Mit orange gegen Gewalt an Frauen

  11.11.2025 Fricktal

Die weltweite UNO-Kampagne strahlt erneut bis ins Fricktal: Gewalt an Frauen und Mädchen darf niemals toleriert oder übersehen werden – diesem Leitsatz verpflichtet, ruft der Soroptimist International Club Fricktal zur Solidarität, zum Hinschauen und zum Handeln auf; besonders intensiv während den Orange Days vom 25. November bis 10. Dezember.

Simone Rufli

Auch in diesem Jahr engagiert sich der Soroptimist International Club Fricktal aktiv bei den Orange Days – der weltweiten Kampagne der UNO zur Bekämpfung von Gewalt an Frauen und Mädchen. Im Vorfeld der 16 Aktionstage zwischen dem internationalen Tag der Gewalt gegen Frauen (25. November) und dem Tag der Menschenrechte (10. Dezember) unterhielt sich die NFZ mit Club-Präsidentin Doris Becker über gesellschaftliche Entwicklungen und die in diesem Jahr geplanten Aktivitäten.

NFZ: Frau Becker, Ist das Thema geschlechtsspezifische Gewalt in der Bevölkerung angekommen? Doris Becker: Was wir als Fricktaler Club feststellen, ist, dass es immer besser gelingt, die Leute für das Thema zu sensibilisieren, durch unsere Aktionen während den Orange Days, eine verstärke Präsenz in den Medien, aber auch durch eine intensivere Vernetzung mit anderen Clubs in den Regionen Basel und Aarau. Wir stellen gerade bei unseren Standaktionen auch fest, dass geschlechtsspezifische Gewalt nicht länger ein Tabuthema ist, dass die Frauen offener werden und sich vermehrt getrauen, über eigene Erfahrungen mit Gewalt in ganz unterschiedlichen Formen zu sprechen. Und dass sie Beratungsangebote wie die Dargebotene Hand oder die Opferhilfe vermehrt annehmen. Das ist erfreulich.

Ein anderes Bild zeigt der Blick in die Statistik.
Das ist leider so. Bis Anfang September wurden schweizweit bereits wieder 23 Frauen Opfer von Femiziden, also getötet aufgrund ihres Geschlechts – trotz verstärkten Bemühungen bei Prävention, Aufklärung und Beratung. Das ist erschreckend.

Gibt es eine Erklärung für diese Entwicklung?

Es gibt eine Vielzahl von Gründen, die zusammenwirken. Angefangen von der globalisierten Welt, wo ganz an der Spitze machtgetriebene männliche Vorbilder Gewalt legitimieren und sie in unterschiedlichen Formen vorleben, über weltweite Nachahmer in der Politik, Migrations- aber auch Schweizer Familien mit patriarchalen Strukturen bis zu Kindern und Jugendlichen, die schutzlos den negativen Einf lüssen des Internets ausgesetzt sind und sich aus einem Mangel an allgemeingültigen Werten im Netz ihre eigenen Leitplanken suchen.

Ist die Gesellschaft insgesamt heute gewaltbereiter als früher?
Sicher ist, dass immer weniger klar ist, welche Regeln noch gelten und an welchen Werten man sich orientieren kann. Allein aufgrund meiner Erfahrung aus 40 Jahren im Schulbetrieb stelle ich Veränderungen fest. Vandalismus und Aggressivität sind heute häufiger und es braucht an den Schulen immer mehr Auseinandersetzung. Für uns bedeutet all das, dass wir über die Clubgrenzen im Verbund mit den anderen Institutionen und Organisationen noch aktiver werden müssen, und zwar mit vereinten Kräften und gemeinsamen Aktionen.


Mit Brotsäcken gegen häusliche Gewalt
Fortsetzung des Interviews mit Doris Becker zu den Orange Days

Orange Beleuchtung ist nur eines von zahlreichen Mitteln, dessen sich der Soroptimist International Club Fricktal bedient, um vom 25. November bis 10. Dezember auf geschlechtsspezifische Gewalt an Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen.

Simone Rufli

NFZ: Frau Becker, welche Aktionen hat Soroptimist International Club Fricktal für die Orange Days 2025 geplant?
Doris Becker:
Am 29. November sind wir wie gewohnt mit zwei Ständen in der Marktgasse in Rheinfelden, wobei ein Stand von der Frauenberatung Rheinfelden betreut wird und mit einem Stand vor dem Sanitätshaus in Frick präsent. Wir verteilen Orangen, gedenken mit einem Podest voller Kerzen der Opfer von Femiziden und machen auf Beratungsangebote aufmerksam.

Begleitet und unterstützt werden wir vom Club Inner Wheel Basel-Riehen, Politikerinnen aus dem Fricktal, dem Gemeindeverband Sozialbereiche Bezirk Rheinfelden sowie der Jugend- und Familienberatung Laufenburg. Auch die Kriminalprävention wird vertreten sein.

Am 30. November findet in fricks Monti wieder eine Kino-Matinée statt. Gezeigt wird der Film «She Said» von Maria Schrader, der die Belästigungsvorwürfe gegen den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein thematisiert. Er handelt von den beiden New York Times-Journalistinnen, die in einem im Jahr 2017 veröffentlichten Artikel den betroffenen Frauen erstmals eine Stimme geben und der zum Ausgangspunkt für die #MeToo-Bewegung wird und das Schweigen zu sexuellen Übergriffen durchbricht.

Auch in diesem Jahr werden während den 16 Aktionstagen der Bahnhofsaal in Rheinfelden, die Holzbrücke in Stein, der Wasenturm in Laufenburg, die reformierte Kirche in Frick, die katholische Kirche in Gipf-Oberfrick, die christkatholischen Kirchen in Magden und Möhlin sowie der Saurier-Kreisel in Frick und das Firmengebäude von Bäumlin und John beim Bahnhof Frick in orangem Licht erstrahlen.

Und damit unsere Botschaft möglichst in alle Haushalte gelangt, lancieren wir vom 25. November bis zum 10. Dezember eine Brotsack-Aktion, an der sich Beck Maier, die Bäckereien Aukofer, Rohrer und Kunz beteiligen. Mit der Aufschrift «Häusliche Gewalt kommt bei uns nicht in die Tüte» leisten die Papiersäcke einen wertvollen Beitrag zur Sensibilisierung der Kundschaft.

Nicht zu vergessen: am 22. November bieten Livia Boscardin in Rheinfelden und Stefanie Birrer in Frick Wen-Do-Schnupperkurse für Frauen an. Das Kursgeld aus diesen «Weg der Frau»-Kursen werden wir aufstocken und dem Frauenhaus Aargau-Solothurn spenden.

Wissen Sie bereits, wofür das gespendete Geld eingesetzt wird?
Von Rosmarie Hubschmid, der Geschäftsleiterin des Frauenhauses, wissen wir, dass Kinder im Frauenhaus eine spezielle Betreuung benötigen. Denn in den meisten Fällen erleben sie die Gewalt an ihren Müttern mit. Diese Traumata müssen die Kinder zusammen mit Fachpersonen aufarbeiten können und das unterstützen wir mit einer Spende.

Die Aktivitäten in den Regionen werden ab dem 11. November von einer schweizweiten Präventionskampagne unter der Schirmherrschaft von Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider begleitet.
Das ist gut und natürlich eine willkommene Unterstützung. Je mehr Aufmerksamkeit, umso besser.


Weitere Infos unter: www.soroptimist-fricktal.ch/aktuelles


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