Zeiningen soll beim Strom über die Bücher
18.11.2022 ZeiningenDie IG «Neuausrichtung Elektra Zeiningen» plant einen Überweisungsantrag
Nach Bekanntwerden der Strompreis-Explosion möchte eine neu gebildete Interessengemeinschaft den Gemeinderat damit beauftragen, sämtliche Vor- und Nachteile einer Umstrukturierung der Elektra Zeiningen auszuloten.
Ronny Wittenwiler
Die tiefen Strompreise der Vorjahre könnten leider nicht weiter aufrechterhalten werden, erklärte die Gemeinde im August. Es sei 2023 mit einer Steigerung zwischen 75 und 125 Prozent zu rechnen. «Im Gegensatz zu anderen, grösseren Energieversorgungsunternehmen verfügt die Elektra Zeiningen über keine eigenen Produktionsanlagen und kauft ihren gesamten Strom am freien Markt.» Die Elektra Zeiningen bedauere diese Entwicklung sehr und setze alles daran, ihre Beschaffungsstrategie weiter zu optimieren.
Gleiches – eine Optimierung der Beschaffungsstrategie – will auch die neu formierte «IG Neuausrichtung Elektra Zeiningen». Der Name verrät bereits vieles, und ein Schreiben dieser IG lässt ihr Ansinnen noch konkreter werden: «Unsere Elektra hat längst keine Eigenständigkeit mehr und ist vollumfänglich von vier professionellen Partnern abhängig, darum soll die Weiterführung des Eigenwirtschaftsbetriebes hinterfragt werden. Vor- und Nachteile eines möglichen Verkaufs an einen starken Partner sind aufzuzeigen, damit die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über die zukünftige Stromversorgung entscheiden können.»
«Der Schuh drückt»
Mitglied der IG «Neuausrichtung Elektra Zeiningen» ist Herbert Lützelschwab. Er sagt: Ohne bisheriges öffentliches Auftreten gehörten bereits rund 25 Personen dieser Interessengemeinschaft an. «Der Schuh drückt.»
Ein Austausch zwischen der IG und den Behörden (Gemeinderat, Elektra-Kommission) sowie zwei Fachpersonen hat am 18. Oktober stattgefunden. «Dabei wurden auch Fragen im Zusammenhang mit der hiesigen Strombeschaffungsstrategie und der Zweckbestimmung einer dorfeigenen Elektrizitätsversorgung beantwortet», liess ihrerseits die Gemeinde im Nachgang zu diesem runden Tisch verlauten, Gemeinderat und Elektra-Kommission drückten zudem ihr Bedauern über die immense Kostensteigerung nochmals aus (nachzulesen auf der Gemeinde-webseite: Aktuelles/ Neuigkeiten, 25.10.2022).
Die IG ihrerseits hält fest, dass am runden Tisch Anregungen zur Förderung erneuerbarer Energien positiv aufgenommen worden seien («bei Photovoltaikanlagen soll der Rücklieferungstarif den gesetzlichen Vorgaben entsprechen»). Und doch zeigte sich die Interessengemeinschaft, soviel geht aus dem Schreiben auch hervor, nur bedingt glücklich über den Austausch: «Zukunftsgedanken, einen Verkauf der Elektra in Betracht zu ziehen, diese Strategie kam am runden Tisch nicht gut an.»
Gegenüber der NFZ lässt die IG nun durchblicken, dass sie zuhanden der Gemeindeversammlung vom 7. Dezember einen Überweisungsantrag stellt. Demnach soll der Gemeinderat Zeiningen damit beauftragt werden, Vor- und Nachteile einer Umstrukturierung der Elektra Zeiningen zu evaluieren. «Das schliesslich soll dann analysiert werden und zu einem Entscheid an einer Gemeindeversammlung 2023 führen», sagt Lützelschwab. «Ob diese Überprüfung einer Neuausrichtung dann in einen Verkauf mündet oder nicht, ist dann ein anderer Schritt.»
Der Strom, soviel ist klar, er sorgt auch in Zeiningen für ein Knistern.