Klein, fein und sagenumwoben

  16.11.2021 Kaisten

Die Kaister Wendelinskapelle hat ihre einstige Bedeutung verloren

Die unter Denkmalschutz stehende, dem Bauernpatron Wendelin geweihte Kapelle vereint Geschichte und auch Sagen auf sich. Aktuell soll sie saniert werden.

Susanne Hörth

Die 1672 erbaute Wendelinskapelle ist mit ihren fast 350 Jahren älter als die Kaister Kirche und hatte einst eine wichtige Bedeutung als Bezugs- und Orientierungspunkt bei Flurprozessionen und Bittgängen inne. Heute nimmt die kleine Kapelle mit dem sehr dominanten Hintergrund voller Leitungsmasten (Stromzentrale auf dem Kaisterfeld) diese Aufgabe lediglich noch an der jährlichen Wallfahrt von Hornussen nach Todtmoos wahr. Weniger Bedeutung heisst aber nicht keine Beachtung mehr zu bekommen. Diese findet das kleine Gotteshaus direkt an der Strassenkante zum einen von den vielen, täglich hier vorbeifahrenden Verkehrsteilnehmenden. Aber vor allem von den Verantwortlichen der Kirchenpflege. Die unter Denkmalschutz stehende Kapelle wird gut unterhalten, dazu gehören auch regelmässige Sanierungen. Eine solche Instandstellung drängt sich nun wieder auf.

Ein spezieller Standort
Der Standort der kleinen Kapelle direkt an der Strasse zwischen Kaisten (gegenüber des Kaister Schützenhauses) und Laufenburg ist nicht optimal. Dies hat vor einigen Jahren ein ehemaliges Kirchenpf legemitglied sogar zu den Gedanken bewogen, den sakralen Bau umplatzieren zu lassen. Daraus wurde dann aber nichts. Vor fast zehn Jahren ist ein Autofahrer auf der vorbeiführenden Strasse aufgrund von Glatteis ins Schleudern geraten und ist als Folge mit seinem Fahrzeug gegen die Pfeiler beim Eingangsbereich der Kapelle gekracht. Die Stützen mussten in der Folge erneuert werden. Schon damals stand ebenfalls eine sanfte Sanierung des kleinen Gotteshauses an. Wie bei den damaligen Arbeiten wird auch bei den anstehenden Massnahmen die kantonale Denkmalpflege beigezogen. Wie den Unterlagen der kommenden Kaister Kirchgemeindeversammlung entnommen werden kann, sind unter anderem die undichten Holzschindeln zwischen den Ziegeln Auslöser für nötige Instandstellungsarbeiten. Weiter heisst es: «Die Einmörtelung von Grat und First löst sich langsam auf. Auch sind die Dachlatten auf der Rückseite schon durchgebrochen und mussten ersetzt werden. Daher ist eine Dachsanierung dringend notwendig, bevor weitere Schäden entstehen.» Laut Kirchenpflege, sie stützt sich dabei auf eine Empfehlung des Denkmalschutzes, soll die Kapelle zudem mit einem neuen Anstrich versehen und zudem die Fenster und Läden saniert werden. Die der Kirchenversammlung beantragten Kosten von 71600 Franken teilen sich wie folgt auf: Malerarbeiten inklusive Gerüst, Wegkreuz 21100 Franken; Zimmermann inklusive Spenglerarbeiten 45 000 Franken sowie Steinmetz 15 000 Franken. Die Denkmalpflege Aargau beteiligt sich mit 9500 Franken an den Sanierungskosten.

Die Sage um den Kindsmörder
Die Wendelinskapelle ist auch in einer Kaister Sage verewigt. Es heisst, der eine oder andere, der einst zu nächtlicher Stunde an dem kleinen Gotteshaus vorbeiging, habe schlurfende Schritte hinter sich gehört. Beim Kreuz beim Dorfeingang sei ab und zu sogar eine schemenhafte Gestalt zu erkennen gewesen, die sich aber dann in Nebel auflöste. Laut Sage handelte es sich dabei um die ruhelose Seele eines schwedischen Husaren. Er hatte während des Dreissigjährigen Krieges zwei in einer Wiege liegende Kinder in Kaisten erstochen. Auf seinem nachfolgenden Ritt Richtung Laufenburg fiel er bei der Kapelle vom Pferd und starb.


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