapazität bei der Herstellung dieser Produkte in Badisch Rheinfelden erweitert worden. Die Firma investierte dafür einen hohen einstelligen Millionenbetrag, wie am Montag zu erfahren war. Aber auch bei der Windkraft, der Chipherstellung, in der Raumfahrt oder in der Lebensmittelindustrie kommen Produkte von Evonik zum Einsatz. Zudem ist das Unternehmen in der Wasserstoff-Produktion tätig. Heute wird dieser noch mit Erdgas hergestellt (grauer Wasserstoff ). Das Unternehmen ist aber daran, Möglichkeiten zu suchen, wie künftig grüner Wasserstoff zu wirtschaftlichen Bedingungen ohne fossile Energie hergestellt werden kann.

Löschen mit Rheinwasser
«Badisch Rheinfelden ist einer der grünsten Standorte von Evonik weltweit», sagte Katharina Fraune, Leiterin Standortkommunikation: «50 Prozent des Stroms beziehen wir aus Wasserkraft, 50 Prozent aus Kraft-Wärme-Kopplung.» Sie verhehlte aber nicht, dass bei der chemischen Produktion ein Gefahrenpotential besteht. «Die Sicherheit hat bei Evonik deswegen oberste Priorität. Wir verfügen über eine eigene Werkfeuerwehr und eine Notfallmedizin», schilderte Fraune.

Nach der Firmenvorstellung gab es einen kleinen Spaziergang über das Areal. Dort demonstrierte die Werksfeuerwehr ihren Turbolöscher. Die Maschine verfügt über zwei Flugzeugturbinen, die das Wasser bis zu 120 Meter weit spritzen und versprühen können. 12 000 PS stehen dafür zur Verfügung. Gelöscht wird mit Rheinwasser. Der Besuch aus der Schweiz zeigte sich beeindruckt von der Maschine – und der Grösse des Werks.


33 000 Mitarbeiter weltweit

Die Evonik Industries AG mit Hauptsitz in Essen ist ein börsennotiertes deutsches Unternehmen. Die Firma ging 2006 aus dem sogenannten «weissen Bereich» (Chemie, Energie und Immobilien) der RAG Aktiengesellschaft (ehemals Ruhrkohle AG) hervor. Heute konzentriert sich das Unternehmen auf die Bereiche Spezialchemie und Hochleistungsmaterialien, die im Wesentlichen auf die Degussa zurückgehen. Die Firma zählt weltweit rund 33 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 2023 erwirtschaftete Evonik einen Umsatz von 15,3 Milliarden Euro und einen Vorsteuergewinn von 1,7 Milliarden. (nfz)


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