Dem Rhein entlang (auf dem Grenzweg – Etappe 2)

Wie gut kennen Sie sich in unserer Region aus? Geografisch? Historisch? Allgemein? Machen Sie den Check!

Welchen Stellenwert hat eigentlich unsere nördliche Landesgrenze? Und war das immer so?

Peter Schmid*

Der Start zur heutigen Etappe meiner Velotour erfolgt in Wallbach. Die Fahrt geht weiter nach Osten entlang dem Rhein. Er bildet hier nach allgemeiner Auffassung eine «natürliche» Grenze (des Fricktals und der Schweiz). Aber – Moment! – warum eigentlich «natürlich»? Der Ausdruck verschleiert, dass Grenzen stets von Menschen gezogen werden. Und Machtverhältnisse widerspiegeln.

Die Fricktaler Geschichte macht da keine Ausnahme. Solange man ein Teil der Habsburgischen Monarchie war, bildete der Rhein eben keine Aussengrenze. Diese verortete man woanders. Tatsächlich sah man den Fremden dort, wo man ihn heute kaum mehr vermutet: bei den Eidgenossen, zu denen 1501 definitiv auch die Basler zählten. Mit Letzteren konnten es die Fricktaler damals gar nicht. Das Klima war vergiftet. Häufig kam es zwischen ihnen und Untertanen eidgenössisch-baslerischer Herkunft zu Beschimpfungen und Schlägereien. Strafandrohungen der Obrigkeit nützten wenig. Und nicht anders als heute wurden Verbote ignoriert. (Sogar fricktalisch-baslerische Mischehen waren untersagt!)

Mit der Abkehr von Österreich gehörte man neu zu den «Kuhschweizern». Das wenig schmeichelhafte Schimpfwort ist für das Jahr 1499 und damit für die Zeit des Schwabenkrieges (den sie in Deutschland Schweizerkrieg nennen) belegt. Die Herkunft der Retourkutsche, der ebenso dümmlichen Beleidigung «Sauschwabe», ist nicht geklärt, muss aber neueren Datums sein.

So viel Gehässigkeit kann ich kaum glauben, während ich in gemütlichem Tempo meine friedliche Fahrt fortsetze. Ich habe gelesen, dass das nachbarschaftliche Einvernehmen zwischen Deutschen und Schweizern am Oberrhein auch zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts gut war. Bis zur nationalsozialistischen Machtübernahme. Besonders nach Hitlers Überfall auf Frankreich im Mai 1940 war im Fricktal die Angst vor dem Krieg gross. Grenzgänger überquerten die Brücken in beiden Richtungen kaum mehr. Bis Kriegsende waren diese zeitweise unpassierbar. Das war verheerend für jene Verzweifelten, die sich unter Lebensgefahr, über den Rhein schwimmend, in die «sichere» Schweiz retten wollten. Mein Vater, er war damals Lehrling im Laufenburger Rathaus, schilderte mir den traurigen Anblick von Menschen, die bei gescheiterten Fluchtversuchen im Rhein ertranken. Solche gab es auch weiter flussabwärts. Etwa in der Nähe des Alu-Werks in Badisch-Rheinfelden, dem zahlreiche Zwangsarbeiter zu entkommen versuchten.

In der Nachkriegszeit blieben die schrecklichen Bilder in den Köpfen der Fricktaler haften. Jedoch nicht auf Kosten der Menschlichkeit. Und so gab es schon 1946 eine Solidaritätsaktion mit den hungernden Menschen im Südbadischen. Die Erinnerung an die hässliche Fratze der Grenze verblasste mit den Jahren. Die gute Nachbarschaft wurde zur Normalität. Und so rieb man sich recht ungläubig die Augen, als in der Coronazeit auf einmal die Grenzwächter wie aus dem Nichts auftauchten und den Gang über die Brücken ins Ausland wieder versperrten.

Und wie ist es heute? Die Kontrollen (an der EU-Aussengrenze) werden in jüngster Zeit wieder verstärkt. Vergeblich versuchte Bundesrat Jans seine deutsche Amtskollegin von den negativen Auswirkungen für die Region zu überzeugen.

Davon spüre ich als Velofahrer auf meiner heutigen Etappe nichts. Sie verläuft von Mumpf nach Stein und über die Holzbrücke auf der deutschen Seite bis zum Säckinger Kraftwerk. Von dort zurück auf Schweizer Boden (nationale Route 2) am hübschen Laufenburg vorbei bis Schwaderloch. Schliesslich lasse ich den Rhein hinter mir. Mit welchem Wort lässt sich das Naturwunder des Flusses beschreiben? Wie wär’s mit «grenzenlos»?

Zu den heutigen Fragen:
1. Wo befindet sich der abgebildete Grenzübergang?

2. Zu welchem Landkreis gehört die Gemeinde auf der deutschen Seite der Brücke?
a) Lörrach
b) Waldshut
c) Konstanz

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PETER SCHMIDS FRICKTALER CHECK

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